Eine Kindheit "auf St Pauli" in der Nachkriegszeit ist etwas Besonderes: besonders dreckig, hungrig, spießig und jenseits aller üblichen bürgerlichen Moralvorstellungen. Aber es ist so wie überall in Deutschland: Die Mütter organiseren den Kampf ums Überleben. Die Kinder spielen in den Ruinen. Es fehlen die Väter. Und die, die wieder auftauchen, sind kriegsgeschädigt, vor allem im Kopf. Es wächst eine "lebenshungrige" junge Generation heran, die sich für Kino und Jazz interessiert, und ihre Sexualität in einer einer Welt entdeckt, in der Unverheiratete kein Hotelzimmer bekommen. Nichtmal auf St. Pauli.
buecher-magazin.de"Eigentlich wollte ich von meiner Kindheit auf dem Kiez nichts mehr wissen, war als junger Kerl zur See gefahren und nie wieder nach St. Pauli zurückgekehrt." Konrad Lorenz schrieb das erste Kapitel von "Rohrkrepierer" als Weihnachtsgeschenk, eine kleine, autobiografische Geschichte, die sich unweigerlich zu einem Buch entwickelte. "Plötzlich hörte ich wieder die Stimmen meiner Großmutter und meiner Mutter, wenn sie miteinander zankten, hatte unsere jugendlichen Schnacks im Ohr und unsere aus der Gefangenschaft heimkehrenden, dumpfen Väter vor Augen." Isabel Kreitz hat seinen Text anhand von Erzählungen und alten Fotos als Comic umgesetzt. Ihr Stil ist akribisch, nahezu fotorealistisch. Dunkel und scharf: das kriegsversehrte Hamburg, traumatisierte Erwachsene, die Schwarzmarkthandel betreiben und Kohlen klauen, um zu überleben, tapfere Kinder, die zwischen den Ruinen irgendwie zurechtkommen und Vergnügen finden. Ein spannendes, witziges, schmerzhaftes Buch.
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"Eine tolle Geschichte, authentisch und genau gezeichnet." Der St.Paulianer 20180102