Denkt man an Zentralasien, so kommen einem zunächst wohl Bilder von Jurten und Nomaden in den Sinn. Weniger bekannt sind die noch immer allgegenwärtigen Spuren, welche die Sowjetunion während ihrer siebzigjährigen Herrschaft hinterlassen hat. Neben Leninstatuen, Plattenbauten und kommunistischer Bürokratie ist das auffallendste Relikt dieser Epoche die Präsenz der russischen Sprache. Kirgistan ist zusammen mit den anderen zentralasiatischen Republiken Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan in seiner heutigen Form ein Produkt sowjetischer Sprachen- und Nationalitätenpolitik. Dieser Umstand und die damit einhergehende Russifizierung prägten die Staaten nachhaltig und stellten sie im Unabhängigkeitsjahr 1991 vor die Frage nach ihrer Identität. Die Republiken reagierten mit der Aufwertung ihrer Nationalsprachen zu alleinigen Amtssprachen und dem Zurückdrängen des Russischen. Dabei missachtete man oft die sprachlichen Realitäten. Heute ist die Bedeutung der russischen Sprache im postsowjetischen Zentralasien weiterhin groß. Die vorliegende Arbeit versucht den vielfältigen Gründen dafür am Beispiel Kirgistans nachzugehen.