Bereits in der späten Zarenzeit entwickelte sich Russland durch den Aufbau einer modernen Erdölindustrie im Kaukasus zu einem der weltweit führenden Erdölproduzenten und baute diese Position in der Sowjetzeit weiter aus. Die Industrialisierung und der Aufstieg zur Weltmacht waren eng mit der Fähigkeit verbunden, das enorme Ressourcenpotenzial zu nutzen und fossile Energieträger in immer größerem Umfang nach Europa, dem Hauptabnehmer für russisches Öl und Gas, zu exportieren. Nach dem Zerfall der Sowjetunion waren es die Ölmilliarden, die dem Putin-Regime seine Machtbasis sicherten. Auch wenn die europäisch-russische Energieverflechtung mit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 einen abrupten Bruch erfahren hat, bleiben Russlands Rohstoffe wichtig, solange die Welt auf fossile Energieträger angewiesen ist. Energie und Handel erscheinen in den gängigen Darstellungen zur russischen Geschichte meist als Nebenschauplätze. Dieses Buch rückt sie in den Mittelpunkt der Erzählung. Denn der Umgang Russlands mit seinem Rohstoffreichtum ist zentral, um den Entwicklungsweg des Landes und sein Verhalten in Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen.