Na also, Herr Rosendorfer, es geht doch
Nach Lektüre der beiden etwas danebengegangenen Venedig-Bücher und des problematischen Rom-Kirchenbuches des Autors bin ich nun ganz erstaunt. Rosendorfer kann ja ganz unverkrampft schreiben. Zu einem locker-humorvollem Stil reicht es auch hier zwar nicht,
aber immerhin quetscht er einige Legenden aus - etwa die von der Gründung Roms (S. 13-17) - und…mehrNa also, Herr Rosendorfer, es geht doch
Nach Lektüre der beiden etwas danebengegangenen Venedig-Bücher und des problematischen Rom-Kirchenbuches des Autors bin ich nun ganz erstaunt. Rosendorfer kann ja ganz unverkrampft schreiben. Zu einem locker-humorvollem Stil reicht es auch hier zwar nicht, aber immerhin quetscht er einige Legenden aus - etwa die von der Gründung Roms (S. 13-17) - und macht klar: Es ist nichts drin. Das gefällt mir! Bei den Restaurantempfehlungen S. 109-113 vermisse ich die Cantina Tirolese Tiroler Keller, das Stammlokal von Papst Benedikt XVI. als er noch als Kardinal Josef Ratzinger ohne Aufsehens mit seinen Mitarbeitern ein solches aufsuchen konnte (Ich verrate die Adresse nicht, weil ich es - außer in einem Restaurantführer - gegenüber allen nicht genannten Lokalitäten ungerecht finde, einzelne hervorzuheben, und ganz eigensüchtig befürchte, dann am ausgezeichneten Mittagsbuffet im kleinen Keller künftig keinen Platz mehr zu finden. Nur wer sich ein wenig müht, den Tiroler Keller zu finden, hat es verdient, dort zu speisen: http://www.cantinatirolese.it). Wahrscheinlich scheint ihm aber bei seiner antikatholischen Attitüde diese Restaurant wie dem Teufel eine Weihwasserquelle.
Daß Rosendorfer immer noch behauptet, zu wissen, was der Heilige Geist weiß und nicht weiß (S. 30), will ich ihm nicht noch einmal ankreiden, zumal er völlig richtig darauf aufmerksam macht, daß niemand wissen kann, wie groß ein "Engel in Lebensgröße" wirklich ist (S. 33). Manche Ausführungen sind allerdings sehr verkürzt und geben nur die halbe Wahrheit wieder, etwa zum heiligen Jahr (S. 23), zum Domus Aurea und Kaiser Nero (S. 30f), zur Einrichtung - nicht "Errichtung" - der französischen Akademie in der Villa Medici (S. 36), zur "Wuchtbrumme" Königin Christine von Schweden (S. 37), zur Baugeschichte des Petersdoms (S. 51-55), zur Astrologie (S. 63f), zur Etablierung des Vatikanstaates (S. 126). Daß er die Reformen und die Förderung der Industrialisierung durch den seligen Papst Pius IX. unterschlägt, verwundert mich nicht, denn dies ist einer der von Rosendorfer bevorzugt gehaßten Päpste (S. 46, 79f, 94f). Über Rosendorfers mitunter verfehlte Wortwahl will ich mich auch nicht weiter mokieren. Da braucht er eben noch etwas schriftstellerische Übung.
Rosendorfer gibt viele nützliche Hinweise, ist aber öfters unkorrekt (vielleicht war er doch nie da), etwa: Die "drei eigene(n) Buslinien, die jeweils einen Rundkurs von der Piazza Venezia aus fahren" (S. 67) sind keine städtischen Buslinien, sondern private Hopp-on-hopp-off-Stadtrundfahrtbusse mit nicht immer ganz synchron zum jeweiligen Ort laufenden Erklärungen in den wichtigsten Sprachen vom Tonband, wie es sie in vielen Touristenstädten gibt. Ihre Ausgangs- und Endpunkte sind nicht an der Piazza Venezia (dort halten sie auch), sondern am Bahnhof Stazione Termini und an der Via Conzilazione nahe des Petersplatzes. Die Metro-Linie C gibt es noch nicht (S. 69). Sie ist seit einigen Jahren im Bau und wird vom Bahnhof Stazione Termini zum Vatikan führen.
S. 34f wird aber nicht einfach geflunkert, sondern eine geschäftsschädigende Lüge verbreitet, indem Rosendorfer verkündet, seine Liebe zum Caffè Greco sei "etwas erkaltet", seit er "feststellen musste, dass (2007) der einfache Espresso 8 Euro 50 kostet" (S. 35). Ich vermute, Rosendorfer hat das irgendwo abgeschrieben. Soviel hat der Kaffee dort nie gekostet und kostet er nicht. Ich verlange von Rosendorfer bzw. vom Verlag eine öffentliche Entschuldigung! Jetzt erhält man im Caffè Greco formvollendet am Tisch serviert den Espresso für 5 €, Cappucino, Caffè latte oder Caffè americano für 7 €. Nimmt man aber seinen Kaffee im Stehen an der Bar, kostet dort der Espresso 90 Cent, Cappucino, Caffè latte oder Caffè americano 1,30 €.
Die Verbissenheit gegenüber der Amtskirche wird Rosendorfer sicher irgendwann ablegen: Mit zunehmendem Alter wächst sich so etwas ja gewöhnlich aus, spätestens mit einsetzender Altersweisheit.