B Süße Fracht S Als die Eisenbahn einst begann, das flache Land zu erschließen, tat sie dies nicht etwa, weil eine Kleinbahn durch Wald und Feld so romantisch ist. Vielmehr steckten meist handfeste wirtschaftliche Interessen dahinter. Der Abtransport landwirtschaftlicher Produkte etwa sollte mit der Bahn beschleunigt und vereinfacht werden, und aus dem daraus resultieren Frachtaufkommen versprach sich die Bahn finanzielle Gewinne. Mit der Zeit entwickelten sich so Güterverkehrsbereiche, die vielen Bahnen ein recht passables Auskommen sicherten. Eines dieser Segmente war der Zuckerrübenverkehr. Wenn im Herbst die Zuckerrübenernte einsetzte, erwachten zahlreiche Nebenbahnen zu regem Leben, währ sie den Rest des Jahres im Dornröschenschlaf lagen. In eigens für diesen Zweck vorgehaltenen Wagen brachte die Eisenbahn die süße Fracht direkt vom Feld in die Zuckerfabriken schnell, umweltfreundlich und mit einer ausgeklügelten Logistik. Der Zuckerrübenverkehr war es auch, der nicht selte n Lokomotivveteranen am Leben erhielt, die ansonsten längst den Weg alles Irdischen gegangen wären, erwähnt sei nur die legäre "Zuckersusi" in der Zuckerfabrik Regensburg. Heute vertrauen die Zuckerfabriken auf den LKW, die Deutsche Bahn hat die Rübenzüge abgeschafft. In diesem Buch fahren sie weiter und erinnern an ein bedeutes Kapitel deutscher Eisenbahngeschichte.