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Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Wie der mythische Heimkehrer Ängste und Hoffnungen auslöst
150 Jahre lang waren Wölfe in Mitteleuropa ausgerottet. Doch seit der Jahrtausendwende ist Deutschland wieder Wolfsland, und in ganz Europa erobern Wölfe mit stürmischem Elan angestammte Lebensräume zurück. Der Wolf ist zum politischen und medialen Mega-Star geworden.
Eckhard Fuhr berichtet über die neue Konkurrenz für die Jäger und die Not der Schäfer, ihre Herde zu schützen, ebenso wie über das mythologisch gegründete Bild des Wolfs in der Volksseele. So entsteht ein umfassendes Bild des Problems,
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Produktbeschreibung
Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Wie der mythische Heimkehrer Ängste und Hoffnungen auslöst

150 Jahre lang waren Wölfe in Mitteleuropa ausgerottet. Doch seit der Jahrtausendwende ist Deutschland wieder Wolfsland, und in ganz Europa erobern Wölfe mit stürmischem Elan angestammte Lebensräume zurück. Der Wolf ist zum politischen und medialen Mega-Star geworden.

Eckhard Fuhr berichtet über die neue Konkurrenz für die Jäger und die Not der Schäfer, ihre Herde zu schützen, ebenso wie über das mythologisch gegründete Bild des Wolfs in der Volksseele. So entsteht ein umfassendes Bild des Problems, und es wird deutlich, dass wir uns nicht nur mit der physischen Präsenz der Wölfe auseinandersetzen müssen. Die größere Herausforderung ist die mentale: zuzulassen, dass in unserem durchorganisierten und gut kontrollierten mitteleuropäischen Biotop die wilde Natur immer noch mächtig ist.
Autorenporträt
Eckhard Fuhr, geboren 1954, studierte Geschichte und Soziologie und trat danach in die politische Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein. Zehn Jahre lang leitete er das Feuilleton der Welt und ist zurzeit Korrespondent für Kultur und Gesellschaft bei der WELT-Gruppe. Er schreibt die wöchentlichen Kolumnen "Fuhrs Woche" und "Fuhrs Hund" und greift immer wieder Themen des Naturschutzes, der Landwirtschaft und der Jagd auf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2014

Ein Wolf ist kein Frosch

Gegen eingeschliffene Denkmuster: Eckhard Fuhr heftet sich auf die Fährte der wilden Rückkehrer und findet Konflikte, Gerüchte und neu entstehende Arbeitsplätze.

Von Christina Hucklenbroich

Das Buch liegt leicht in der Hand. Der "Welt"-Journalist Eckhard Fuhr hat kein ausladendes Panorama geschaffen, als er sich die "Rückkehr der Wölfe" zum Thema wählte. Reitet hier einer sein Steckenpferd? Wäre es nicht ausreichend gewesen, eine Reportage daraus zu machen? Aber hinter der Geschichte des Wolfes und seiner Rückkehr nach Deutschland steckt mehr. Man hört und liest von Konflikten zwischen Wolfsschützern, Jägern und Landwirten. Über die Wölfe gibt es obendrein Gerüchte: dass sie nicht aus freien Stücken aus Polen kamen, sondern ausgesetzt wurden; dass sie nach der Wende aus verlassenen russischen DDR-Kasernen entkommen sind, wo man sie in Gehegen gehalten hatte, um Angst und Schrecken zu verbreiten.

Eckhard Fuhrs Reportage führt direkt an die Orte, wo Skepsis und Faszination wurzeln. Erst ins neunzehnte und frühe zwanzigste Jahrhundert, als man die letzten Wölfe erlegte. Dann in die Lausitz, wo sich vor gut zehn Jahren auf einem Truppenübungsplatz erstmals wieder eine kleine Rudelfamilie zusammenfand. Danach an den Alpenrand, wo Wolfsfreunde und Schafhalter sich erbittert bekriegen. Eine Bäuerin etwa verdächtigt die Biologen, die sich für den Wolf einsetzen, nur auf Stellen im "Wolfsmanagement" der Bundesländer zu spekulieren: "Da hängen Arbeitsplätze an so einem Viech, das ist Wahnsinn."

Der Autor besucht Schäfer in Ostdeutschland, die neue Strategien gegen den zurückgekehrten Feind ausprobieren. Sie können nun nicht mehr nur mit flinken, artigen Hütehunden arbeiten, sondern brauchen dominante Herdenschutzhunde, wie man sie in Osteuropa kennt. Die wiederum könnten mit ihrer Angriffslust Wanderer gefährden. Ein Konflikt tut sich auf, dessen Ausläufer auch diejenigen erreichen, die glauben, dass die Wölfe sie nichts angingen. Auch verschweigt Fuhr die Gefahren nicht: In Indien etwa sind zwischen 1980 und 2000 fast dreihundert Kinder von Wölfen getötet worden. Diese und andere tödliche Angriffe erklären, warum der Wolf nicht nur willkommen geheißen wird.

Im Gegenzug gibt es eine wachsende Gruppe sogenannter Wolfsfrauen, die im Kontakt mit dem wilden Tier, durch "Wolfsküsse", zu sich selbst finden wollen. Auch beim Autor überwiegt die Sympathie. "Wölfe sind große Lehrmeister", schreibt Fuhr. "Sie erschüttern eingeschliffene Denkmuster und machen den Kopf frei." So sei durch ihre Rückkehr klar geworden, dass Natur nicht immer einem "romantischen Ideal" entsprechen müsse. Der Wolf braucht keine Wildnis, er kehre als anpassungsfähiger Kulturfolger zurück. Am Ende hat Fuhr seine Leser überzeugt - sein Thema ist groß genug.

Eckhard Fuhr: "Rückkehr der Wölfe". Wie ein Heimkehrer unser Leben verändert.

Riemann Verlag, München 2014. 224 S., geb., 19,99 [Euro].

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"Am Ende hat Fuhr seine Leser überzeugt - sein Thema ist groß genug." Frankfurter Allgemeine Zeitung