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Knirps ist überzeugt, dass ein echter Raubritter in ihm steckt. Deshalb will er unbedingt beim berüchtigten Rodrigo Raubein in die Lehre gehen! Doch der fordert zunächst eine Mutprobe. Als Knirps auf die Kutsche von Prinzession Flip stößt, sieht er seine Chance gekommen. Kann es etwas Gefährlicheres geben als einen Prinzessinnenraub? Noch ahnt er nicht, dass auch der mächtige Zauberer Rabanus Rochus und sein Drache es auf sie abgesehen haben.

Produktbeschreibung
Knirps ist überzeugt, dass ein echter Raubritter in ihm steckt. Deshalb will er unbedingt beim berüchtigten Rodrigo Raubein in die Lehre gehen! Doch der fordert zunächst eine Mutprobe. Als Knirps auf die Kutsche von Prinzession Flip stößt, sieht er seine Chance gekommen. Kann es etwas Gefährlicheres geben als einen Prinzessinnenraub? Noch ahnt er nicht, dass auch der mächtige Zauberer Rabanus Rochus und sein Drache es auf sie abgesehen haben.
Autorenporträt
Regina Kehn, 1962 geboren, wuchs mit Jim Knopf und der Wilden 13 auf. Nach dem Studium der Illustration an der HAW Hamburg begann sie, als freie Illustratorin zu arbeiten und wurde seither vielfach ausgezeichnet. Sie illustrierte bereits mehrere Werke von Michael Ende, darunter "Der lange Weg nach Santa Cruz" (nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis). 2016 erhielt sie für ihre Illustrationen in dem Kinderbuch "Freunde der Nacht" den Rattenfänger-Literaturpreis.
Kinderbuch des Monats February 2019
Michael Ende/Wieland Freund: Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe

In Michael Endes Nachlass fand sich der säuberlich getippte Anfang zu einem fantastischen Kinderroman: Knirps, der Sohn von Puppenspielern, macht sich bei Nacht und Unwetter auf die Suche nach dem legendären Raubritter Rodrigo Raubein im Bangewald. Mit welchem gefährlichen Verbrechen wird er dessen Gunst gewinnen können? Das fragte sich auch Wieland Freund. Aus den Details des Fragments - ihn inspirierten die Marionetten der mittelalterlichen Theaterleute - erschuf er ein spannendes, aberwitziges Abenteuer.

Was?

Mit klassischen Märchenfiguren und vertrauten Motiven wird eine doch moderne Geschichte erzählt. Mut und Fantasie - oder der Mangel an dem einen oder anderen - sorgen hier für Überraschungen. Wir treffen auf einen scheuen und einfallsreichen Ritter, eine ihre Entführung anbietende Thronfolgerin, einen frustrierten Drachen und einen belesenen Papagei. Am Ende findet jede und jeder den richtigen Platz im Leben.

Wie?

Das großformatige Märchenbuch ist mit ganzseitigen Szenen, schmuckvollen Kapitelanfängen und verspielten Vignetten bebildert. Die Illustratorin Regina Kehn lernte im Zuge ihrer Arbeit an "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" (1989) und "Der lange Weg nach Santa Cruz" (1992) den Autor noch persönlich kennen. Mit prächtigen Farben entführt sie uns nun in die fantastische Welt von Rodrigo und Knirps.

Für wen?

Das Buch eignet sich als Vorlesegeschichte für Kinder ab sechs Jahren - oder für etwas ältere zum Selbstlesen. Ein bisschen gruselig wird es manchmal schon, doch Rettung, Familie und Zuversicht sind nie weit entfernt. Erwachsene Ende-Fans dürfen sich auf einige erzählerische Zitate und Pointen freuen.

Von wem?

Fast ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, drei Kapitel vom großen Erzähler Michael Ende zu entdecken, ist schon eine große Freude. Doch danach geht der Spaß erst richtig los - weitergesponnen vom Berliner Autor Wieland Freund, der mit Ende-Büchern aufwuchs und gleich für seine ersten beiden Kinderbücher mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet wurde. Das Buch ist sowohl eine Entdeckung als auch eine Hommage.

Und weiter?

Die Neuerscheinung "Rodrigo Raubein" ist der Auftakt zum Michael-Ende-Jahr. Ende wäre im November 90 Jahre alt geworden. Eine Reihe von Neuausgaben und Veranstaltungen laden dazu ein, sein Werk neu - gemeinsam mit neuen Generationen - zu entdecken.

Alles zum Kinderbuch des Monats
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2019

Wohin die Reise gehen sollte, wusste Michael Ende nicht
Bloß kein Selbstimitat: Aus einem knappen Fragment wird Jahrzehnte nach dem Tod des Autors ein gutgelaunter Roman

Als Michael Ende 1995 starb, hinterließ er den Anfang eines neuen Kinderbuchs. Die ersten drei Kapitel hatte er abgeschlossen. Das Manuskript war bereits ins Reine übertragen worden, mit Schreibmaschine. Es gab die Hauptperson mit Namen Knirps. Sein erstes Abenteuer in der Schauderburg hat er bereits erlebt. Sein Gegenspieler heißt Rodrigo Raubein, er ist ein Raubritter und Bösewicht, dem Ende jedoch, wie immer in seinen Geschichten, eine andere, unerwartete Seite abgewinnt. Knirps und Raubein treffen aufeinander. Der eine wünscht sich, was der andere fürchtet. Da reißt die Geschichte ab.

Die Existenz des Manuskripts war kein Geheimnis, drei Jahre nach Endes Tod wurde es bereits veröffentlicht in dem Sammelband "Der Niemandsgarten", zusammen mit weiteren nachgelassenen Schriften. Zwanzig Jahre lang aber blieb die Frage, wie die Geschichte weitergehen könnte, ein Gedankenexperiment, so dass Knirps und Raubein schon dazu verdammt schienen, wie Flugzeuge in Warteschleife über uns zu kreisen, auf ewig dieselben Bahnen ziehend. Damit ist nun Schluss: Der Thienemann-Esslinger Verlag hat Landeerlaubnis gegeben und zum Piloten wurde Wieland Freund ernannt, Journalist und Kinderbuchautor, zuletzt erhielt er den Rattenfänger-Literaturpreis der Stadt Hameln. Zu den drei Kapiteln von Ende hat Freund weitere dreizehn hinzugefügt und damit aus dem Fragment ein Buch gemacht. Kann das gutgehen?

Ohne zu viel von der Geschichte zu verraten, muss man sich dafür Knirps näher ansehen, die Hauptperson, wie sie bereits Michael Ende entworfen hat. Über den Jungen erfahren wir, dass er der einzige Sohn von zwei Marionettenspielern ist, mit Namen Papa und Mama Dick. Sie rumpeln mit einem von Eseln gezogenen Wagen über Land, wobei ihr Stern bereits gesunken ist. Papa Dicks Puppentheater langweilt Kinder und Erwachsene, und Knirps wünscht sich nichts mehr, als der verstaubten Welt seiner Eltern zu entfliehen. Er sehnt sich nach Abenteuern, auch wenn er nur eine ungenaue Vorstellung davon hat. Noch Ende schreibt in seinem nachgelassenen Text: "Knirps wusste überhaupt nicht, was Angst ist, und deswegen brauchte er auch nichts zu überwinden." Die Furchtlosigkeit, so lesen wir weiter, solle jedoch nicht mit Mut verwechselt werden: "Denn mutig ist jemand, der Angst hat und seine Angst überwindet." Knirps wird abhauen, bei der ersten Gelegenheit, die sich bietet, als bei einem Unwetter im Schauderwald der Puppentheaterwagen gegen einen Stein fährt und umkippt. Von da an ist der Junge auf sich selbst gestellt, und er entschließt sich, Knappe des gefürchteten Raubritters Rodrigo Raubein zu werden.

Mit dieser Unerschrockenheit aber ist Knirps von Anfang an gerade kein typisches Michael-Ende-Kind. Endes berühmte Geschichten teilen einen Versuchsaufbau, sie alle beginnen damit, dass auf viel zu schmale Schultern eine übergroße Bürde gelegt wird. Jim Knopf muss seine Heimat verlassen, in die Drachenstadt eindringen und die Kinder aus der Schule von Frau Mahlzahn befreien. Momo nimmt den Kampf gegen die grauen Herren auf, die eine ganze Stadt tyrannisieren. Bastian Balthasar Bux erhält in "Die unendliche Geschichte" die Aufgabe, Phantásien zu retten. Immer scheinen die Helden zunächst zu klein, der Auftrag ist zu groß, sie versinken darin, wie Momo in dem überdimensionierten Herrenjackett, in das sie Michael Ende in seinen Buchillustrationen von 1973 steckte. Im Verlauf der Geschichten jedoch werden die Kinder deswegen gewinnen, weil sie über Mittel verfügen, die den Erwachsenen verlorengegangen sind. Eben für diesen Clou wurde der Autor zu Lebzeiten geliebt und gehasst. Die einen verehrten Ende als Utopisten und Antimaterialisten, die anderen verspotteten ihn als Eskapisten.

Knirps ist kein Bruder von Jim, Momo oder Bastian: Er ist frech und vorlaut, er ärgert seine Eltern, er hat nicht vor, die Welt zu retten, und niemand verlangt es von ihm. Kein Leser muss seinen Untergang fürchten und noch viel weniger den Untergang der Welt. Ende hat mit seinem Anfang einen überraschend heiteren Helden geschaffen, und das ist der Faden, den Freund weiterspinnt. Kapitel für Kapitel erweitert Freund das märchenhafte Personal. Es wird die selbstbewusste Prinzessin Flip geben. Ihren Vater, den traurigen König Kilian, der nicht mehr lachen kann. Den Schurken Rabanus Rochus und seinen Drachen Wak, mit dem sich ein Papagei mit Namen Sokrates anlegt. Von weitem winken hier Personen aus Endes Märchenkosmos: Der traurige König Kilian zum Beispiel ist mit dem Regieren so überfordert wie König Alfons, der Viertel-vor-Zwölfte.

Und doch ist alles ganz anders: Wieland Freund schickt seinen Knirps durch eine verspielte fröhliche Welt, in der ein Märchen einfach ein Märchen ist und keine gesellschaftskritische Parabel. Knirps wird lernen, was es heißt, Angst zu haben. Das ist gut für ihn, aber kein notwendiger Schritt, um etwas Größeres zu erreichen, ein Weltenretter wird er damit nicht.

In diesem gutgelaunten Ton sind auch die Illustrationen von Regina Kehn gehalten. Wenn Knirps und Flip gemeinsam durch den Wald laufen, scheint die Sonne ins Unterholz, und niemand würde daran zweifeln, dass die beiden aufgeweckten Kinder einen klugen Plan in die Tat umsetzen. Freund erzählt "Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe" in schnellem Tempo und mit viel Sprachwitz, darin ähnelt es Endes Werken. Das Buch ist aber in einer Weise zuversichtlich, die Ende fremd gewesen wäre.

Oder vielleicht doch nicht? Er habe, hat Wieland Freund in einem Interview gesagt, nicht versucht, Ende zu imitieren. Das ist eine umso klügere Entscheidung, als Ende offensichtlich selbst versucht hat, sich mit Knirps und Raubein nicht zu imitieren. Für seinen ungewöhnlichen Ausbruchversuch gibt es kein deutlicheres Zeichen als den Vater von Knirps. Er, der Puppenspieler Papa Dick, ist das, was Ende nie werden wollte, die Schreckensversion einer Kunst, die einmal am Anfang von allem stand. Die Marionettenspieler auf den Plätzen von Sizilien hatten Ende zu Beginn der fünfziger Jahre zum Geschichtenerzählen gebracht. Die Augsburger Puppenkiste machte seinen Jim Knopf zu einem durchschlagenden Erfolg.

Mit Knirps kehrte Ende dieser Vergangenheit den Rücken zu, wohin die Reise gehen sollte, wusste er selbst noch nicht. Das Experiment Kinofilm hielt er, nachdem "Die Unendliche Geschichte" 1984 auf die Leinwand gebracht worden war, für gescheitert. Dem Reiz von Computerspielen erlag er selbst, er verbrachte viele Stunden damit, ohne eine Antwort darauf zu haben, was sich aus ihnen für das Geschichtenerzählen lernen ließe.

Als Michael Ende also den Jungen Knirps und Rodrigo Raubein erfand, war vieles offen. Welchen Schluss er gefunden hätte, wissen wir immer noch nicht. Dass aber Wieland Freund den Jungen zum Helden eines schönen, heiteren und unterhaltsamen Märchens gemacht hat, kann nun jeder nachlesen.

JULIA VOSS

Michael Ende, Wieland Freund: "Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe". Roman.

Mit Bildern von Regina Kehn. Thienemann Verlag, Stuttgart 2018. 208 S., geb., 17,- [Euro]. Ab 6 J.

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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Diese Vollendung seines begonnenen Romans "Rodrigo Raubein" hätte Michael Ende gefallen, schwärmt Rezensentin Sylvia Schwab. Dass Wieland Freund mit Michael Ende befreundet war, dürfte dabei geholfen haben, dass die Kritikerin nicht mal einen Bruch zwischen den beiden Teilen erkennt. Und so liest sie amüsiert die Geschichte um den kleinen Knirps, der er sich einem vermeintlich bösen Raubritter, der sich bald als "sensibler Kakteenzüchter" entpuppt, als Knappe andient und manches Abenteuer erlebt. Den "Witz", die Farbe und die "verschmitzte Logik", mit denen Ende und Freund ihre kleinen Leser ansprechen, hätte sie sich allerdings auch von Regina Kehns Illustrationen gewünscht.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das Buch vermittelt: Es lohnt sich aufzubrechen - weil man daran wächst. Und hinzu kommt, dass der Humor des Buches nicht nur für alle Altersklassen, sondern auch für alle Zeiten gültig ist. [...] Diese Abenteuer begleiten einen im Geiste noch wochenlang - ganz egal, ob man 9 Jahre alt ist oder schon erwachsen." Tobias Krell, "Checker Tobi", bekannt aus KiKA DIE ZEIT Newsletter "Was wir lesen" 20210318