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Produktdetails
  • Verlag: Artemis & Winkler
  • Seitenzahl: 515
  • Abmessung: 195mm
  • Gewicht: 476g
  • ISBN-13: 9783538066175
  • ISBN-10: 3538066175
  • Artikelnr.: 24366014
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.1996

1856
Iwan Turgenjew "Rudin"

Iwan Turgenjew, sechsunddreißig jetzt, hatte sehr viel Zeit im westlichen Ausland verbracht, auch seine ewige Liebe hatte er schon lange gefunden, die Sängerin Pauline Viardot, eine Freundin von George Sand, Vorbild für deren seinerzeit berühmteste Romantitelheldin "Consuelo" von 1843. Er hatte Theaterstücke und Erzählungen geschrieben; 1852 hatte er sich durch einen Gogol-Nachruf politisch mißliebig gemacht, er wurde auf sein Gut verbannt, 1853 durfte er wieder wenigstens im Lande reisen (davor hatte er nur mit einem gefälschten Paß seine Pauline, die dort gastierte, in Moskau sehen können). Und jetzt, 1856, erscheint sein erster Roman, "Rudin", er kriegt seinen Auslandspaß wieder, und sofort geht er nach Paris, zu Pauline, und wirft sich wieder ins freie literarische Leben. Die wilde Sand hatte er schon früher ein bißchen kennengelernt. Ein paar Jahre später lernt er Flaubert kennen, so sehr, als hätten sie sich gesucht. Als Dritte im Bunde kommt dann die Sand dazu, und zwischen diesen dreien ("Rudin", daß wir das nicht vergessen, ist ein wunderschöner kleiner Roman: "Es war ein stiller Sommermorgen" - so der erste Satz; der zweite: "Die Sonne stand schon ziemlich hoch am klaren Himmel, die Felder aber glänzten noch vom Tau" - nun, Lust?) - zwischen jenen dreien also gibt es jetzt wunderbare Briefe. Es macht nichts, daß Proust fand, Flaubert schreibe enttäuschend in seinen Briefen (denn in ihren Werken sind diese Leute immer wirklich besser als sie selbst, aber in Briefen? Flauberts Briefe sind schön, weil sie darin enttäuschen). Alle schreiben sich jetzt, hin und her, so zauberhaft, so lebendig, daß wir beinahe den "Rudin", die ganze "Consuelo", die halbe "Salammbô" hergäben für diese Briefe, aber das sagt sich gefahrlos, denn wir haben ja alles, die Bücher und nun auch die Briefe, wir Glücklichen. (Iwan Turgenjew: "Rudin", "Ein Adelsnest". Aus dem Russischen übersetzt von Herbert Wotte. Gesammelte Werke in Einzelbänden, hrsg. von Klaus Dornacher. 371 S., geb., 32,- DM. George Sands Briefe bei dtv 1990, Turgenjews Briefe bei Aufbau 1994 und, besonders schön, der Briefwechsel Sand-Flaubert bei C. H. Beck 1992 und der Briefwechsel Turgenjew-Flaubert in der Friedenauer Presse 1989.) R.V.

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