Rudnikow ist ein Russe, er geht ziemlich verträumt durchs Leben, aber er erlebt die Härte der Realität in der Zeit der ideologischen Unterdrückung. In kleinen Episoden wird erzählt, wie er nach China reist und die Pekingoper erlebt, auf der Rückfahrt geschieht Ungeheuerliches - und nicht nur in den Gedanken des Helden. In St. Petersburg, das noch Leningrad heißt, fährt er über die Newa und verliert fast den Verstand, später verliert er seine Uhr und seine Zeit beinahe auch noch. Aber er überlebt, und er erkennt: Erst die Theorie entscheidet, was beobachtet werden kann. Und Kautsky? Nein, das ist nicht der große Sozialdemokrat aus der Zeit vor den Weltkriegen - Kautsky ist einer von uns, er verliert seine politische Heimat, und die Last der Erinnerung bedrückt ihn schwer - er sieht sich leibhaftig mitten im Bombenhagel auf Dresden, über ihm die angloamerikanischen Kriegsflugzeuge. Er träumt viel, und er will auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof den toten Dichter Heiner Müller auferwecken ... und er träumt davon, sich mit einer Cessna in die Kuppel des Reichstags zu stürzen - mitten in eine Sitzung des Deutschen Bundestags ...