Aufbruch und Widerstand, Protest und Barrikade, der Glaube an das »Ende der Utopie« und die Machbarkeit von Geschichte: für all das, was man mit der Revolte von '68 verbindet, stand Rudi Dutschke (1940-1979). Der antiautoritäre Studentenführer war eine Reizfigur, für seine konservativen Gegner wie für traditionelle Marxisten in den eigenen Reihen.Auch zwanzig Jahre nach seinem frühen Tod - Spätfolge des 1968 auf ihn verübten Attentates - polarisiert seine Person noch immer: Während einige ihn für den Terror der RAF verantwortlich machen, sehen andere in ihm einen Vordenker der Neuen Rechten.Das Interesse der Autorin gilt mehr den facettenreichen politischen Intentionen Rudi Dutschkes als biographischen Ereignissen. In systematischer Sichtung zum Teil bis dahin unerschlossenen Materials fördert sie seine Analysen und Strategien zutage, die weit über den Protest der 68er hinaus reichten. Dass Dutschkes politisches Denken keineswegs in bloße Provokation mündete, sondern ein konfliktreicher und diskursiver Prozess war, liest sich bei Michaela Karl so detailgetreu wie lebendig.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Wer Rudi Dutschke war, weiß jeder. Aber was wollte er? Die Politikwissenschaftlerin Michaela Karl hat jetzt die "erste quellengestützte Monografie" vorgelegt, die Dutschkes politisches Handeln und die von ihm propagierten politischen Modelle untersucht, schreibt anerkennend Wolfgang Kraushaar. Das Buch teile sich in Kapital über Dutschke, den Rebellen, Dutschke, den Exilanten und Dutschke, den Politiker, der sich der Ökologie zuwendet. Ein Themenkomplex aber durchzieht alle Kapitel, so Kraushaar, nämlich die "Gewaltfrage". Karl könne hier die Auffassung widerlegen, dass Dutschke ein Pazifist gewesen sei. 'Revolutionäre Gegengewalt', so ein überzeugter Rezensent, wurde von Dutschke durchaus akzeptiert. Kraushaar hat das Buch überzeugt. Gelegentlich hätte er sich von der Autorin etwas mehr Distanz zu ihrem Gegenstand gewünscht, aber insgesamt bescheinigt er ihr, die Messlatte für künftige Bücher über Dutschke ziemlich hoch gelegt zu haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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