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Dabei hat alles mit einem Witz begonnen.Clarissa kommt ihrem Mann auf die Schliche, weil sie aus dem Mund einer anderen einen Witz hört, den sie sofort wiedererkennt. Was tun? Die kluge Clarissa wartet erst einmal ab und schreitet dann zur Rache.Gesprochen wird in ihrer Ehe nicht, aber gelesen. Der Gatte Giano, Städteplaner und mit der Dekonstruktion in Großstädten beschäftigt, hat daher eine listige Idee: Er bringt die Affäre peu à peu zu Papier. Und natürlich läßt Giano die beschriebenen Seiten so in der Wohnung herumliegen, daß Clarissa sie finden und lesen muß ...Luigi Malerba läßt diesmal…mehr

Produktbeschreibung
Dabei hat alles mit einem Witz begonnen.Clarissa kommt ihrem Mann auf die Schliche, weil sie aus dem Mund einer anderen einen Witz hört, den sie sofort wiedererkennt. Was tun? Die kluge Clarissa wartet erst einmal ab und schreitet dann zur Rache.Gesprochen wird in ihrer Ehe nicht, aber gelesen. Der Gatte Giano, Städteplaner und mit der Dekonstruktion in Großstädten beschäftigt, hat daher eine listige Idee: Er bringt die Affäre peu à peu zu Papier. Und natürlich läßt Giano die beschriebenen Seiten so in der Wohnung herumliegen, daß Clarissa sie finden und lesen muß ...Luigi Malerba läßt diesmal seine Figuren unglaubliche Wechselbäder durchleben. Einmal erzählt er, einmal sie, so daß wir die gleichen Ereignisse aus dem Blickwinkel der Frau und des Mannes erleben. Ist es wirklich dieselbe Ehe?Ein großer Eheroman über unausgesprochene Gefühle, subtile Beziehungskämpfe, Liebe und Lebensweisheit.
Autorenporträt
Luigi Malerba, 1927 in Berceto bei Parma geboren, gehörte zu den Gründern des 'Gruppo 63', schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Erzählungen und Romane. Der phantasievolle Geschichtenerzahler, der zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Italiens zählt, lebt in Rom und Orvieto.Zu seinen bekanntesten Büchern zählen 'Die nachdenklichen' Hühner' sowie die historischen Romane 'Das griechische Feuer', 'Die nackten Masken' und 'Pataffio'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2007

Zwei Köpfe braucht der Mann
Janus mischt kräftig mit: Luigi Malerbas Eheverwicklungen

Nur wenigen Schriftstellern gelingt es, die ersten Sätze eines Romans wie eine Verheißung aussehen zu lassen. Zu ihnen gehört Luigi Malerba; dessen neues Buch beginnt so leichtfüßig, verwegen und elegant, als hätte der römische Janus, Gott der Anfänge, persönlich Beistand geleistet. Mit einem Witz zieht der Dichter den Leser in den Bann, eine Eröffnung, wie sie einfacher kaum sein könnte. Und höchst raffiniert zugleich: Jenen Witz um einen Adler mit zwei Köpfen erzählt Romanheld Giano bei jeder sich bietenden Gelegenheit - Giano, dessen Name ebenfalls auf den Gott mit den zwei Gesichtern zurückgeht. Tatsächlich scheint in Malerbas Roman Janus die Fäden zu ziehen, die Figuren ins Zwielicht zu rücken und ihre Motive ambivalent erscheinen zu lassen.

Giano, ein Mann in den Vierzigern, Professor für Urbanistik in Rom, liebt zwei Frauen; er betrügt seine Ehefrau Clarissa mit der lasziven Valeria. Clarissa wiederum betrügt ihn mit seinem Kollegen Zandel, einem kränkelnden Bürgersteig-Spezialisten. Beide wissen um die Untreue des anderen und schweigen. Durch kalkulierte Zeichen der Zuwendung, kleine inszenierte Eifersüchteleien, falsche Rücksichtnahme und "Übungen in Unlauterkeit", die eigentlich "Liebesübungen" sind, schützen sie das fragile Gleichgewicht ihrer Ehe. Die Feigheit, die sie zu solchen Versteckspielen nötigt, tarnen sie als Vernunft. Eine lange eingeübte emotionale Passivität verhindert jede authentische Liebesbekundung. Der unsichere, von Phobien, Allergien und Wehmut geplagte Giano ist nur in seinen Träumen kühn. Er möchte die Ewige Stadt niederreißen. Seine Pläne einer "Urbanistischen Dekonstruktion" lassen Rom als sternförmige Stadt der Zukunft neu erstehen. Clarissa, eine verwöhnte Bourgeoise und sehr schick, wirkt wie festgebannt in ihrer schläfrigen Langeweile und nihilistischen Daseinsleere. Sie ergeht sich in dramatischen Gesten, verbirgt hinter ihrer Weltläufigkeit ein langsam erkaltendes Herz und betäubt ihre Depressionen mit Psychopharmaka. Auf der Suche nach Abwechslung flaniert sie durch die Straßen Roms, besucht Ausstellungen, macht einen Schaufensterbummel, geht ins Kino oder isst ein Eis an der Piazza Navona oder beim Pantheon. Um seine Unentschlossenheit zu überwinden, beginnt Giano einen Roman zu schreiben und damit zum ersten Mal seine Sicht auf die Wirklichkeit festzuzurren. Hinter den Protagonisten seines Romans, Marozia, Zurlo, Bubi und Tania, verbergen sich Clarissa, Zandel, Giano und Valeria.

Luigi Malerba schmuggelt also die mittlerweile schon ein wenig abgenutzte Fiktion des Buchs im Buch in seinen Plot hinein, und zunächst fühlt man sich an seine bekannte Vorliebe für avantgardistische Formexperimente erinnert, an die raffinierten, obgleich ausufernden Konstruktionen von Romanen wie "Elianes Glanz" (2000). Der mittlerweile achtzigjährige Erfolgsautor weiß jedoch seine Leser zu überraschen: Seine Versuchsanordnung ist zwar eine Reverenz an moderne oder nicht mehr ganz so moderne Romantheorien, jedoch vor allem eine Kulisse für die seelischen Exzesse seiner Helden. Schreibend erobert sich Giano das Vorrecht, das gemeinsame Leben zu deuten. Clarissa, die in seinem Manuskript liest, ist erst empört über Gianos Figuren - "römische Gespenster in unserem Tal des Klatschs" -, doch dann überwältigt von dem "seltsamen, schwindelerregenden Gefühl, sich in einem Roman geschildert zu sehen". Sie beginnt, sich ihrem erdichteten Gegenbild anzugleichen, unterwirft sich Gianos Deutung, imitiert Marozia, deren Gedanken und Verhalten "vernünftiger und wahrscheinlicher sind als meine wirklichen Gedanken und mein wirkliches Verhalten, die immer so unsicher und zusammenhanglos sind". Giano, immer kaltblütiger, legt Clarissa das Seziermesser an die Seele und formt sie nach seinen Vorstellungen. Aber die Fiktion hängt die Wirklichkeit nur ab, um sich zuletzt wieder von ihr einholen zu lassen. Die römischen Gespenster lassen sich nicht mehr exorzieren. Geblendet von der Möglichkeit, die Wirklichkeit zu verändern, wird Giano seiner eigenen Illusion erliegen. Seine Nachttisch-Lektüre, "Don Quijote", hätte ihn zur Vorsicht mahnen können.

Zu den großen Leistungen der Literatur gehört es, neue Welten zu erschaffen und den Leser, dessen Sehnsucht geweckt wurde, in der Illusion versinken zu lassen. Mit Witz und Leichtigkeit erzählt Luigi Malerba von der verlockenden Gefährlichkeit einer Dichtung, die zum Weltverlust zu verführen vermag: Denn "Römische Gespenster" ist nicht nur ein Eheroman, sondern ein Buch über das Lesen selbst. Das Ende aber ist so trickreich wie der Anfang: Malerba stellt zwei alternative Ausgänge zur Wahl. Der Leser darf also dem Gebäude der literarischen Fiktion den letzten Stein hinzufügen. Vielleicht hatte Janus, der Hüter der Tore und Übergänge, wieder seine Finger im Spiel.

ANDREA NEUHAUS

Luigi Malerba: "Römische Gespenster". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Iris Schnebel-Kaschnitz. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2007. 240 S., geb., 19,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit "Römische Gespenster", seiner an amourösen Verwicklungen überreichen Ehegeschichte, erweist sich Luigi Malerba einmal mehr als mit allen Wassern der formalen Virtuosität gewaschener Meister, schwärmt Maike Albath. Dass er in der Geschichte von Giano und Clarissa, die sich gegenseitig betrügen und deren ehelichen Abwege sich immer wieder kreuzen und dadurch immer mehr Tempo in das Geschehen bringen, nicht nur die eigenen avantgardistischen Bestrebungen von früher, sondern auch das römische Leben von heute augenzwinkernd verspottet, findet die Rezensentin sehr amüsant. Als Vertreter der literarischen Avantgarde in Italien, der "Gruppo 63", die sich gegen neorealistische Strömungen nach dem Zweiten Weltkrieg wandte und nach innovativen Erzählformen strebte, lässt es sich Malerba nicht nehmen, eine zweite Ebene in Form eines Romans über die verschiedenen Paar-Beziehungen in seine Geschichte einzubauen, den Giano schreibt und den seine Frau heimlich liest, so die Rezensentin, die an diesem an Arthur Schnitzler erinnernden boshaften "Liebesreigen" ihre helle Freude hatte.

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