Postkartengroße Edelstahltäfelchen fallen aufmerksamen Passantinnen und Passanten russischer Groß- und Kleinstädte seit 2014 ins Auge. Gewidmet sind die Erinnerungszeichen an den Hausfassaden jenen Menschen, die im Zuge der sowjetischen Repressionen aus ihren Wohnungen verschleppt wurden. Ihre Namen bringt das partizipative Gedenkprojekt Poslednij Adres (dt. Letzte Adresse) mit den Tafeln zurück zu den vormaligen Wohnadressen. Dieses Buch verortet Poslednij Adres als neue und innovative Form des zivilgesellschaftlichen Gedenkens innerhalb der russischen Erinnerungslandschaft und geht dabei von verschiedenen Perspektiven aus der Frage nach, welche Bedeutung dem Projekt für das Erinnern an den staatlichen Terror der Sowjetunion in Russland beigemessen werden kann.