Kaum ein Thema hat die Altertumswissenschaft in den letzten Jahrzehnten so sehr umgetrieben, wie die Frage nach der Selbst- und Weltsicht der antiken Menschen. Allein mit dem Namen Jan Assmanns und der an ihn anknüpfenden Konzepte sind ungezählte Publikationen verbunden. Auch diese Arbeit versucht sich dem Thema zu nähern und geht dabei den Weg über die dramatischsten Niederlagen der republikanischen Zeit Roms. Schnell wird bei dieser quellenbasierten Studie deutlich, wie sehr die Komplexe metus hostilis und fatalis dux im Zentrum der Weltsicht sowohl des Einzelnen wie auch des populus stehen - insbesondere in der existentiellen Ausnahmesituation. Sie kristallisieren sich memorialpraktisch in den dies atri. Die Besonderheiten der "substantiell und existentiell" zu verstehenden Moral und ihrer Konsequenzen werden nicht zuletzt darin deutlich, wie mit der Niederlage bei Carrhae (53 v.Chr.) umgegangen wird. Den Schlussstein in der Argumentation bildet die Analyse des Proömiums zu Caesars Gallischem Krieg, welche sehr deutlich die politische und propagandistische Kraft, die hinter solchen Vorstellungen steht, herausarbeitet und aufzeigt, wie sie genutzt wurde.