„Rote Ernte“ ist Dashiell Hammetts erster Roman und gilt als ein Klassiker der „hard-boiled“-Krimis. Der Handlungsort ist das Bergwerksstädtchen Peaceville, von vielen nur als Pissville verspottet. Schmelzhütten und Schornsteine haben die Häuser im Laufe der Zeit mit einem schmuddeligen Gelb
überräuchert.
Peaceville ist jedoch nicht nur trostlos sondern auch durch und durch korrupt. Seit…mehr„Rote Ernte“ ist Dashiell Hammetts erster Roman und gilt als ein Klassiker der „hard-boiled“-Krimis. Der Handlungsort ist das Bergwerksstädtchen Peaceville, von vielen nur als Pissville verspottet. Schmelzhütten und Schornsteine haben die Häuser im Laufe der Zeit mit einem schmuddeligen Gelb überräuchert.
Peaceville ist jedoch nicht nur trostlos sondern auch durch und durch korrupt. Seit vierzig Jahren bestimmt der alte und einflussreiche Elihu Willsson das Geschehen in der Stadt - er hält alle Fäden in der Hand, ob Industrie, Banken oder Zeitungen, und die Stadtoberen tanzen nach seiner Pfeife. Elihu Willsson ist Peaceville und umgekehrt. Um seine Macht aufrecht zu erhalten, ist er jedoch auf die Unterstützung von zwielichtigen Gestalten angewiesen. So haben organisierte Banden, seinerzeit von Willsson gegen die Gewerkschaften angesetzt, längst ihr Eigenleben und tyrannisieren die Stadt.
Da heuert Donald Willsson, Sohn des Patriarchen, einen Privatdetektiv aus San Francisco an, um gegen die kriminellen Helfershelfer vorzugehen. Doch kaum ist dieser in Peaceville angekommen, liegt sein Auftraggeber erschossen auf der Straße. Da will ihn Willsson sen. für seine Zwecke einsetzen.
Für den namenlosen Continental Op ist eines klar: hier muss aufgeräumt werden … und zwar gründlich. Die Säuberung von Peaceville führt er wie einen privaten Feldzug und schlüpft dafür fast in die Rolle eines Western-Helden. Ob Bankräuber, Bordellbetreiber oder korrupter Polizeichef, mit ausgefuchsten Manipulationen nimmt er die Bösewichte ins Visier, stellt ihnen Fallen und stachelt ihre blutigen Fehden noch an. Geschickt spielt der Op die Cliquen gegeneinander aus, sodass sie sich gegenseitig aus dem Wege räumen, ohne dass er auch nur einen einzigen von ihnen erschießen muss.
Am Ende ist die Macht der verschiedenen Gangstergruppen gebrochen, nur der alte Willsson hat das Gemetzel überlebt. Aber bald gehören in Peaceville wieder Korruption und Verbrechen zur Tagesordnung, denn die Verquickung von politischer, wirtschaftlicher und krimineller Macht sind geblieben.
Dashiell Hammetts Roman über das organisierte Verbrechen ist keine revolutionäre An-klage, dennoch schildert der Autor in dem Krimi die amerikanischen Verhältnisse der 20er Jahre mit großem gesellschaftskritischen Engagement. Hammetts Lebensgefährtin Lillian Hellman meinte einst zu seinen politischen Ansichten: „mit großer Sicherheit war er damals Marxist“.
"Rote Ernte" erschien 1929 unter dem Originaltitel „Red Harvest“. Das hart realistische Buch, das oft als Hammetts bester Roman angesehen wird, wurde 1956 erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht. Anlässlich des 50. Todestages von Dashiell Hammett liegt nun dieser Roman innerhalb einer fünfbändigen Edition des Diogenes Verlages als Taschenbuch vor.
Manfred Orlick