Die Geschichte der zweiten großen Koalition ist die Geschichte einer Zwangsehe. Sie ist geprägt von falschen Erwartungen, großen Enttäuschungen und dem gequälten Mühen, sich doch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen. Vom Wähler am 18. September 2005 gestiftet, erwies sich diese Gemeinschaft rasch als unfähig, die dringendsten Probleme des Landes zu lösen. Die Volksparteien blockierten sich allzu oft gegenseitig, mehr darauf bedacht, ihr Profil nicht zu verlieren, als die Regierungsarbeit zum Erfolg zu führen. Der heillose Zustand der SPD verdeckte nur notdürftig die tiefen Probleme…mehr
Die Geschichte der zweiten großen Koalition ist die Geschichte einer Zwangsehe. Sie ist geprägt von falschen Erwartungen, großen Enttäuschungen und dem gequälten Mühen, sich doch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen. Vom Wähler am 18. September 2005 gestiftet, erwies sich diese Gemeinschaft rasch als unfähig, die dringendsten Probleme des Landes zu lösen. Die Volksparteien blockierten sich allzu oft gegenseitig, mehr darauf bedacht, ihr Profil nicht zu verlieren, als die Regierungsarbeit zum Erfolg zu führen. Der heillose Zustand der SPD verdeckte nur notdürftig die tiefen Probleme der CDU und noch mehr der CSU. Dennoch gab es zwischen den einzelnen Akteuren Bündnisse und Partnerschaften über Parteigrenzen hinweg. Ein wirkliches Miteinander, ja Freundschaft wuchs zwischen Schwarzen und Roten aber nirgends schon das Du blieb die Ausnahme.
Markus Wehner, geboren am 24. August 1963 und aufgewachsen im Osthessischen, in der Bischofsstadt Fulda. Nach dem Abitur Studium der Osteuropäischen Geschichte, Politologie, Germanistik und Slawistik in Freiburg. Von dortzog es ihn in den Osten, zunächst nach Berlin, dann nach Moskau, wo er eine Weile als Übersetzer bei einer außenpolitischen Zeitschrift arbeitete. Seit der Öffnung der historischen Archive in Russland und in Ostdeutschland begann er dort eine rege Sucharbeit - unter anderem 1992/93 während eines einjährigen Forschungsaufenthaltes in Moskau. Seinen Niederschlag fand die Beschäftigung mit dem sowjetischen Stalinismus in zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und in einer Doktorarbeit über die sowjetische Bauernpolitik in den zwanziger Jahren. Seit 1992 war er zudem freier Mitarbeiter der F.A.Z., vor allem für die Geisteswissenschaften und die Politischen Bücher. Im Oktober 1996 Eintritt in die Nachrichtenredaktion, wo er für deutsche Innenpolitik zuständi
g war, sich aber auch russischen Themen widmete. Von Oktober 1999 an war er fünf Jahre lang Korrespondent in Moskau. Seit Herbst 2004 ist er Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.Eckart Lohse wurde am 10. März 1963 in Göttingen als jüngstes von drei Kindern geboren. Er hatte keine Chance, seinen Geburtsort zu seiner Heimatstadt zu machen, da die Eltern schon bald nach Frankfurt übersiedelten, von da nach Dortmund und weiter nach Bonn. Dort machte der Protestant sein Abitur an einem katholischen altsprachlich-humanistischen Gymnasium. Der Wehrdienst führte in den Harz, anschließend an den Bodensee und schließlich nach Andernach am Rhein. Studium von Politikwissenschaft, Neuerer Geschichte und Romanischer Philologie in Bonn. In Paris und München schrieb er eine Dissertation über Frankreich und die deutsche Teilung in den fünfziger Jahren. Neben dem Studium erfuhr er als Lokalberichterstatter bei verschiedenen Zeitungen viel über das Wesen der Politik. Auf einen Abstecher zum Deutschlandfunk folgte das Volontariat bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Danach vom Januar 1994 bis zum April 1996 in der politischen Nachrichtenredaktion. Wechsel ins Bonner Büro
der F.A.Z., wo er bis zum Umzug der Bundesregierung vor allem über die Grünen, die SPD, die Außen- und die Bildungspolitik schrieb. Im Sommer 1999 nach Berlin, seit Dezember 2003 Leiter des Büros der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Verheiratet, zwei Kinder.
Rezensionen
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2009Warum war Gerhard Schröder so überdreht am Abend der Bundestagswahl 2005, obwohl es nur Tee und Wasser in Franz Münteferings Büro gab? War es eine gute Idee vom späteren SPD-Chef Kurt Beck, dass Heidemarie Wieczorek-Zeul Vizekanzlerin werden sollte? Solche Fragen haben Markus Wehner und Eckart Lohse, Berliner Korrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in ihrer ersten Gesamtdarstellung der Regierung Merkel umgetrieben. Über allem steht die Frage: Hat die große Koalition Großes geleistet? Wenn ja, dann haben Union und SPD das nur auf dem Feld des anderen erzielt: Die SPD reformierte die Rente, die CDU die Kinderbetreuung. Doch häufig scheitern Vorhaben an der Zwangsehe zweier Parteien, die in entgegengesetzte Richtungen streben. Deshalb herrscht Rosenkrieg: Man will voneinander weg, aber kann nicht. Kann man es in diesem Herbst?
F.A.Z.
Eckart Lohse/Markus Wehner: Rosenkrieg. Die große Koalition 2005-2009. Fackelträger Verlag, Köln 2009. 272 S., 16,95 [Euro].