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A number-one bestseller, Room was published in 2010 to ecstatic reviews around the world and quickly became a word-of-mouth sensation. It has won or been shortlisted for more than a dozen awards (including shortlistings for both the Man Booker Prize and the Orange Prize) and has sold more than a million copies.
Room is the story of Ma and Jack. They live in a single, locked room. Five-year-old Jack loves watching TV, but he knows that nothing he sees on the screen is truly real - only him, Ma and the things in Room. Until the day Ma admits there's a world outside . . .
In 2012 Picador
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Produktbeschreibung
A number-one bestseller, Room was published in 2010 to ecstatic reviews around the world and quickly became a word-of-mouth sensation. It has won or been shortlisted for more than a dozen awards (including shortlistings for both the Man Booker Prize and the Orange Prize) and has sold more than a million copies.

Room is the story of Ma and Jack. They live in a single, locked room. Five-year-old Jack loves watching TV, but he knows that nothing he sees on the screen is truly real - only him, Ma and the things in Room. Until the day Ma admits there's a world outside . . .

In 2012 Picador celebrated its 40th anniversary. During that time we have published many prize-winning and bestselling authors including Bret Easton Ellis and Cormac McCarthy, Alice Sebold and Helen Fielding, Graham Swift and Alan Hollinghurst. Years later, Picador continue to bring readers the very best contemporary fiction, non-fiction and poetry from across the globe.

Discover more at picador.com/40
Autorenporträt
Emma Donoghue wurde 1969 als jüngstes von acht Kindern in Dublin geboren. Sie studierte in Dublin und Cambridge. Nach einem Aufenthalt in London zog sie 1998 nach Ontario in Kanada, wo sie mit ihrer Lebensgefährtin und ihren beiden Kindern lebt. Emma Donoghue ist Autorin zahlreicher Romane und Erzählungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.11.2011

Türe sagt sein Wumpf
Emma Donoghue hat „Raum“ geschrieben, einen beeindruckend unspekulativen Kaspar-Hauser-Roman
Ganz sachte, auf Zehenspitzen, betritt man den Raum. Es ist früh am Morgen. Ein Junge und seine Mutter wachen auf. Er hat Geburtstag. „Heute bin ich fünf. Als ich gestern Abend in Schrank eingeschlafen bin, war ich noch vier. Aber dann wache ich im Dunkel in Bett auf und bin plötzlich fünf.“ Der Junge, zugleich Ich-Erzähler, ist neugierig. Wieder einmal geht es um die Geschichte seiner Geburt. Aber er weiß schon fast alles: „,Durchs Oberlicht und du bist ganz traurig gewesen, bis ich in deinem Bäuchlein passiert bin.‘ - ‚Stimmt genau.‘ Ma lehnt sich aus Bett und schaltet Lampe an, der macht alles ganz hell.“
Emma Donoghue, die vor „Raum“ schon sieben Bücher geschrieben hat, weiß, dass sie nicht auftrumpfen muss. Fast alle, die ihren Roman in den Händen halten werden, dürften wissen, dass Schreckliches erzählt wird. Aufmerksam achten sie auf jedes Zeichen: „in Schrank eingeschlafen bin . . .“. „Raum“ ist die Geschichte einer Mutter, die ihren Sohn von ihrem Entführer empfangen hat, einem älteren Mann, der sie in einem extra präparierten Raum gefangen hält und missbraucht. Innerösterreichisch betrachtet sind das Kampusch & Fritzl. Tatsächlich sei „Fritzl“ der Auslöser gewesen, meint Donoghue, „mehr aber nicht“. Sie habe vergleichbare Fälle auf der ganzen Welt untersucht.
Emma Donoghue ist eine freundliche, ja lustige, ob des erstmaligen Rieseninteresses für eines ihrer Bücher verständlicherweise etwas aufgeregte Frau Anfang vierzig, die bislang unter der Rubrik „Lesbische Literatur“ registriert wurde. Jetzt hat sie die Erfahrungen mit ihren zwei Kindern, die sie mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin in Kanada großzieht, mit einer Skandalstory kombiniert, von der man befürchten musste, dass Geier nach ihr greifen würden.
Doch „Raum“, das mit einer Million Euro Vorschuss ausgestattet sein soll, ist tatsächlich anders als alles, was man erwarten konnte. Und natürlich sind es die besondere Perspektive des Kindes und die Wahrscheinlichkeit vieler Details, die Donoghues Erzählstrategie der verstörenden Unauffälligkeit stützen. Auch später im Roman verzichtet sie auf jeden Schock, jongliert lieber mit der Grenze zur Normalität: Jack weiß nicht, dass Ma von Old Nick eingesperrt wurde. Er weiß nicht, dass „draußen“ eine Welt „in echt“ ist. „In Raum (. . .) auf Teppich“ geboren, ist für ihn alles außerhalb nur „in Fernseher“, aus dem die zwei Häftlinge drei Kanäle empfangen, auf denen ihnen Leben vorgespielt wird.
Die besondere Perspektive bedeutet, dass man anfangs wenig über die Hintergründe der Existenz von Mutter und Sohn weiß. Für Ma muss der Weltverlust entsetzlich sein, aber man kann ihre Gefühle nur aus Jacks Beschreibung ihrer Phasen der Apathie (ihrem „Verschwinden“) erschließen. Für Jack sind die gefühlten Defizite an Welterfahrung gering. Er weiß nicht einmal, dass es andere Kinder gibt. Er rennt mit Ma im 12,2 Quadratmeter großen Raum auf der Stelle, er liest „Alice in Wonderland“, das Essen ist mies, aber die linke Brust mundet immer. Er ist ja erst fünf. Da entstehe eine Nähe, meint Donoghue, wie es sie in einer „normalen“ Kindheit nicht mehr gebe. „Da heißt es: schau Du Dein Video, ich checke meine Emails.“
Gut in das Konzept der Deeskalation passt, dass der Junge Old Nicks Verhalten nur ausschnittweise wahrnimmt. Er weiß, dass Ma Nick nicht mag. Er weiß, dass sie nicht will, dass Nick ihn sieht. Und Nick hält sich an die Forderung. Nachts um neun öffnet er das Schloss mit Tür-Code: „Piep piep piep, das ist Türe. (. . .) Die Luft, die reinkommt, ist ganz kalt. Ich glaube, das ist ein bisschen Weltall, es riecht gut. Türe sagt sein Wumpf, das heißt Old Nick ist jetzt drin.“ Der Junge hört wie Old Nick 217-mal „Bett quietscht“, dann röchelt Nick, es wird still. Donoghue hat ihren Peiniger auch mit, wie man so sagt, „menschlichen Zügen“ ausgestattet. Er ärgert sich, dass er nicht weiß, dass der Junge, den er nicht sehen darf, Geburtstag hat. Er schleppt einen Fernlenk-Jeep an. Ein Geschenk, das Jack selbstverständlich mehr schätzt als die „blöde“ Zeichnung, die Ma von ihm gemacht hat, als er schlief. Was für sie entsetzlich ist.
Doch Gewalt verschiedener Art – klug lässt Donoghue offen, woher die Flecken am Hals der Mutter kommen, von denen Jack berichtet – und dass Nick den Gefangenen nach einem Streit die Heizung abstellt, bringen Bewegung in die Handlung. Schon im zweiten Teil des Buchs („Entlügen“) teilt Ma Jack immer mehr von der Draußen-Welt mit: Sie habe eine Adoptivmutter, einen Bruder. Die zwei schmieden einen Plan, wie Jack entkommen könnte, um beide zu befreien.
Nein, Donoghue schreibt natürlich nicht nur kein Skandal-, sondern auch kein „authentisches“ Erlebnisbuch. Geradezu klassisch gelassen stellt sie nach, wie es gewesen sein könnte. „Raum“ geht, gemessen am Schreckenspotential des Stoffes, „gut“ aus. Aber Donoghue reizt die Grenzen von „gut“ reichlich aus. Dramaturgisch wenig innovativ, aber geradlinig, schreitet sie vom Erkunden des Raums und der Gefühle seiner Insassen zur mitreißenden Flucht des Jungen aus dem Lkw, in dem Old Nick die mutmaßliche Leiche wegbringen will.
Beide kommen frei. Und was passiert dann? Eine nur rückblickend absehbare Überraschung: Die Welt, auf die Jack immer mehr Lust bekam, entpuppt sich für ihn als kompliziert. Er war ja nie dort, er kann nicht mal Treppen steigen, wenn andere Menschen ihn berühren, erschrickt er. Bald will Jack zurück in Raum.
Zügig durchschreitet Donoghue den Spannungsbogen – und baut Fallstricke ein. Auch im Danach hören die Katastrophen nicht auf. Nach einer Fernsehaufzeichnung dreht Ma durch, muss ins Krankenhaus. Als der Junge, der bei der Großmutter abgegeben wird, plötzlich auf sich selbst gestellt, führt das zu einem der berührendsten Teile des Romans. Donoghue zeigt, wie sich in Jack nach einem Selbstmordversuch der Mutter der Lebenswille regt – während die Menschen um ihn herum, von Donoghue giftig karikiert, bei seinen „Fehlern“ peinlich berührt die Augen rollen.
Die Sprache ist einfach, und kompliziert. Das heißt, Donoghue arbeitet sehr genau mit einer Art Kindersprech, der, in seiner Unvollständigkeit, das Geheimnisvolle des Geschehens „in Raum“ verstärkt. Man muss auf die Ebene des Kindes. Was nie ganz gelingen kann. Obwohl die Übersetzung ins Deutsche erstaunlich ist: Sie liest sich wie ein Original. Dabei muss wohl schon die Frage, wie man die Großschreibung der Dingnamen übertragen kann, ein Problem gewesen sein. Im Englischen ergibt sich, neben der Vermenschlichung, die durch Weglassen des Artikels entsteht, eine phantastische Vergrößerung der Dinge, die der Perspektive des kleinen Jungen entspricht. Hier musste sich der Übersetzer darauf verlassen, dass die Vermenschlichung diesen Effekt auch im Deutschen erzeugt. Die einzige andere, für das Schriftbild katastrophale Lösung, wäre gewesen, jeweils das ganze Wort groß zu schreiben.
Donoghue ist ein beeindruckendes Buch gelungen, dessen Skandalverweigerung paradoxerweise einen konsumfördernden „human touch“ besserer Hollywood-Filme herbeiführt, das heißt: es allgemeinverträglich macht. Doch vielleicht gibt es auch einen zweiten Grund für das Maßhalten bei schwierigem Stoff. Als Tochter eines jetzt in New York lehrenden irischen Anglisten verdankt Donoghue nicht nur ihren Vornamen der klassischen englischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Sie ist mit ihr groß geworden.
HANS-PETER KUNISCH
EMMA DONOGHUE: Raum. Roman. Aus dem Englischen von Armin Gontermann. Piper Verlag, München 2011. 416 Seiten, 19,99 Euro.
Der Fall Kampusch, sagt
die Autorin, sei für sie nicht mehr
als ein Auslöser gewesen
Emma Donoghue (kl. Bild) bedient sich einer Kunstsprache von so direkter Ausdruckskraft wie Kinderzeichnungen. Fotos: Andre Luetzen/laif, Murdo Macleod/laif
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