
Romain Gary - Das brennende Ich
Literaturtheoretische Implikationen eines Pseudonymenspiels
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Das Interesse der Studie gilt dem von Romain Gary (1914-1980) in den Jahren 1974-1980 inszenierten Pseudonymenspiel, das auf Grund der disparaten Rezeption der unter den Autornamen Romain Gary und Emile Ajar veröffentlichten Romane zu einer spezifisch literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung herausfordert. Neben dem poetologischen Verhältnis der beiden Textserien behandelt Poier-Bernhard auch allgemeine theoretische Fragen wie die Konstitution literarischer Ironie, die Bedeutung des Autornamens, Pseudonymität und Heteronymität, wobei zahlreiche Texte aus anderen Literaturen zum Vergleich herangezogen werden und der Studie eine komparatistische Note verleihen. Auf dem Gebiet der Autobiographie-Diskussion wird der Versuch einer grundlegenden Begriffsklärung zum Zwecke einer präzisen Textsortenbestimmung unternommen.
The study focuses on the confusion created by Romain Gary`s (1914-1980) adoption of a pseudonym in the years 1974-1980 and the specific issues for literary studies by the disparate reception accorded to the novels published in that period under the name of Romain Gary and Emile Ajar respectively. Alongside the poetological relationship between the two series of texts, Poier-Bernhard discusses more general theoretical questions such as the constitution of literary irony, the significance of an author's name, pseudonymity and heteronymity. In so doing he draws upon numerous texts from other literatures, thus enriching the study with a comparative dimension. The work also takes up the discussion on autobiography as a genre and attempts to provide a fundamental clarification of the concept serving as a basis for a precise delineation of autobiography as a text variety.
The study focuses on the confusion created by Romain Gary`s (1914-1980) adoption of a pseudonym in the years 1974-1980 and the specific issues for literary studies by the disparate reception accorded to the novels published in that period under the name of Romain Gary and Emile Ajar respectively. Alongside the poetological relationship between the two series of texts, Poier-Bernhard discusses more general theoretical questions such as the constitution of literary irony, the significance of an author's name, pseudonymity and heteronymity. In so doing he draws upon numerous texts from other literatures, thus enriching the study with a comparative dimension. The work also takes up the discussion on autobiography as a genre and attempts to provide a fundamental clarification of the concept serving as a basis for a precise delineation of autobiography as a text variety.
Das Interesse der Studie gilt der sogenannten "Aventure Ajar", einem von Romain Gary (1914-1980) im Zeitraum von 1974-1980 inszenierten Pseudonymenspiel, dessen Aufdeckung im Jahre 1981 im französischen Literaturbetrieb für große Überraschung sorgte: Emile Ajar, jener junge Autor, dessen mysteriöse Identität lange Zeit die Medien beschäftigt und in den man vielfach große Hoffnungen gesetzt hatte, erwies sich als der literarische Einzelgänger Romain Gary, der seit 1946 publizierte und abseits der markanten Strömungen nach dem Zweiten Weltkrieg einen eigenen, wenig beachteten Weg gegangen war. Die Tatsache, daß den vier mit dem Autornamen Emile Ajar gezeichneten Texten, deren originelle Sprachverwendung bald als style Ajar von sich reden machte, größerer Erfolg und eine wesentlich bewußtere Lektüre zuteil wurde als gleichzeitig verfaßten Romanen Garys, fordert zu einer spezifisch literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Pseudonymenspiel heraus. Neben den biographisch-motivationalen Aspekten der Inszenierung, die auch Garys Persönlichkeitsideal des 'brennenden Ich' betreffen, steht das poetologische Verhältnis der beiden Textserien zur Debatte. Da der ungewöhnliche Fall auch Erkenntnismöglichkeiten im Bereich der allgemeinen Literaturtheorie bietet, beschäftigt sich Poier-Bernhard auch mit Themen wie der Konstitution literarischer Ironie, der Bedeutung des Autornamens, Pseudonymität und Heteronymität; zahlreiche andere, zum Vergleich herangezogene Texte der deutschen und der portugiesischen Literatur verleihen der Arbeit dabei eine komparatistische Weite. Einen theoretischen Schwerpunkt der Studie bildet Poier-Bernhards Beitrag zur Autobiographie-Diskussion, in dem der Versuch einer grundlegenden Begriffsklärung zum Zwecke einer präzisen Textsortenbestimmung unternommen wird.