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Was lernen wir aus der Geschichte? Bekanntlich nicht viel. Aber diese Lehre von Weimar sollten wir bedenken: Die vernachlässigte Republik ist in Gefahr. In der Finanzkrise haben wir, auch in Deutschland, den moralischen Meltdown des Systems erlebt. Doch anders als nach Fukushima hat die Politik keinen Ausstieg vorgesehen. Darum ist es an der Zeit, wieder zu kämpfen: für Gerechtigkeit, Gesetz, Gleichheit, Demokratie, Freiheit. Der Finanzkapitalismus hat uns diese Begriffe geraubt. Jetzt gilt es, sie zurückzuerobern. Bei der Bundestagswahl die Stimme abzugeben und danach zu schweigen - das ist…mehr

Produktbeschreibung
Was lernen wir aus der Geschichte? Bekanntlich nicht viel. Aber diese Lehre von Weimar sollten wir bedenken: Die vernachlässigte Republik ist in Gefahr. In der Finanzkrise haben wir, auch in Deutschland, den moralischen Meltdown des Systems erlebt. Doch anders als nach Fukushima hat die Politik keinen Ausstieg vorgesehen. Darum ist es an der Zeit, wieder zu kämpfen: für Gerechtigkeit, Gesetz, Gleichheit, Demokratie, Freiheit. Der Finanzkapitalismus hat uns diese Begriffe geraubt. Jetzt gilt es, sie zurückzuerobern. Bei der Bundestagswahl die Stimme abzugeben und danach zu schweigen - das ist zu wenig. Im Wahljahr legt Jakob Augstein ein Buch über die Frage vor, was uns wichtiger ist: Demokratie oder Kapitalismus.
Autorenporträt
Augstein, Jakob
Jakob Augstein, Jahrgang 1967, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Politikwissenschaft in Berlin und Paris. Nach Stationen bei der Süddeutschen Zeitung und der Zeit ist er seit 2008 Verleger der Wochenzeitung Der Freitag. Bei Hanser erschien zuletzt: Die Tage des Gärtners. Vom Glück, im Freien zu sein (2012).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2013

Körpereinsatz in der Politik
Jakob Augstein ist besorgt

Der Buchtitel klingt nach Krimi. Jakob Augstein, 46 Jahre alter Erbe und auch Verleger einer Wochenzeitung, legt zur Bundestagswahl eine meinungsstarke Politik-Diagnose vor, bei der neben anderen Angela Merkel und Peer Steinbrück ihr Fett abbekommen. Der einen gehe es nur um Machterhalt, dem anderen fehle jede Selbstkritik. Steinbrück kassierte zwischen 2009 und 2012 als Redner 1,25 Millionen Euro für 81 Vorträge, darunter für eine Diskussion bei der Stadt Bochum, "die mehr oder weniger pleite ist", 25 000 Euro. Dazu meint Augstein: "Man muss sich das vorstellen: Steinbrück unterschrieb einen Vertrag, der ihm an einem Nachmittag das halbe Jahresgehalt eines durchschnittlichen Wählers einbringen wird, und es kümmert ihn nicht, von wem der Auftrag stammte? So hat er das selbst beschrieben. Alles sei über seine ,Agentur' gelaufen. In welcher Welt lebt so ein Mann? Sicher nicht in der des SPD-Ortsvereins." Schwerstes Geschütz wird gegen die Union aufgefahren: "Unter Angela Merkel hat sich die Partei darauf verlegt, gleichzeitig das Sicherheitsbedürfnis der Kleinbürger zu bedienen und die Kapitalinteressen von Banken und Industrie." Merkel habe die Mitte vernachlässigt und eine "Entbürgerlichung der CDU" herbeigeführt.

Augsteins Buch gliedert sich in die Teile "Regime", "Reflex" und "Reaktion", aufgelockert durch Gespräche mit dem Sozialphilosophen Oskar Negt und dem Politologen Wolfgang Kraushaar. Letztgenannter - ehemaliger Hausbesetzer - mahnt heutige Wutbürger: "Auch eine Regelverletzung muss ohne Gewalt ablaufen." Doch Augstein blickt vers(p)onnen nach Frankreich, wo 2008 Betonplatten auf Schienen und Eisenkrallen in Oberleitungen den Bahnverkehr lahmlegten: "In Deutschland würde man in solchen Fällen von Anschlägen sprechen, in Frankreich benutzte die Presse das Wort ,sabotage'."

Dieser Begriff ermögliche eine Unterscheidung zwischen Gewalt gegen Personen und Gewalt gegen Sachen. Sabotage könne eine "aktive Form des zivilen Ungehorsams" sein und jene "Abgrenzungsrealität" darstellen, die "dem System abhandengekommen" sei. Manches Fragezeichen setzt Augstein vorsichtshalber, trotz des "Sabotage"-Buchtitels, der sich als Empfehlung liest. Jedenfalls beflügelt ihn die "neue Lust an der Partizipation", die "dem Volk das Opium der Kapitalismusreligion" austreibe. Und er prangert "die Entfremdung der Politiker von ihren Wählern" an. Jeder müsse selbst Verantwortung übernehmen. Im digitalen Zeitalter sei "mit dem Verschwinden des Körpers" zu rechnen, was im Piraten-Konzept der "Plattformneutralität" anklinge. Doch ohne Körper fehle der Politik etwas: "Das letzte Argument. Der höchste Einsatz." Der Körper sei das Einzige, was sogar "den Kapitallosen" zur Verfügung stehe. Dem wird auch niemand widersprechen können.

RAINER BLASIUS

Jakob Augstein: Sabotage. Warum wir uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen. Carl Hanser Verlag, München 2013. 299 S., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Fast hätte Rainer Blasius sich Eisenkrallen für Oberleitungen besorgt, um seiner Unzufriedenheit mit Merkel, Steinbrück und Co. Ausdruck zu verleihen, ganz so, wie es Jakob Augstein in seinem Buch zu empfehlen scheint. Oder doch nicht? Blasius jedenfalls bemerkt neben dem Schwärmen des Autors für die Protestform der Sabotage durchaus die vielen Fragezeichen im Text. An der Wut des Autors aber ändert das nichts. Ihren Ursprung erkennt Blasius in der Mitteblindheit der Union wie in der Instinktlosigkeit Steinbrücks in Geldsachen gleichermaßen.

© Perlentaucher Medien GmbH