Hinter sieben Wäldern, hinter sieben Flüssen ..., so beginnen gewöhnlich Märchen, unabhängig davon, wo sie aufgeschrieben wurden. Aber die Stadt, von welcher ich erzählen möchte, ist kein ausgedachter Ort, obwohl sie auf sieben Bergen errichtet wurde. Ihre Bewohner, wie auch die Scharen von Touristen, erfahren geradezu täglich ihre Geschichte, die einem Märchen gleicht, doch es ist keines. Als ich mich nach Rom aufmachte, hatte ich zahlreiche Zweifel: Würde ich in dieser kurzen Zeit imstande sein, die interessantesten Orte zu besuchen? Wäre ich von ihrem kulturellen Reichtum überfordert, könnte ich alles erfassen, kennenlernen und verstehen? Nach reiflicher Überlegung kam ich jedoch zu dem Schluss, dass es immer eine wertvolle Erfahrung sein würde, egal wie viel ich von diesen unzähligen Eindrücken aufnähme. Das Schicksal gab mir die Chance, auf diese Stadt mit den Augen einer Novitia zu schauen. Ich kam, um u. a. zu verstehen, warum man Rom die Ewige Stadt nennt. Eine theoretische Antwort auf diese Frage zu finden war, entgegen allem Anschein, keine so schwierige Aufgabe. Ich hoffe, dass die Hypothesen, die ich ausfindig gemacht habe, glaubwürdig sind. Dazu im Folgenden ein kurzer Rückblick in die Geschichte: Bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. verkündete der damalige römische Papst Albius Tibullus, dass diese nicht zu besiegende Stadt ewig überdauern würde. Dabei war er begeistert vom wirtschaftlichen Aufschwung Roms und der kampfstarken und unbesiegten Armee, die von mächtigen Herrschern angeführt wurde. Arbeitete doch die Stadt Rom seit ihrer angenommenen Gründung im Jahre 753 v. Chr. intensiv an ihrem Status einer Ewigen Stadt. Aus der Zeit, als sich am Ufer des Tiber, etwa 22 km von seiner Mündung ins Tyrrhenische Meer, die auf den Hügeln verstreuten Ansiedlungen der Bronze- und Eisenzeit verbanden, haben sich keine Dokumente erhalten. Nach der römischen Mythologie gründete der Lateinerkönig Askanius um 1152 v. Chr. die Stadt Alba Longa, und zwar unweit der Stelle, an der die Ewige Stadt entstanden sein soll. Heutige archäologische Untersuchungen weisen allerdings nicht eindeutig auf diesen Ort hin. Sicher ist jedoch, dass es auf der östlichen Seite des Tiber geschah, wo sich auch die sieben Hügel befinden: Palatin, Kapitol, Caelius Mons, Aventin, Esquilin, Viminal und Quirinal. Da erste Schriften zur Stadtgeschichte aus dem 2. Jh. v. Chr. stammen, stützt sich die Erwähnung der Stadtgründung im Jahre 753 v. Chr. auf die Legende der durch ein Wunder erretteten Zwillinge Romulus und Remus. Als Erwachsene trafen sie die Entscheidung, den Ort ihrer Errettung in früher Kindheit auch zum Ort der Gründung der Stadt zu bestimmen. Wie oft geschehen, gerieten die Brüder miteinander in Konflikt bei der Frage, wem das Privileg der Namensgebung und Machtausübung zukäme. Da nur einer die Regentschaft übernehmen konnte, suchten sie den Rat der Götter, die den Streit vorurteilsfrei lösen sollten. Nachdem gemäß der Voraussage zwölf Geier auf den Palatinhügel geflogen kamen, lautete das Urteil, dass Romulus zum Sieger und Remus zum Verlierer erklärt wurde. Romulus, nun Herrscher, legte die heiligen Grenzen der Stadt, genannt Pomerium, fest und umfasste sie mit einer Mauer und einem umgepflügten Grenzstreifen. Diesen betrat Remus eines Tages und verletzte damit das Grenzrecht. Für Romulus war das ein Akt der Blasphemie und Verachtung, worauf er seinen Bruder töten ließ. Nicht ganz erklärlich ist, warum das hinter den Mauern liegende Terrain Roma quadrata genannt wird. Erstaunlich ist auch die Tatsache, dass die ursprünglichen Bewohner in der Mehrzahl Unfreie und Verbrecher verschiedenster Art waren und die Stadt ein Konglomerat fremder Völker wie Spanier, Celten, Araber, Juden, Griechen u. v. a. darstellte. Man kann deshalb auch sagen, dass sie aus kultureller Sicht keine ethnisch reine Stadt war. Glücklicherweise neigten die Römer nicht zum Rassenkult und die Vermischung von Kultur