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Eines Morgens wittert der kleine Rumo, der wie jeder Wolpertinger bei geschlossenen Augen mit der Nase sehen kann, den silbernen Faden, der das Glück verheißt. Doch bis dahin gilt es unvorstellbaren Gefahren zu trotzen: Rumo kämpft gegen bestialische Zyklopen, befreit seinen Lehrmeister Smeik von der Teufelsinsel, schlägt sich mit tumben Blutschinken, begegnet einem genialen Schüler von Professor Dr. Abdul Nachtigaller - und gelangt schließlich in das idyllische Wolperding, wo er schließlich den Ursprung des silbernen Fadens findet ...

Produktbeschreibung
Eines Morgens wittert der kleine Rumo, der wie jeder Wolpertinger bei geschlossenen Augen mit der Nase sehen kann, den silbernen Faden, der das Glück verheißt. Doch bis dahin gilt es unvorstellbaren Gefahren zu trotzen: Rumo kämpft gegen bestialische Zyklopen, befreit seinen Lehrmeister Smeik von der Teufelsinsel, schlägt sich mit tumben Blutschinken, begegnet einem genialen Schüler von Professor Dr. Abdul Nachtigaller - und gelangt schließlich in das idyllische Wolperding, wo er schließlich den Ursprung des silbernen Fadens findet ...
Autorenporträt
Moers, Walter
Walter Moers, 1957 in Mönchengladbach geboren, ist der Erfinder des »Käpt'n Blaubär« und hatte auch große Erfolge mit den Büchern um »Das kleine Arschloch« und der Comic-Figur »Adolf«. 1999 stürmte der Roman »Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär« die Bestsellerlisten. Dem folgten inzwischen mehrere sehr erfolgreiche Romane nach, die ebenfalls auf dem phantastischen Kontinent Zamonien spielen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.06.2003

Hundlinge des Krieges
Shock and awe: Walter Moers’ Roman „Rumo & Die Wunder im Dunkeln”
Die Lindwürmer hatten alle Attacken abgewehrt, den Steinernen Riesen standgehalten, der Bluttrinkerarmee, sogar den Kupfernen Kerlen. Hatten einfach ein paar Kübel siedendes Pech über die Brüstung gekippt und sich wieder ihrer Leidenschaft gewidmet: der Poesie.
Eines Tages aber wurde alles anders. Eines Tages kamen die Huldlinge. „Karten auf den Tisch, meine Herrschaften – ich bin Verleger! Ich verlege Bücher, und ich mache Geld damit”, lockte der Anführer der Schmeichler. Was sei schon der Smaragdsee gegen Saurierlyrik? Die Echsen zögerten, dann öffneten sie das Tor. Merke: „Die Hölle: das war die künstlerische Anonymität. Die Musik der Sterne: Das war der Applaus des Publikums.” Aber wehe, auch die Huldlinge hatten nur schnöde Schätze im Sinn! Ein furchtbarer Kampf brach aus. Am Ende gewannen die dezimierten Saurier, und das Gemetzel ging als „Schlacht um die Lindwurmfeste” in die Annalen des wundersamen Kontinents Zamonien ein.
Es gibt verrücktere Geschichten in Walter Moers’ Roman „Rumo & Die Wunder im Dunkeln” und subtilere Anspielungen auf den Literaturbetrieb. Aber keine beschreibt die Verlockungen leibhaftiger Bewunderung schöner als die Ballade der betrogenen Saurier. Moers ist der Verführung nie erlegen. Deutschlands bekanntester Comiczeichner, der Erfinder vom „Kleinen Arschloch” und Käptn Blaubär, lässt sich nicht fotografieren, tritt nicht im Fernsehen auf und führt Interviews per e-mail. Seine Fans veröffentlichen im Internet Studien über die „Philophysikalischen Phänomene und ihre Auswirkungen auf Zamonien”. Sie haben konkretere Vorstellungen von einer Berghutze als von Walter Moers.
Dem Erfolg ist diese Geheimnistuerei erwartungsgemäß zuträglich. Moers’ jüngstes Werk eroberte die Bestsellerlisten mit der Geschwindigkeit eines Wolpertingers im Blutrausch. Rumo, der Titelheld, ist ein solcher Wolpertinger, ein aufrecht gehendes, sprechendes hundeartiges Wesen mit Hörnern, ein Hundling. Wolpertinger sind Krieger – und Synästhetiker: Sie hören Bilder und sehen Klänge. Rumo verlebt eine unbeschwerte Kindheit unter Fhernhachenzwergen, als er von Zyklopen auf den schwimmenden Teufelsfelsen verschleppt wird. Dort verzehren die Unholde ihren Proviant bei lebendigem Leibe. Rumo wächst rasch heran, und bevor es ihn erwischt, verrät ihm die dekadente Haifischmade Smeik den schwachen Punkt der Zyklopen: Rumo bricht ihnen die Zunge.
Nach „Die 13 ½ Leben des Käptn Blaubär” und „Ensel und Krete” ist auch das jüngste Werk vor allem ein Buch über Zamonien. Man trifft alte Bekannte wie Professor Abdul Nachtigaller, und auch Rumo hatte als Welpe in den „13 ½ Leben” schon einen Cameoauftritt.
Das verquatschte Käsemesser
Doch in den Ebenen zwischen Florinth und dem Nurnenwald gähnt nun ein Abgrund, in dem Folter, Mord und Wahnsinn regieren, genauer: Der irre Herrscher Gaunab der Neunundneunzigste. Das ist „Untenwelt”, ein Hades, der drauf und dran ist, ganz Zamonien zu übernehmen. Schon raubt in Nebelheim eine Dunstqualle Fremden den Verstand. Selbst Wolperting, eine quasi-sozialistische Subsistenzwirtschaft, wo die Hundlinge des Krieges domestiziert werden und Rumo sich in die schöne Rala verliebt, selbst Wolperting ist eine „Fallenstadt”. Eines Tages entführen Gaunabs Schergen alle Bewohner. Rumo muss die Angebetete retten – und Zamonien.
Dieser Kosmos ist nicht mehr das Reich aufregender, aber harmloser Abenteuer, sondern Schauplatz eines knallharten und für Moers ganz untypischen manichäischen Ringens. Dass er die Verworfenheit des Schurkenstaates als evolutionäre Strategie verkauft, ändert daran wenig. Wenn der grausame General Tick-Tack Rala als Liebesbeweis zu Tode quält, ist das keine befreiende Entgleisung wie im „Kleinen Arschloch”, sondern ein verkniffener Amoralismus, der fast schon wieder moralisch wirkt.
Dabei sind die Bösewichter wie immer spannender als die biederen Wolpertinger. Ohnehin ist die Entwicklung von Figuren nicht Moers’ Stärke: Der maulfaule, verklemmte Weltenretter Rumo hat eine Persönlichkeitsstruktur von der Komplexität eines James Bond. Ungleich zerrissener ist dagegen seine Waffe. Eigentlich ist das Schwert ja nur ein Käsemesser, doch wurde sein Stahl mit dem Gehirn des Stollentrolls Löwenzahn und des Dämonen Grinzold amalgamiert, und nun liefert sich das „odd couple” endlose Wortgefechte – Löwenzahn in flatternder Kursivschrift, Grinzold in Fraktur. Zusammen mit den aufwendigen Zeichnungen rechtfertigen solche typographischen Spielereien Moers’ Ruf als Ausnahme-Illustrator. Und man spürt den Comiczeichner auch in den Pointen. Eine Szene spielt im Inneren der toten Rala, die Smeik mit Hilfe der „Unvorhandenen Winzlinge” wieder beleben soll. Doch die Mikrowesen geben sich als abgebrühte Rationalisten. Winzling 1: „Jetzt werd bloß nicht sentimental! Das haben wir hinter uns. Wir haben die Sentimentalität überwunden.” Winzling 2: „Ich frag’ doch nur! Ich sammele Fakten. Nackte, kalte Fakten.” Smeik: „Es handelt sich um eine Liebe, die über den Tod hinausgeht.” Winzling2: „Tatsächlich? Wie roman-, äh, ich meine: Erzähl mehr! Mehr nackte, kalte Fakten.”
Auf dem Weg in die Unterwelt überquert Rumo den Ölsee (sein Charon ist ein Toter Yeti), und Moers zitiert nicht nur das Orpheus-Motiv. Er plündert Weltliteratur, Kino und Wissenschaften, mischt Shakespeare, germanische Sagen und Nanorobotik. Seine Bücher sind reine Beutekunst, aber im Vergleich zu Tolkiens akademischem Pflaster Mittelerde wirken die versponnenen Weiten Zamoniens wie frisch erfunden. Ein Glanzstück dieses barocken Weltschöpfungsapparates sind die Eydeeten mit ihren maximal sieben Gehirnen. Sie übertragen ihr Wissen durch Bakterien oder einen Finger im Ohr und opererieren mit „aneroiden Barographen”, gegen die jede Zeitmaschine wie ein Toaster aussieht.
Indes: Das Buch ist kein reines Vergnügen, vor allem nicht im zweiten Teil. Nicht, dass es an Action fehlte. Vrahoks und Blutschinken fallen in Batallionsstärke. Doch nach der Dialektik der Selbstüberbietung werden zwar die Monster immer vielbeiniger und die Gefahren immer tödlicher, aber die gefühlte Lesedauer nicht kürzer. Die Freunde Zamoniens wird das nicht schrecken. Moers ist ein Virtuose des Ritardando, der Geschichten ineinanderschiebt wie ein Fernrohr. Er weiß, was er seinen Lesern schuldig ist. Am Ende liegt kein Handlungsfaden unverknüpft herum, ist jedes Talent geprüft, jedes Geheimnis gelüftet. Sein nächstes Werk, so Moers, soll ein zamonischer Horrorroman werden. Aber den kann er ja nun einfach überspringen.
SONJA ZEKRI
WALTER MOERS: Rumo & Die Wunder im Dunkeln. Mit Illustrationen des Autors. Piper Verlag, München 2003. 704Seiten, 26,90 Euro.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Bild: Walter Moers /
Piper Verlag
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Willkommen in Zamonien!
Wo gibt es denkenden Treibsand und dichtende Lindwürmer? Natürlich nur in Zamonien! Walter Moers entführt seine Leser nach dem Erfolgsroman Die 13 1/2 Leben des Käpt`n Blaubär und dem Märchen Ensel und Krete zum dritten Mal auf den abenteuerlichen Kontinent. Der Held der Geschichte ist diesmal der Wolpertinger Rumo, Zamonien-Fans bereits als Nebenfigur aus dem Blaubär bekannt.
Rumos Reise durch Obenwelt
Als verhätschelter Wolpertingerwelpe auf einem Fhernhachen-Hof verlebt Rumo eine glückliche Kindheit - bis eines Tages eine Horde Zyklopen die Fhernhachen überfällt und auf die wandernden Teufelsfelsen verschleppt. Dort wird die Beute in die große Speisekammer gesperrt, aus der sich die Zyklopen regelmäßig bedienen, um ihre Opfer bei lebendigem Leibe zu fressen. Kein schöner Ort für einen kleinen Wolpertinger, doch Rumo freundet sich mit der Haifischmade Volzotan Smeik an, der ihm das Sprechen beibringt und ihn mit abenteuerlichen Geschichten von seinem Schicksal ablenkt. Rumo kommt schließlich in die Wachstumsphase, die bei Wolpertingern äußerst rasant verläuft, und als ausgewachsenes Muskelpaket gelingt es dem geborenen Kämpfer tatsächlich, die Teufelsfelszyklopen zu überwältigen und zu fliehen. Auf dem Festland macht er sich zusammen mit Smeik auf die Suche nach dem silbernen Faden, einer Geruchsspur, die nur er wittern kann und die ihm keine Ruhe lässt. Nach einigen gefährlichen Zwischenfällen und wunderlichen Begegnungen trennen sich die Freunde, und Rumo folgt dem silbernen Faden bis zu einer Stadt voller Artgenossen: Wolperting.
Der Weg in die Dunkelheit
In Wolperting geht Rumo zur Schule, er verfeinert seine Kampftechnik, entdeckt sein Talent fürs Schreinern, gelangt in den Besitz eines sprechenden Schwertes - und trifft seinen silbernen Faden, die schöne Wolpertingerin Rala. Rumo ist aber zu schüchtern, um Rala seine Gefühle zu gestehen. Als Liebesbeweis will er eine Schatulle aus dem Holz der Nurnenwaldeiche schnitzen. Doch als er aus dem gefährlichen Wald nach Wolperting zurückkommt ist die Stadt verlassen, in ihrer Mitte klafft ein gewaltiger Abgrund. Alle Bewohner wurden nach Untenwelt entführt. Rumo macht sich mutig an die Verfolgung. Durch Grotten voller Ölseen, gefährlicher Frostfratten und noch gefährlicheren Vrahoks findet er seinen Weg nach Hel, der düsteren Hauptstadt von Untenwelt. Dort sollen die Wolpertinger im Theater der Schönen Tode ihr Leben lassen. Kann Rumo seine Freunde befreien? Und wie kann er Rala retten, die von dem verrückten General Ticktack langsam zu Tode gefoltert wird?
Ein Feuerwerk der Fantasie
Walter Moers hat sich mit Rumo selbst übertroffen: Die Geschichte ist zwar etwas düsterer als der Blaubär-Roman, doch der Ideenreichtum des Autors bei der Gestaltung Zamoniens und seiner Bewohner, die vielen liebevollen Details und nicht zuletzt Moers` unverwechselbare Zeichnungen machen Rumo trotzdem zu einem äußerst unterhaltsamen und witzigen Lesevergnügen. Zamonien-Fans werden in Nebenepisoden zahlreiche Charaktere wie Professor Doktor Abdul Nachtigaller, die Berghutze Fredda und das wahnsinnige Zamomin wiedererkennen. Und Neulinge wird Moers` wunderbare Fantasiewelt so begeistern, dass sie sich fragen werden, warum sie nicht schon früher einen Zamonien-Roman gelesen haben.
(Gisela Blank)
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