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"Rousseau in Germany" (Text in German) For well-nigh 250 years, the reception and influence of Jean-Jacques Rousseau in Germany has obviously been so complex that there is as yet no comprehensive account of it. There have been numereous widely-scattered detailed studies and studies of individual aspects, often difficult to access, but the present volume now offers the first collection of contributions from different discourses. The emphasis of this interdisciplinary account of research into Rousseau's reception is placed on the discussion of Rousseau's ideas in German literature of the 18th…mehr

Produktbeschreibung
"Rousseau in Germany" (Text in German)
For well-nigh 250 years, the reception and influence of Jean-Jacques Rousseau in Germany has obviously been so complex that there is as yet no comprehensive account of it.
There have been numereous widely-scattered detailed studies and studies of individual aspects, often difficult to access, but the present volume now offers the first collection of contributions from different discourses. The emphasis of this interdisciplinary account of research into Rousseau's reception is placed on the discussion of Rousseau's ideas in German literature of the 18th and early 19th centuries.
In addition there are thorough investigations into the influence of Rousseau on the philosophy of Kant and Fichte, on the German tradition of theories of the State between Romanticism and Carl Schmitt, on the theories of "philosophical anthropolgy" in the work of Gehlen, Plessner, Litt, and on the historiography and the civilisation debate of the Enligthenment
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.1995

Émile und die Detektive
Von Lessing bis Carl Schmitt: Jean-Jacques Rousseaus deutsche Leser und Spurenleser

Das Buch enthält die Vorträge eines Kolloquiums, das 1992 in Toronto stattfand. Wer den nationalen und internationalen Tagungstourismus mit Skepsis oder gar mit Widerwillen betrachtet, wird diesem Band zunächst Mißtrauen entgegenbringen. Er hat es jedoch - um das gleich zu sagen - nicht verdient. Das muß man nicht zuletzt dem Organisator der Tagung und Herausgeber der Vorträge als Verdienst anrechnen. Er hat das Kolloquium mit einem nützlichen Referat zur Forschungsgeschichte eröffnet, hat dem Sammelband eine gute Bibliographie beigegeben und ihn mit soliden Registern ausgestattet. Die Beiträge erfüllen durchweg die Erwartung, die man im besten Fall an eine solche Publikation richten darf: Sie geben den Stand der Diskussion zu dem jeweiligen Aspekt der Wirkungsgeschichte wieder und sind damit gerade für den Anfänger nützlich, zugleich aber bieten sie neue Einsichten und vermitteln Anregungen zu eigener Arbeit.

Ein großes Problem der Rezeptionsforschung ist der Umgang mit der Kategorie des Einflusses. Aussagen vom Typ "Rousseau beeinflußte Goethe" werden heute nicht mehr als erhellend empfunden, aber mit welchen Begriffen, mit welchen Fragestellungen ist die Rezeptionsforschung heute sinnvoll zu betreiben? Die Beiträge antworten darauf nur selten explizit, aber die meisten demonstrieren, wie heute Rezeptionsgeschichte aussehen könnte: ob Ulrich Kronauer Lessing als Leser Rousseaus behandelt, Sebastian Neumeister die Spuren seiner Staatsidee bei Friedrich Schlegel (und Novalis) untersucht oder Martin Peters die Aufnahme seiner historischen Reflexionen durch die frühen Göttinger Historiker darstellt. Rezeption wird hier als Prozeß der zustimmenden, kritischen, ablehnenden, ja auch mißverstehenden Auseinandersetzung, als Aneignung oder auch als Verwertung analysiert.

Segen der Paradoxie

Es gibt Autoren, deren Anstoßkraft zu einer solchen Auseinandersetzung besonders groß ist, und zu ihnen gehört Rousseau, nicht zuletzt offenbar wegen seines Denkens in Paradoxien. Jaumann versucht in seinem Einleitungsreferat, den Charakter des Rousseauschen Paradoxes zu bestimmen, Wilhelm Voßkamp analysiert es in einem Text über die Rezeption des "Émile". Bei ihm wird auch der Begriff genannt, der zur Erklärung der Paradoxien bei diesem Autor beiträgt: der der Aporie. Rousseaus unsystematisches, widersprüchliches, sich ständig selbst befragendes Denken hat etwas zu tun damit, daß er - scharfsichtiger oder ahnungsvoller als viele Aufklärer - Aporien in unserer Realität oder in unserer Konstruktion von Wirklichkeit wahrnimmt.

Das paradoxe Denken gibt Rousseaus Werken die Kraft, Auseinandersetzungen zu erzwingen. So auch hier, etwa in dem Beitrag von Verena Ehrich-Haefeli über Rousseaus Geschlechterideologie, Sebastian Neumeisters Arbeit über die Staatsidee, Wilhelm Schmidt-Biggemanns Studie über Rousseau und Fichte und die Gefahren einer sich absolut setzenden politischen Philosophie oder Karl-Siegbert Rehbergs Aufsatz über Gehlen, Plessner und Carl Schmitt als Rezipienten der Rousseauschen Anthropologie.

Dabei wird dann auch sichtbar, daß Rousseau immer wieder der Versuchung erlag, die Offenheit seines Denkens durch Lösungsvorschläge aufzuheben, die alles andere als unproblematisch waren. Das mag uns irritieren, aber wenn wir ehrlich sind gegen uns selbst - und auch dazu kann die Auseinandersetzung mit diesem Autor ermutigen -, dann deshalb, weil wir selber gegen seine Versuchungen zu kämpfen haben. Das mag heute nicht mehr für seine politische Philosophie gelten - oder doch? -, aber wirkt zum Beispiel seine Konzeption der Weiblichkeit nicht immer noch in uns nach? Der Sammelband gibt nicht nur zu solchen Fragen Anlaß. Er bietet viele Informationen und Anregungen und sollte von jedem zur Kenntnis genommen werden, der sich mit der Geistesgeschichte in Deutschland seit Rousseau befaßt. ERNST-PETER WIECKENBERG

"Rousseau in Deutschland". Neue Beiträge zur Erforschung seiner Rezeption. Hrsg. von Herbert Jaumann. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/New York 1995. XII, 326 S., geb., 170,- DM.

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