Marktplatzangebote
10 Angebote ab € 2,50 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Gioacchino Rossini war nicht nur einer der größten italienischen Musiker, sondern auch ein Bonvivant, der die Musik genauso liebte wie schöne Frauen, glanzvolle Gesellschaften und die Grande Cuisine. Der mit zahlreichen Fotos ausgestattete Band berichtet über das aufregende Leben des Maestros in den Musikmetropolen Europas und stellt 50 bemerkenswerte Rossini-Rezepte vor. Die das Buch begleitende Klassik-CD mit den schönsten Rossini-Werken begeistert durch große Namen wie Claudio Abbado, Agnes Baltsa, Teresa Berganza, Montserrat Caballe, Francisco Araiza, Placido Domongo, Neville Marriner und…mehr

Produktbeschreibung
Gioacchino Rossini war nicht nur einer der größten italienischen Musiker, sondern auch ein Bonvivant, der die Musik genauso liebte wie schöne Frauen, glanzvolle Gesellschaften und die Grande Cuisine. Der mit zahlreichen Fotos ausgestattete Band berichtet über das aufregende Leben des Maestros in den Musikmetropolen Europas und stellt 50 bemerkenswerte Rossini-Rezepte vor. Die das Buch begleitende Klassik-CD mit den schönsten Rossini-Werken begeistert durch große Namen wie Claudio Abbado, Agnes Baltsa, Teresa Berganza, Montserrat Caballe, Francisco Araiza, Placido Domongo, Neville Marriner und Luciano Pavarotti. Sie verbreiten eine schöne Atmospäre beim Nachkochen dieser Rezepte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.1999

Ha, welch Pech
Rossini liegt schwer im Magen

Man nehme einen berühmten Komponisten und ein paar seiner Lieblingsspeisen. Ein verlegerisches Erfolgsrezept? Um keinen Komponistenbauch ranken sich so viele Legenden wie um den Leib von Gioachino Rossini. Die populärste Mär erzählt, der aus Pesaro stammende Maestro habe sich mit siebenunddreißig Jahren von der Oper zurückgezogen, um sich nur noch dem Komponieren von gastronomischen Leckereien zu widmen. Karikaturen zeigen einen beleibten Mann mit spacker Weste, die so manches üppige Gelage verrät. Doch wiewohl heute erwiesen ist, daß Rossini nicht wegen seiner Hingabe an die Gourmandise, sondern wegen einer kräftezehrenden Geschlechtskrankheit das Opernkomponieren drangab, hält sich der Mythos.

Der einst schlanke und schöne Rossini, der zu seinen Glanzzeiten in Neapel vielen Damen den Kopf verdreht hatte, aß sich aus Kummer über seine körperliche Hinfälligkeit ein dickes Bäuchlein an. Ob er selbst jemals den Kochlöffel in die Hand nahm, wie die "kulinarisch-musikalische Biographie" von Christoph Wagner nahelegt, ist völlig ungewiß. Wahrscheinlich ließ er lieber andere im Küchendunst schwitzen.

Wenn Wagner Rossinis ganzen Lebenslauf aufs Essen zuschneidet, immer wieder Klang und Küche engführt und hinter jedem hohen C "kulinarische Vorzeichen" wittert, würzt er zu stark. Für Rossinis hohe Komponiergeschwindigkeit - die im übrigen für die damalige Zeit nichts völlig Ungewöhnliches war - hat Wagner zum Beispiel eine recht naive Erklärung: Er wollte um so schneller zum nächsten Souper oder zur nächsten Kurtisane eilen.

Der Rezept-Teil mit allerlei schwerer französischer Kost hat wenig authentisch Italienisches zu bieten und wirkt ziemlich beliebig. Tatsächlich überliefert scheinen nur zwei Leibgerichte des Meisters zu sein. Zum ersten ein ziemlich unverdaulicher Auflauf aus überbackenen Riesenmaccharoni, die zuvor mit pürierter Gänseleber, schwarzem Trüffel und San-Daniele-Schinken gefüllt werden müssen. Das zweite Leibgericht ist das wohl schon zu Lebzeiten nach dem Komponisten benannte "Tournedos Rossini". Die Lendenschnitte erfreute sich im deutschen Wirtschaftswunder großer Beliebtheit, als man nach kalorienreichen Luxusprodukten lechzte. Heute wird dieses Crescendo in Cholesterin, bei dem in Butter gebratene Gänsestopfleber und dicke Perigord-Trüffelscheiben zwischen das Fleisch geklemmt oder darauf geschichtet werden, nur noch selten angeboten.

Unter den Rezepten - der Autor sammelte sie zum Teil aus Kochbüchern des Jahrhunderts zusammen - gehört das "Tournedos Rossini" zwar zu den unkompliziertesten aber gleichzeitig teuersten Gerichten. Wagners Tip, anstelle der fragilen schwarzen Trüffelscheibchen in Trüffelöl getunkte Champignons zu verwenden, erscheint ziemlich halbherzig. Dem wählerischen Maestro hätte sich beim Gedanken an fade Zuchtpilze wahrscheinlich der Magen umgedreht. Das kulinarische "Rossini"-Gefühl stellt sich eben erst ein, wenn man für die Zutaten tief in die Tasche greift, das konnte man schon bei Helmut Dietls gleichnamigem Film feststellen. Die dem Buch beiliegende CD, etwas lieblos zusammengestellt, macht mit den Kehlen und Umfängen von stimmlichen Schwergewichten wie Pavarotti und Caballé auch nicht unbedingt Appetit auf mehr.

Schon bei manchem Kochbuch ist das derzeit so modische Crossover von Küche und Oper gescheitert. Die "Saure Leber Richard Strauss", wie sie etwa Cédric Dumonts "Allegro con gusto" vorschlägt, klingt nach kulinarischer Kakophonie. Christoph Wagner hat mit seiner "kulinarisch-musikalischen Biographie" ein nettes Bilderbuch für Erwachsene geschrieben, die eigentlich weder am Kochen noch an der Oper interessiert sind und teure Speisen wegspachteln, wie sie erlesenen Belcanto als Hintergrundmusik mißbrauchen. Bei Rossini, dem unglücklichen Schleckermaul, ist das besonders schade. Seine kulinarischen Anekdoten sind - anders als seine Opern - stets mit einer Prise Salz zu genießen.

BIRGIT PAULS Christoph Wagner: "Rossini - Eine kulinarische Biographie". Mit Rezepten und Klassik-CD. Verlag Mosaik, München 1998. 127 S., Abb., geb., 68,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr