Liebe, Trauer und Vergeltung im Ruhrpott - eine deutsche Saga
Ein Kiosk in Duisburg ist der Ausgangspunkt einer rasanten Geschichte, die ihren Held durch den Ruhrpott, nach Warschau und bis auf die Großglocknerstraße führt - und an die Grenzen seiner Liebes- und Leidensfähigkeit.
Mit »Liebesbrand« und »Hinterland« hat Feridun Zaimoglu erfolgreich die Romantik in die deutsche Gegenwartsliteratur zurückgeholt, und nun wendet er sich einer Region zu, die deutscher kaum sein könnte: dem Ruhrpott, Industriebrache im Wandel zur Dienstleistungsregion. Die Gegend ist im Umbruch, und gebrochen ist auch der Held dieser Geschichte. Renz war Arzt, doch als seine Frau von einem Einbrecher ermordet wurde, zerbrach seine Welt und brach sein Wille. Seit mehreren Jahren hilft er bei seinem Schwiegervater aus, der einen Kiosk mitten in Duisburg führt, kümmert sich um die Alltagssorgen der Trinker und Hänger, trauert um seine Frau und sinnt auf Vergeltung. Sein Leben kommt wieder in Fahrt, als er den Auftrag erhält, einen verstörten jungen Mann aus Warschau zurückzuholen. Wieder in Duisburg verliebt er sich in die Kellnerin Marja, doch dann holt ihn die Vergangenheit ein: Er erfährt von der Haftentlassung des Täters und heftet sich an seine Fersen.
Zaimoglu zeigt das Drama eines Menschen, den kaum noch etwas im Leben hält, vor dem Hintergrund einer Welt, die durch eine lange Tradition geprägt ist und sich gerade neu erfindet. Große deutsche Literatur!
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Ein Kiosk in Duisburg ist der Ausgangspunkt einer rasanten Geschichte, die ihren Held durch den Ruhrpott, nach Warschau und bis auf die Großglocknerstraße führt - und an die Grenzen seiner Liebes- und Leidensfähigkeit.
Mit »Liebesbrand« und »Hinterland« hat Feridun Zaimoglu erfolgreich die Romantik in die deutsche Gegenwartsliteratur zurückgeholt, und nun wendet er sich einer Region zu, die deutscher kaum sein könnte: dem Ruhrpott, Industriebrache im Wandel zur Dienstleistungsregion. Die Gegend ist im Umbruch, und gebrochen ist auch der Held dieser Geschichte. Renz war Arzt, doch als seine Frau von einem Einbrecher ermordet wurde, zerbrach seine Welt und brach sein Wille. Seit mehreren Jahren hilft er bei seinem Schwiegervater aus, der einen Kiosk mitten in Duisburg führt, kümmert sich um die Alltagssorgen der Trinker und Hänger, trauert um seine Frau und sinnt auf Vergeltung. Sein Leben kommt wieder in Fahrt, als er den Auftrag erhält, einen verstörten jungen Mann aus Warschau zurückzuholen. Wieder in Duisburg verliebt er sich in die Kellnerin Marja, doch dann holt ihn die Vergangenheit ein: Er erfährt von der Haftentlassung des Täters und heftet sich an seine Fersen.
Zaimoglu zeigt das Drama eines Menschen, den kaum noch etwas im Leben hält, vor dem Hintergrund einer Welt, die durch eine lange Tradition geprägt ist und sich gerade neu erfindet. Große deutsche Literatur!
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2011Und hinterm Wasserhäuschen eine Welt
Das Ruhrgebiet als Remix: Feridun Zaimoglu erzählt vom Leben eines Kioskbetreibers und surft auf den Tonspuren einer untergegangenen Welt.
Von Hubert Spiegel
Sein Standort in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ist nicht leicht zu bestimmen. Unter den Erzählern seiner Generation ist Feridun Zaimoglu gewiss nicht der präziseste. Seine Romane werden nicht auf dem Reißbrett entworfen, ihre Stärke ist nicht die Exaktheit der Konstruktion. Dass seine beiden ersten Bücher, "Kanak Sprak" (1995) und "Koppstoff" (1998), als authentische Zeugnisse aus der Subkultur türkischstämmiger Jugendlicher gelesen wurden, war ein unvermeidlicher Irrtum. Zaimoglu war damals ebenso wenig das Sprachrohr türkischer Jugendlicher in Deutschland, wie er mit seinem 2006 erschienenen Roman "Leyla" zum Sprachrohr türkischer Einwanderinnen der ersten Generation wurde. Er war und ist ein Autor, der ein Ohr für ungewöhnliche Geschichten und Töne hat und sich beides, Geschichten wie Tonfälle, anzuverwandeln weiß, um etwas Eigenes daraus zu machen. Ein unzuverlässiger Protokollant also, aber ein begnadeter Materialsammler, der seine Funde buchstäblich auf der Straße macht.
Recherchiert hat er von Anfang an, aber seine Recherche ist vermutlich weniger penibel als intuitiv. Wenn er reist, und er ist in den letzten Jahren viel gereist für seine Bücher, bringt er aus Krakau, Duisburg oder Salzburg zahllose Details mit und einen Koffer voller Aromen. Die Details setzt er in seinen Büchern zusammen zu Orten, die Krakau, Duisburg oder Salzburg heißen, aber so nicht sind und so nie waren, wie sie hier beschrieben werden. Dass sie dennoch Authentizität beanspruchen dürfen, liegt am Aroma, das Feridun Zaimoglu ihnen verleiht. Es ist ein Aroma, das aus Worten, Tonfällen und Sprachfärbungen hergestellt ist und das Authentizität suggeriert, obwohl es seine Künstlichkeit oft genug deutlich herausstellt.
Ähnlich paradox verhält es sich mit Zaimoglus eigentümlichem Realismus, der schon lange nicht mehr so tut, als sei es ihm um ein sorgfältig hergestelltes Destillat der Wirklichkeit zu tun. Zaimoglus Realismus, wie er in den letzten Romanen dieses wandelbaren Autors sichtbar wurde, ist ein romantischer, ein poetischer Realismus. Vielleicht trifft es die Sache am ehesten, wenn man von einem somnambulen Realismus spricht. Ihm liegt die Wahrnehmungsweise des schlafwandelnden Flaneurs zugrunde, der nach dem Erwachen die Wirklichkeit unter den Traum subsumiert und umgekehrt.
"Hinterland", Zaimoglus vorletzter, vor zwei Jahren erschienener Roman, spielte in Prag und in Budapest, in Krakau und Berlin, auf Föhr und im Märchenwald der deutschen Romantik. Er wurde bevölkert von kleinwüchsigen Zipfelmützenträgern, Kleinganoven, Komponisten, einem Schuhmacher, einem Engelsschnitzer und etlichen anderen. Die Schicksale und Geschichten all dieser Figuren wurden im Roman nicht gebündelt, sondern zuweilen so weit aufgefächert, dass zwischen ihnen Leerräume entstanden, in denen die Figuren kopfüber verschwinden konnten wie in einer Felsklamm. "Hinterland" war in Episoden komponiert und geprägt durch eine multiple Erzählperspektive, die Haken schlug wie ein Hase auf freiem Feld. Man bewunderte die Beweglichkeit, verlor aber rasch die Lust, atemlos hinterherzujagen.
In seinem neuen Roman macht Feridun Zaimoglu die Jagd selbst zum Thema: Renz, ein Mann, der von den Furien seiner Vergangenheit gehetzt wird, erhält die Gelegenheit, sich am Mörder seiner Frau zu rächen, der nach verbüßter Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen wird. Aber Renz muss zur Jagd getragen werden. Denn die Racheaktion ist nicht seine eigene Idee, sondern Teil eines Geschäfts, das ihm ein zwielichtiger alter Bekannter vorschlägt: Renz soll sich um den unberechenbaren Josef kümmern und einige Wochen auf den labilen Mann aufpassen. Als Gegenleistung würden ihm Josef und ein philosophischer Schläger namens Karl den Mörder auf dem Silbertablett präsentieren. Renz willigt ein, widerwillig, misstrauisch, wider besseres Wissen und letztlich aus Pflichtgefühl seiner ermordeten Frau gegenüber.
Aus diesem schlichten Krimiplot entwickelt Zaimoglu einen Roman, der seine Spannungsmomente nicht aus Gewalt, Rachedurst oder Verfolgungsjagden entwickelt, sondern vor allem aus dem Milieu, in dem seine Figuren angesiedelt sind: Renz ist ein "Budenmann", also einer, der in seinem Kiosk im Kohlenpott hinter dem Schalter steht und Zigaretten, Schnaps und Bratheringe verkauft. Der ehemalige Arzt hat nach dem Tod seiner Frau mit dem Leben abgeschlossen und führt eine bedürfnislose Existenz am Rande der Apathie. Ein Scheinlebendiger, der auf ein Ereignis wartet, das ihn zum Tode erweckt.
Zum Glück ist Renz eine eigensinnige, widersprüchliche und überaus zähe Figur. Sonst müsste der Mann zusammenbrechen unter der Last der Bedeutung, die ihm sein Autor aufgebürdet hat. Denn Renz, das Duisburger Arbeiterkind mit abgeschlossenem Medizinstudium, hat nicht nur ein bitteres individuelles Schicksal, sondern Renz verkörpert überdies noch den Niedergang des Ruhrgebiets und seiner Arbeiterkultur. Der Strukturwandel, den das Ruhrgebiet seit der Mitte der siebziger Jahre durchaus nicht ohne Erfolg betrieben hat, stößt bei Renz an seine Grenzen: "Bildung hat ihn nicht zum Bürger gemacht", heißt es einmal über den verschlossenen Kioskverkäufer, der das Büdchen zusammen mit seinem Schwiegervater betreibt. Gemeinsam mit einer Handvoll pittoresk verwittert-verwahrloster Freunde und Stammkunden trauern sie wortkarg vergangenen Zeiten nach: aufrechte Helden des Untergangs, mutlos Liebende, Verlierer von echtem Schrot und Korn.
Was weiß Zaimoglu, der 1964 im anatolischen Bolu geboren wurde, seit 35 Jahren in Deutschland lebt und seit langem in Kiel wohnt, vom Ruhrgebiet? Vermutlich nicht sehr viel, aber das kümmert ihn nicht, und seine Leser muss es auch nicht weiter stören. Denn Zaimoglu beschreibt ja nicht den Kohlenpott von heute. Sein Blick ist nicht auf das Existierende gerichtet, sondern auf das bereits Verschwundene. In die Lücken, die es hinterlassen hat, stößt Zaimoglu mit seiner Phantasie, seinem Einfühlungsvermögen, seinem mimetischen Sprachgefühl, seiner Menschenliebe und mit der ganzen schillernden Pracht des für ihn so typischen, schrägen, diesmal expressionistisch aufgerauhten Pathos. So entsteht in "Ruß" dann doch ein Abbild des Ruhrgebiets - als Remix, dessen Autor auf den alten Tonspuren surft, wie es ihm gefällt.
Feridun Zaimoglu: "Ruß". Roman.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011. 267 S., geb., 18,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Ruhrgebiet als Remix: Feridun Zaimoglu erzählt vom Leben eines Kioskbetreibers und surft auf den Tonspuren einer untergegangenen Welt.
Von Hubert Spiegel
Sein Standort in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ist nicht leicht zu bestimmen. Unter den Erzählern seiner Generation ist Feridun Zaimoglu gewiss nicht der präziseste. Seine Romane werden nicht auf dem Reißbrett entworfen, ihre Stärke ist nicht die Exaktheit der Konstruktion. Dass seine beiden ersten Bücher, "Kanak Sprak" (1995) und "Koppstoff" (1998), als authentische Zeugnisse aus der Subkultur türkischstämmiger Jugendlicher gelesen wurden, war ein unvermeidlicher Irrtum. Zaimoglu war damals ebenso wenig das Sprachrohr türkischer Jugendlicher in Deutschland, wie er mit seinem 2006 erschienenen Roman "Leyla" zum Sprachrohr türkischer Einwanderinnen der ersten Generation wurde. Er war und ist ein Autor, der ein Ohr für ungewöhnliche Geschichten und Töne hat und sich beides, Geschichten wie Tonfälle, anzuverwandeln weiß, um etwas Eigenes daraus zu machen. Ein unzuverlässiger Protokollant also, aber ein begnadeter Materialsammler, der seine Funde buchstäblich auf der Straße macht.
Recherchiert hat er von Anfang an, aber seine Recherche ist vermutlich weniger penibel als intuitiv. Wenn er reist, und er ist in den letzten Jahren viel gereist für seine Bücher, bringt er aus Krakau, Duisburg oder Salzburg zahllose Details mit und einen Koffer voller Aromen. Die Details setzt er in seinen Büchern zusammen zu Orten, die Krakau, Duisburg oder Salzburg heißen, aber so nicht sind und so nie waren, wie sie hier beschrieben werden. Dass sie dennoch Authentizität beanspruchen dürfen, liegt am Aroma, das Feridun Zaimoglu ihnen verleiht. Es ist ein Aroma, das aus Worten, Tonfällen und Sprachfärbungen hergestellt ist und das Authentizität suggeriert, obwohl es seine Künstlichkeit oft genug deutlich herausstellt.
Ähnlich paradox verhält es sich mit Zaimoglus eigentümlichem Realismus, der schon lange nicht mehr so tut, als sei es ihm um ein sorgfältig hergestelltes Destillat der Wirklichkeit zu tun. Zaimoglus Realismus, wie er in den letzten Romanen dieses wandelbaren Autors sichtbar wurde, ist ein romantischer, ein poetischer Realismus. Vielleicht trifft es die Sache am ehesten, wenn man von einem somnambulen Realismus spricht. Ihm liegt die Wahrnehmungsweise des schlafwandelnden Flaneurs zugrunde, der nach dem Erwachen die Wirklichkeit unter den Traum subsumiert und umgekehrt.
"Hinterland", Zaimoglus vorletzter, vor zwei Jahren erschienener Roman, spielte in Prag und in Budapest, in Krakau und Berlin, auf Föhr und im Märchenwald der deutschen Romantik. Er wurde bevölkert von kleinwüchsigen Zipfelmützenträgern, Kleinganoven, Komponisten, einem Schuhmacher, einem Engelsschnitzer und etlichen anderen. Die Schicksale und Geschichten all dieser Figuren wurden im Roman nicht gebündelt, sondern zuweilen so weit aufgefächert, dass zwischen ihnen Leerräume entstanden, in denen die Figuren kopfüber verschwinden konnten wie in einer Felsklamm. "Hinterland" war in Episoden komponiert und geprägt durch eine multiple Erzählperspektive, die Haken schlug wie ein Hase auf freiem Feld. Man bewunderte die Beweglichkeit, verlor aber rasch die Lust, atemlos hinterherzujagen.
In seinem neuen Roman macht Feridun Zaimoglu die Jagd selbst zum Thema: Renz, ein Mann, der von den Furien seiner Vergangenheit gehetzt wird, erhält die Gelegenheit, sich am Mörder seiner Frau zu rächen, der nach verbüßter Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen wird. Aber Renz muss zur Jagd getragen werden. Denn die Racheaktion ist nicht seine eigene Idee, sondern Teil eines Geschäfts, das ihm ein zwielichtiger alter Bekannter vorschlägt: Renz soll sich um den unberechenbaren Josef kümmern und einige Wochen auf den labilen Mann aufpassen. Als Gegenleistung würden ihm Josef und ein philosophischer Schläger namens Karl den Mörder auf dem Silbertablett präsentieren. Renz willigt ein, widerwillig, misstrauisch, wider besseres Wissen und letztlich aus Pflichtgefühl seiner ermordeten Frau gegenüber.
Aus diesem schlichten Krimiplot entwickelt Zaimoglu einen Roman, der seine Spannungsmomente nicht aus Gewalt, Rachedurst oder Verfolgungsjagden entwickelt, sondern vor allem aus dem Milieu, in dem seine Figuren angesiedelt sind: Renz ist ein "Budenmann", also einer, der in seinem Kiosk im Kohlenpott hinter dem Schalter steht und Zigaretten, Schnaps und Bratheringe verkauft. Der ehemalige Arzt hat nach dem Tod seiner Frau mit dem Leben abgeschlossen und führt eine bedürfnislose Existenz am Rande der Apathie. Ein Scheinlebendiger, der auf ein Ereignis wartet, das ihn zum Tode erweckt.
Zum Glück ist Renz eine eigensinnige, widersprüchliche und überaus zähe Figur. Sonst müsste der Mann zusammenbrechen unter der Last der Bedeutung, die ihm sein Autor aufgebürdet hat. Denn Renz, das Duisburger Arbeiterkind mit abgeschlossenem Medizinstudium, hat nicht nur ein bitteres individuelles Schicksal, sondern Renz verkörpert überdies noch den Niedergang des Ruhrgebiets und seiner Arbeiterkultur. Der Strukturwandel, den das Ruhrgebiet seit der Mitte der siebziger Jahre durchaus nicht ohne Erfolg betrieben hat, stößt bei Renz an seine Grenzen: "Bildung hat ihn nicht zum Bürger gemacht", heißt es einmal über den verschlossenen Kioskverkäufer, der das Büdchen zusammen mit seinem Schwiegervater betreibt. Gemeinsam mit einer Handvoll pittoresk verwittert-verwahrloster Freunde und Stammkunden trauern sie wortkarg vergangenen Zeiten nach: aufrechte Helden des Untergangs, mutlos Liebende, Verlierer von echtem Schrot und Korn.
Was weiß Zaimoglu, der 1964 im anatolischen Bolu geboren wurde, seit 35 Jahren in Deutschland lebt und seit langem in Kiel wohnt, vom Ruhrgebiet? Vermutlich nicht sehr viel, aber das kümmert ihn nicht, und seine Leser muss es auch nicht weiter stören. Denn Zaimoglu beschreibt ja nicht den Kohlenpott von heute. Sein Blick ist nicht auf das Existierende gerichtet, sondern auf das bereits Verschwundene. In die Lücken, die es hinterlassen hat, stößt Zaimoglu mit seiner Phantasie, seinem Einfühlungsvermögen, seinem mimetischen Sprachgefühl, seiner Menschenliebe und mit der ganzen schillernden Pracht des für ihn so typischen, schrägen, diesmal expressionistisch aufgerauhten Pathos. So entsteht in "Ruß" dann doch ein Abbild des Ruhrgebiets - als Remix, dessen Autor auf den alten Tonspuren surft, wie es ihm gefällt.
Feridun Zaimoglu: "Ruß". Roman.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011. 267 S., geb., 18,99 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Aufs Neue erweist sich, lobt eine ziemlich begeisterte Meike Fessmann, Feridun Zaimoglu mit seinem jüngsten Roman als Meister der literarischen Verwandlung. Von allen Immigrantenthemen, auf die ihn mancher gern festlegen würde, entferne er sich mit diesem "kunstvoll-kargen" Ruhrpott-Kriminalroman. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der den Mörder seiner Frau jagen kann, will oder soll - und zwar vom Ruhrgebiet aus nach Österreich, Polen und anderswohin -, nur dass es dabei unversehens zu einer Vertauschung der Rollen zu kommen beginnt. Nicht weniger als eine "Kartographie der sozialen Verwerfung" gelinge, so Fessmann, dem Autor. Und das alles in einer Sprache, die aus dem Ruhrpott-Dialekt in ganz und gar überzeugender Manier ein Kunstidiom zu machen verstehe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Zaimoglu beherrscht das Erzählen meisterlich, und mit jedem Buch erfindet er sich neu; er entdeckt Worte für Dinge, die anderen nicht einmal einen Blick wert wären." -- Frankfurter Rundschau
»[...] ein Autor, der ein Ohr für ungewöhnliche Geschichten und Töne hat und sich beides [...] anzuverwandeln weiß, um etwas Eigenes daraus zu machen.« Hubert Spiegel FAZ 20111008
So kunstvoll wie immer, aber dieses Mal mit den Mitteln bewusster Verknappung, hat Feridun Zaimoglu einen lebensklugen und spannenden Roman über Deutschlands verwildernden Westen geschrieben. Süddeutsche Zeitung