Der Plot, den Sportmanagementstudentin Anastasia Wiebe für ihr Erstlingswerk entwickelt hat, hat durchaus Potenzial für einen spannenden Psychothriller: Studentin Lejla zieht aus ihrer Heimat Israel nach Berlin und hofft damit unter anderem, den Fängen ihres psychopathischen Exfreundes zu entkommen
- ein Trugschluss, wie sich schon bald herausstellt.
Der gestörte Verflossene ist mit Abstand die…mehrDer Plot, den Sportmanagementstudentin Anastasia Wiebe für ihr Erstlingswerk entwickelt hat, hat durchaus Potenzial für einen spannenden Psychothriller: Studentin Lejla zieht aus ihrer Heimat Israel nach Berlin und hofft damit unter anderem, den Fängen ihres psychopathischen Exfreundes zu entkommen - ein Trugschluss, wie sich schon bald herausstellt.
Der gestörte Verflossene ist mit Abstand die stärkste Figur des Romans, hier ist Wiebe ein überzeugendes Psychogramm gelungen. Auch die zahlreichen lustvollen Sexszenen sind durchaus ansprechend, sofern man sich an expliziter Sprache nicht stört. Protagonistin Lejla ist durchaus glaubhaft, eine junge, moderne Frau, Abenteuern nicht abgeneigt, obwohl sie unter der Bedrohung ihres Ex-Freundes leidet. Hingegen wirkt Student Fabi, der neue Mann an ihrer Seite, wie aus einem Groschenroman entliehen: blendend aussehend, im Bett eine Granate und überdies Sproß aus reichem Hause. Der Mr. Right in jeglicher Hinsicht also - sorry, aber das ist mir dann doch eine Spur zu übertrieben.
Mein größter Kritikpunkt gilt aber der Sprache. Dass sich die Autorin immer wieder in der langatmigen Aufzählung unwichtiger Details verliert, die die Geschichte nicht voranbringen, damit könnte ich noch leben. Dass hier ein Text veröffentlicht wurde, der vor Rechtschreib- , Grammatik- oder auch Bedeutungsfehlern nur so wimmelt, ist für mich persönlich leider sehr störend. Sicher, als Selfpublisher ohne Rückendeckung eines Verlags kann man sich nicht unbedingt ein professionelles Korrektorat leisten. Aber ein qualifizierter Testleser, z.B. ein Germanistikstudierender, sollte meines Erachtens schon drin sein.
Denn so wurde das Potenzial dieser Geschichte leider nur zum Teil ausgeschöpft, und ich kann nur für diejenigen Leser eine Empfehlung geben, die über sprachliche Mängel zugunsten einer guten, spanndenden Story großzügig hinwegsehen.
Ein kleines Highlight sei nicht unerwähnt: Die literarischen Zitate, die den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind, sind sehr gut ausgewählt.