Im nationalsozialistischen Deutschland vor der Shoah führte Martin Buber jüdische Bürger im Rahmen sog. Lernzeiten zum biblischen Text zurück, den er als die Stiftungsurkunde Israels begriff. Sie sollten im Hören auf die Schrift die 'Gottesmächte' als haltgebenden Grund erfahren. So ausgerüstet, das war die Hoffnung Martin Bubers, sollten die deutschen Juden sich als jüdische Gemeinschaft von Mensch zu Mensch, als Erinnerungsgemeinschaft und als Werkgemeinschaft in der Krise bewähren.Das deutsche und darüber hinaus das europäische Judentum wurde in der Shoah zum großen Teil vernichtet. Das neue Israel, nach der Shoah, war eine Gemeinschaft des Aufbruchs, des Neuaufbaus; die europäische Herkunft, samt Religion und Geschichte, mit den Erfahrungen der Elterngeneration wurde bei vielen weggesperrt; weggesperrt wurden die Schrecken, aber auch das Schöne der Vergangenheit. Aharon Appelfeld steht für eine Überwindung dieses Verlusts. Dabei bedeutet Rückbesinnung Offenheit gegenüber den Menschen, die für die Vergangenheit standen, und die Wiederaneignung der geschichtlichen wie der biblischen Tradition, die Martin Buber vermittelte - der einer von Appelfelds Lehrern in Israel war. Rückgewinnung der Identität, Bindung der Gegenwart an die Tradition - dies sind Begriffe, die Bubers Wirken wie Appelfelds Schreiben charakterisieren.Die beiden Texte dieses Buchs stehen für sich selbst und zeigen, in aufeinanderfolgenden geschichtlichen Konstellationen, zugleich die Parallelen im Wirken und Schreiben zweier herausragender Persönlichkeiten.
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