Es ist ein ungewöhnliches, ein aufwühlendes Buch geradezu, das Ulrich Gaertner hier vorlegt, vor allem für diejenigen Leser, die sich für die deutsch-deutsche Geschichte, für politisch motivierte Spionage und internationale Agententätigkeit interessieren, die, vom Autor gründlichst recherchiert, in eine spannende Romanhandlung mit geschichtlichem Hintergrund überführt wurden. Was zunächst so betulich beginnt und sich fast wie eine deutsche Familiensage der fünfziger Jahre ausmacht, weitet sich in der Folge zu einem Thriller beider deutscher Staaten aus, in dessen Zentrum sich zwei Männer bekämpfen, die einst Jugendfreunde waren. Der eine, ein BRD-Kommissar bei der Inspektion Lüneburg, der damals als Zehnjähriger seinem Kamerad bei einer Mißbrauchssituation das Leben rettete, der andere, ein inzwischen linientreuer Spitzenagent der DDR, der für hochrangige Sonderaufträge zuständig ist. So entfaltet sich nicht nur ein Kampf der Systeme, sondern auch der zweiter hartgesottener Männer. Bei allem zeichnet der Autor ein beklemmendes Bild deutsch-deutscher Befindlichkeit vom Beginn der fünfziger Jahre bis zur Wende nach, im privaten wie im politischen Bereich.