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»Uwe Timms bester Roman« Die Zeit In seinem 2001 erschienenen und hochgelobten Roman erzählt Uwe Timm von den Hoffnungen und Wünschen der 68er, von Lebensläufen und ihren Geheimnissen, von den Utopien und Verbrechen unserer Geschichte und von der Kostbarkeit des Lebens.
Uwe Timm wird 65. Zu seinem Geburtstag erscheint der Roman als Sonderausgabe, der ihn als Chronisten einer Generation und als einen der besten deutschen Erzähler zeigt: Rot.
Die Geschichte vom Jazzkritiker und Beerdigungsredner Thomas Linde, von seiner Liebesaffäre mit der zwanzig Jahre jüngeren Lichtdesignerin Iris, von
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Produktbeschreibung
»Uwe Timms bester Roman« Die Zeit In seinem 2001 erschienenen und hochgelobten Roman erzählt Uwe Timm von den Hoffnungen und Wünschen der 68er, von Lebensläufen und ihren Geheimnissen, von den Utopien und Verbrechen unserer Geschichte und von der Kostbarkeit des Lebens.

Uwe Timm wird 65. Zu seinem Geburtstag erscheint der Roman als Sonderausgabe, der ihn als Chronisten einer Generation und als einen der besten deutschen Erzähler zeigt: Rot.

Die Geschichte vom Jazzkritiker und Beerdigungsredner Thomas Linde, von seiner Liebesaffäre mit der zwanzig Jahre jüngeren Lichtdesignerin Iris, von Aschenberger, der tot ist und die Siegessäule sprengen wollte - die Geschichte eines unvollendeten Lebens.

»Rot besitzt Eigenschaften, die schwer zu beschreiben sind. Würde beispielsweise und eine wohltuende Angemessenheit. Sympathisch macht ihn seine menschliche Klugheit, bewundernswert das Verhältnis von Ambition und Ergebnis.« Ursula März, Frankfurter Rundschau

»UweTimm erzählt leicht und hat einen genauen Blick für Gesten und Bewegungen, verbindet mühelos Gedanken und Aktion. Die ins Erzählen eingreifende Reflexion macht dieses Buch so klug wie unterhaltsam.« Manuela Reichart, Süddeutsche Zeitung

»Uwe Timms bester Roman. Ebenso verblüffend wie überzeugend in seiner Form, reich in Anschauung und Reflexion.« Ulrich Greiner, Die Zeit
Autorenporträt
Uwe Timm, geboren 1940 in Hamburg, lebt in München und Berlin. Sein Werk erscheint seit 1984 bei Kiepenheuer & Witsch in Köln, u.¿a.: 'Heißer Sommer' (1974), 'Morenga' (1978), 'Der Schlangenbaum' (1986), 'Kopfjäger' (1991), 'Die Entdeckung der Currywurst' (1993), 'Rot' (2001), 'Am Beispiel meines Bruders' (2003), 'Der Freund und der Fremde' (2005), 'Halbschatten' (2008), 'Vogelweide' (2013), 'Ikarien' (2017), 'Der Verrückte in den Dünen' (2020).
Rezensionen
"'Rot' besitzt Eigenschaften, die schwer zu beschreiben sind. Würde beispielsweise und eine wohltuende Angemessenheit. Sympathisch macht ihn seine menschliche Klugheit, bewundernswert das Verhältnis von Ambition und Ergebnis." Ursula März, Frankfurter Rundschau

"Uwe Timm erzählt leicht und hat einen genauen Blick für Gesten und Bewegungen, verbindet mühelos Gedanken und Aktion. Die ins Erzählen eingreifende Reflexion macht dieses Buch so klug wie unterhaltsam." Manuela Reichart, Süddeutsche Zeitung

"Uwe Timms bester Roman. Ebenso verblüffend wie überzeugend in seiner Form, reich in Anschauung und Reflexion." Ulrich Greiner, Die Zeit
»Der Roman 'Rot', ein Meisterwerk, das alle großen Themen dieses Autors vereint.« Tobias Wenzel Deutschlandfunk Kultur 20200329

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Die Gans in der Revolte
1968 hat Uwe Timm stark geprägt / Von Eberhard Rathgeb

Die Graugans hat eine Körperlänge von achtzig Zentimetern. Ihre Flügel kommen auf eine Spannweite von einhundertsiebzig Zentimetern. Sie hat ein hellgraues Gefieder, einen lichten roten oder einen orangeroten Schnabel sowie rosa Füße. Ihre Tage verbringt die Graugans in größeren stehenden Gewässern mit Schilfbeständen oder Weidengebüsch, auch in Sümpfen, Marschen und auf Wiesen. Die intellektuelle Hochzeit der Graugans lag im Jahr 1979. Zwei Jahre nach dem Ende des sogenannten deutschen roten Jahrzehnts (1967 bis 1977, siehe dazu auch das dicke Buch des ehemaligen Berufsrevolutionärs Gerd Koenen "Das rote Jahrzehnt") erschien zuerst in Deutschland und gleich darauf in französischer Übersetzung das erfolgreichste Buch des Verhaltensforschers Konrad Lorenz: "Das Jahr der Graugans". Die bundesrepublikanische Leserschaft langte sofort hin. Fünfzigtausend Menschen (zum Vergleich: 22 000 Menschen wählten bei den Bundestagswahlen 1976 die Kommunistische Partei Deutschlands, und von der "Roten Fahne", dem Zentralorgan der Partei, wurden 15 000 Exemplare in jeder Woche gedruckt - bis 1980, als die Partei sich auflöste) wollten aus dem Stand heraus ohne Wissen über die Graugans nicht mehr in ihrem Trott weitermachen.

Was trieb diese Menschen zur Graugans? Eine Vermutung liegt auf der Hand: Man suchte nach einer Erklärung für eine Jugend, die in den zurückliegenden Jahren außer Rand und Band geraten und den Gänserichen Marx, Engels, Lenin sowie der Pekinggans Mao hinterhergelaufen war. Die Revolutionsjugendlichen stehen heute so zwischen dem fünfzigsten und dem sechzigsten Lebensjahr. Zum Beispiel Thomas Lind. Fünfzig Jahre alt ist der Held aus Uwe Timms (er selbst stammt aus dem Jahr 1940) neuem Roman "Rot". Die Geschichte bietet einen Rückblick auf die Graugänse der Revolution, die im nachrevolutionären bürgerlichen Fortkommen einige Federn gelassen haben. Uwe Timm selbst kann vom Revolutionsjahrzehnt, das er aus eigener Anschauung kennt, nicht lassen. Sein erster Roman "Heißer Sommer", erschienen 1974, war der erste deutsche Roman über die Studentenbewegung.

Konrad Lorenz hatte herausgefunden, daß eine Graugans einen Menschen als Mutter annimmt, wenn der Mensch das erste Lebewesen ist, das dem Küken begegnet. Aus diesem Zusammentreffen erwächst eine geradezu kindliche Anhänglichkeit des Küken an den Zweibeiner. Lorenz nannte dieses Grundverhaltensmuster eine frühe Prägung. Die Graugans, damit legt der Biologe einem den Vogel ans Herz, ähnelt in ihrem sozialen Verhalten, in ihren persönlichen Freundschaften, in ehelicher Liebe, Treue und Untreue sowie in ihrem Verhalten zu Fremden und Bekannten dem Menschen (dem Spießer oder dem Revolutionär, hakt der Achtundsechziger hier gleich nach).

Die Farbe Rot, meint Uwe Timm, ist die Prägefarbe der Graugänse der Revolution. Thomas Lind ist von Beruf Begräbnisredner und schreibt an einem Buch über: eben die Farbe Rot, die nicht nur die Farbe der Revolution, sondern auch der Liebe und des Blutes ist. Als Motor seiner Erinnerungen (weiter und stärker denken dank gutem Sex) wird dem alten Lind deswegen auch eine um zwanzig Jahre jüngere Freundin (die Blondgans könnte seine Tochter sein) ins Bett gelegt. Sie hört auf den Namen Iris, ist Designerin und möchte wissen, wie es in der Jugend ihres Geliebten zugegangen ist. Lind und seine Freunde, das stellt sich bald heraus, gehören zu der Masse von Graugänsen, die in einem kurzen Präge-Jahrzehnt einerseits die freie Liebe (in Schweden war's zum ersten Mal im Freien), andererseits die studentische Weltverbesserung (von der Einsamkeit des Flugblattverteilers vor dem Fabriktor bis zum ersten Auftritt im vollen Hörsaal der Sorbonne) kennenlernten - und zwar zugleich.

Der Stein des Erinnerungsanstoßes ist ein Bekannter Linds aus diesen heißen Tagen, der sein Leben lang ohne Kompromisse den scharfen Parolen und harten Einsichten in die konsumverdorbene kapitalistische Gesellschaft treu geblieben und dann doch gestorben ist. Er verdiente sein Geld als alternativer Stadtführer in Berlin und hatte Lind zum Redner vor seinem Grab ausersehen. Lind steht mit diesem Auftrag vor dem Grab seiner eigenen Hoffnungen. Der Gelegenheitsjobber Lind ohne feste Beziehung (eine Ehe hat er schon hinter sich) trägt das intellektuelle Schwarz der Fünfzigjährigen (in trotziger Trauer um das rote Jahrzehnt des jugendlichen Aufbruchs) und übt sich als Gelegenheitsphilosoph (er hat einmal Philosophie studiert): Er hat die vorletzte Sinnsuche-Wende der linken Soziologen mitgemacht, denen das Projekt einer radikalen Gesellschaftsveränderung mangels Masse, die nicht zu sich selbst fand, abhanden gekommen ist. Lind meint - und er fühlt sich dabei grauganswohl -, daß der Sinn des Lebens im Alltag (universitär ist das: die Soziologie der Lebenswelten) liege. Jede Graugans findet ein Korn.

Mit dieser Sinnkehre - raus aus der Geschichte aller, rein in die Biographie des einzelnen - verabschiedet sich die in die Jahre geratene Revolutionsgeneration von den großen knallroten Hoffnungen und kuschelt sich in die rosaroten Sinnecken, die jeder Alltag, mag er angenehm oder unangenehm sein, seinem Bewohner bietet. Wenn kein Gedanke mehr zugreift, dann wärmt eben doch die Liebe und treibt die alte Generation (Thomas), die Sein von Schein trennte, und die junge Generation (Iris), die sich lieber nur auf die Scheine verläßt, unter eine Decke. Wer mag, was dort geschieht, den beiden verübeln?

Der Held, dessen Profil in die Mittelmäßigkeit ausläuft, hat des Schriftstellers ungeteilte Sympathie. Uwe Timm, der gerne Romane schreibt, die einem Thema folgen, das wiederum der Realität nacheifert, die wiederum der Alltag für literarische Nachbildung anbietet (das ist kein sozialistischer, aber ein soziologischer Realismus) - Uwe Timm hat mit "Rot" eine Geschichte geschrieben, dank derer ein roter Faden durch dreißig Lebensjahre gezogen und auf die verwischte Weise der Wasserfarben die Biographie der normalen Achtundsechziger-Graugans zusammengehalten werden soll. Im Jargon der Achtundsechziger findet man auch den Begriff einer "revisionistischen Geschichtsschreibung". Darunter verstand man den Versuch, Geschichte nach Maßgabe eines bestimmten, meistens eines politischen und parteikonformen Zieles abgrundfrei umzuschreiben. Völlig abgrundfrei ist auch Uwe Timms Roman, und es spricht nicht für seine literarische Qualität - bei aller aus dem geübten Arm des Schriftstellers geschüttelten Unterhaltsamkeit -, daß man auf diesen vierhundertdreißig Seiten keine einzige neue, ungeahnte Erfahrung macht, sondern nur sattsam bekannte, intellektuell ausgeleierte Typen der Argumentation und der Lebensstile wiederfindet.

Eine Prägung durch Bücher teilen die Achtundsechziger in Uwe Timms Roman mit Konrad Lorenz. Bei Timm heißt es: "Da standen und lagen sie in Holzregalen, grau und schon jetzt stockfleckig, die 68er-Literatur, Bücher, die auf ihre Opfer warteten, um denen, die nach ihnen greifen, sie lesen, wie die Vampire das Leben auszusaugen." Die armen unbedarften Leser! Konrad Lorenz hatte mit der Lektüre mehr Glück. Wie kam der Verhaltensforscher auf die Gans? "Mir wurde", verriet er einmal, "Selma Lagerlöfs ,Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen' als Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Also beschloß ich, ein Wasservogel zu werden, und als mir später klar wurde, daß ich keiner werden konnte, wollte ich wenigsten einen haben." "Also", schrieb in frühen Jahren Hans Magnus Enzensberger, "was die siebziger Jahre betrifft / kann ich mich kurz fassen . . . / Widerstandslos, im großen und ganzen, / haben sie sich selbst verschluckt . . . / Daß irgendwer ihrer mit Nachsicht gedächte, / wäre zuviel verlangt." Wenn aber 1968 nicht mehr los gewesen und von dem ganzen Trubel nicht mehr geblieben ist, als sich in Uwe Timms Roman "Rot" überlebt hat: nämlich eine grobe Chronologie und freundliche Einschätzung der kleinen Erregungen des Lebens, ob auf der Straße oder im Bett, dann sollte man sich, wenn man es nicht schon gelesen hat, lieber das Buch "Das Jahr der Graugans" zulegen. Da steht alles darüber drin, was es mit der Farbe Rot im Kern des prägesüchtigen Graumenschen auf sich haben könnte.

Uwe Timm: "Rot". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001. 430 S., geb., 44,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen Hang zum Revolutionsjahrzehnt (1967-1977) attestiert Eberhard Rathgeb dem Autor, der in diesem Buch erneut auf Adepten einer Revolution unternimmt. Die beschriebene "Sinnkehre - raus aus der Geschichte aller, rein in die Biografie des einzelnen," mit der ein vom Autor entworfener Held sich von den großen Illusionen verabschiedet, bietet dem Rezensenten indes nicht Neues. Kein Abgrund, keine ungeahnte Erfahrung gesellt sich hier der von Rathgeb immerhin eingeräumten Unterhaltsamkeit des Romans.

© Perlentaucher Medien GmbH