Hilde Spiels Tagebuch von 1946 ist ein Zeitdokument besonderer Qualität. Es zeugt sowohl von der Scharfsinnigkeit der Autorin als auch - präzise und liebevoll beobachtet - vom übriggebliebenen Flair der bis in ihren Grundfesten erschütterten Stadt Wien. Nachdem Hilde Spiel 1936 vor den Nazis nach London geflüchtet war, kehrt sie als Nachkriegskorrespondentin nach Wien zurück. Feinfühlig und berührend schildert sie, was in der Stadt und in ihr selbst vorgeht, mit einer "fast blinden Passion für alle Verkörperungen des nur noch rudimentär und illusionär vorhandenen alten Österreich".