»Was man nicht erklären kann, davon muss man erzählen.« Seit Jahrhunderten greift die Rechtsgeschichte für die Anfänge des institutionalisierten Rechtswesens auf selbstgeschaffene Mythen zurück. Der Entschlüsselung dieser Ursprungsmythen ist Marie Theres Fögens Buch gewidmet. Ihr geht es darum, aus den Erzählungen des Livius, Dionysios von Halikarnass, Diodor, Cicero und anderer zu rekonstruieren, welches Bild die Römer sich von der Entstehung und Evolution ihres Rechts gemacht haben. Die einschlägigen Erzählungen, von der modernen Historiografie weitgehend verworfen, haben enorme literatur- und kunstgeschichtliche Wirkungen entfaltet.
Marie Theres Fögens reich illustriertes Buch besticht dadurch, dass es diesen Wirkungen mit großer sprachlicher und argumentativer Brillanz nachspürt. Sie lädt den Leser zur »Befehlsverweigerung«, zur Aufhebung der Trennung von Fakten und Fiktionen ein und eröffnet ihm - und uns - damit die »verlockende Chance zu erfahren, wie die Römer sich erklärten, was wir so gerne wüssten.«
Marie Theres Fögens reich illustriertes Buch besticht dadurch, dass es diesen Wirkungen mit großer sprachlicher und argumentativer Brillanz nachspürt. Sie lädt den Leser zur »Befehlsverweigerung«, zur Aufhebung der Trennung von Fakten und Fiktionen ein und eröffnet ihm - und uns - damit die »verlockende Chance zu erfahren, wie die Römer sich erklärten, was wir so gerne wüssten.«
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhundert hat die Geschichte des Römischen Rechts als eine des geordneten Fortgangs der Vernunft gezeichnet. Marie Theres Fögen belegt mit ihrem, wie Uwe Justus Wenzel meint: "wunderbaren", Buch, dass das nicht ohne beträchtliche Schönheitsoperationen abging. Die Berichte früher römischer Historiker zum Beispiel musste man ignorieren oder für Humbug erklären - und gerade dafür interessiert sich Fögen, die herausfinden möchte, wie die Römer sich ihr Recht und seinen Ursprung selbst erklärten. Der heute vielfach nicht mehr aufzuklärende Unterschied von Fakt und Fiktion ist, wie Fögen am Beispiel zeigt, oftmals uneingestandenes Konstrukt der Historikerzunft. Den eigenen erzählerischen Bogen leiht sich die Autorin von der Systemtheorie, die stets betont, dass alles immer auch hätte anders kommen können: eine Geschichte, die die "Geschichten Fögens" zusammenhält, ergibt sich am Ende doch. Dagegen hat der Rezensent, wie gegen das ganze Buch, nicht das mindeste einzuwenden. Hier verbinden sich, schwärmt er, "Anschaulichkeit und Knappheit, Eleganz und wissenschaftliche Akkuratesse".
© Perlentaucher Medien GmbH
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