Rote Haare, Kapitänsmütze, Gummistiefel: Die Neue, die mitten in die Mathestunde platzt, ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Wolle ist sofort begeistert, nicht nur weil Rosie die dollsten Geschichten erzählt über fremde Länder, Seeungeheuer und Geheimagenten. Deren Wahrheitsgehalt ist ihm sowieso nicht so wichtig. Aber als ein Überfall auf den Postladen für Aufregung sorgt und Rosie plötzlich verschwunden ist, macht sich Wolle unverzüglich auf Spurensuche. - Ein spannender Krimi, eine komische Freundschaftsgeschichte und ein Stempelbuch mit ausführlichem (und garantiert ansteckendem!) Mitmachteil.
Ein kreativer Kinderkrimi von Simone Klages
Um die neue Mitschülerin Rosie herum ist schon alles ziemlich rätselhaft . . . Beeindruckend zum Beispiel, daß sie niemals ihre Kapitänsmütze absetzt, nicht einmal im Unterricht von Frau Hagelstein. Sie kann Geschichten erzählen, so endlos wie das Meer, aber oft spinnt sie einfach das Blaue vom Himmel herunter, und Wolle, in seiner Bewunderung für Rosie, ist manchmal ganz schön hin und her gerissen. Um Rosie ranken sich wilde Gerüchte. Sie will mit Wolle einen tätowierten Mann beschatten, der aber möglicherweise ihr eigener Vater ist. Angeblich wohnt sie in einer noblen Villa, aber sie selber sieht total abgerissen aus. Ist ihr Vater wirklich ein Geheimagent?
Mit Rosie Ärger zu haben ist alles andere als lustig. Als es Wolle einmal trifft - im Krimi muß man einfach seinen Mund halten können -, ist er arm dran. Ganz benebelt malt er einen Totenkopf auf seinen Radiergummi, holt sein Taschenmesser heraus und fängt an, an seinem Radiergummi herumzuschnitzen. An dieser Stelle wird die nette Pennälergeschichte zum richtigen Großstadtkrimi und auch zum ersten und einzigen Radiergummikrimi der stempelverrückten Hamburger Autorin Simone Klages.
Mitten in den Radiergummirausch hinein geschieht es dann: erst der Überfall auf den Postladen von Wolles Oma und dann tatsächlich Rosies rätselhafte Entführung. Jetzt geht der Krimi richtig los. Die Geschichte entwickelt sich gekonnt und rasant. Der gute Wolle mit seinem Geschick für falsche Fährten macht sich in verruchter Hafengegend inzwischen zum zweitenmal auf die Suche nach Rosie. In einem vermoderten Lagerhaus findet er sie schließlich, Gott sei Dank vergnügt bei Chips und Fernseher. Stempel gut, alles gut.
Simone Klages zeigt mit ihrem neuen Buch "Rosies Entführung" großes Talent, Kinder um die zehn Jahre mit Spannung zu faszinieren. Ihre Geschichten erscheinen naheliegend, ihre Menschen normal und ihre Themen einfach. Simone Klages erzählt selbstsicher und mit frischer Selbstverständlichkeit. Fast immer geht es um dicke Freundschaften mit allen dazugehörigen Nöten und Glücksmomenten. Sie schreibt in vertrauter Sprache und spickt ihre Geschichten mit zartem Witz und Warmherzigkeit. Die kleinen inhaltlichen Stolpersteine und ein paar ortsbezogene Ungereimtheiten mag man diesem außerordentlich sympathischen Kinderbuch gern verzeihen.
Da das Stempelfieber nun in Kürze denn wohl auch bei den Lesern ausbrechen wird, hat die Autorin ihrem Buch einen liebevoll angelegten praktischen Teil angehängt, der gute und sehr animierende Tips und Tricks der Stempelkunst verrät. Und auch im Buch hat die verspielte Autorin so manchen Stempelabdruck hinterlassen, sparsam und treffsicher verteilt. Wer übrigens gern wissen möchte, was "Ich liebe Dich" auf Ndebele - das ist eine der Sprachen, die in Zimbabwe gesprochen werden - heißt, erfährt auch das in diesem Buch. KATRIN STENDER
Simone Klages: "Rosies Entführung". Mit zweifarbigen Stempelbildern der Autorin. Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 1998. 187 S., geb., 24,80 DM. Ab 10 J.
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