Drastisch gestiegene Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt bescheren Russlands Wirtschaft seit Jahren ungebremstes Wachstum. Mit 640 Milliarden Kubikmetern Erdgas war es 2005 das größte Förderland der Welt. Beim Erdöl kommt es mit 472 Millionen Tonnen in 2005 gleich nach Saudi-Arabien auf Platz zwei. Auch 13 Prozent der Weltreserven an Steinkohle lagern hier. Mit dieser Marktmacht im Rücken ist Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion und einem Jahrzehnt schwindenden weltpolitischen Einflusses als "Energiegroßmacht" auf die internationale Bühne zurückgekehrt. Die russische Führung begreift den Rohstoffreichtum einerseits als Chance zur Modernisierung des Landes. Andererseits sieht sie darin vor allem die Basis für einen sowohl innen- wie außenpolitisch starken Staat. Wieder staatliche Kontrolle über wichtige Rohstoffindustrien zu erlangen, galt als Grundvoraussetzung für die Umsetzung dieses politischen Ziels. Aber gerade sein Rohstoffreichtum stellt Russland vor große Herausforderungen. Wie die Praxis zeigt, entwickelt sich das Gros der ressourcenreichen Staaten wirtschaftlich eher unterdurchschnittlich. Auch scheint der Rohstoffreichtum die Existenz autoritärer Regime zu begünstigen. Sascha Eichelkraut eruiert, wie Russlands gegenwärtige Führung mit den Bodenschätzen umgeht und welche Chancen und Risiken der Rohstoffreichtum für das Land in sich birgt. Der Autor ist gelernter Bankkaufmann. Er studierte Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Russische Philologie an der Philipps-Universität Marburg und der Lomonossow-Universität Moskau.