Als ihr Vater Abhorsen verschwindet, muss Sabriel zurück ins Alte Königreich, in das Gewirr von Spuk, Magie und Untoten. Beim Kampf mit den dunklen Mächten nimmt das Schicksal unaufhaltsam seinen Lauf.
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"Rich, complex, involving, hard to put down, this first novel is excellent high fantasy." Publishers Weekly
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2004Verfolgt von den Schattenhänden
Wiedergänger und Nekromanten: "Sabriel" von Garth Nix
Die Bedrohung der Welt durch finstere Mächte und ihre Rettung durch einen unerfahrenen Helden gehört zu den Konstanten des Fantasygenres vom "Herrn der Ringe" bis zu "Harry Potter". Doch schon vor Harrys Siegeszug und Frodos Neu-Erscheinung schrieb der Australier Garth Nix seine Variation dieser Geschichte mit einem willensstarken Mädchen in der Hauptrolle. Nach neun Jahren erscheint "Sabriel", der erste Band der "Old Kingdom"-Trilogie, endlich auch in deutscher Übersetzung.
Während Sabriels Vater, der Chartermagier Abhorsen, im Alten Königreich gefährlichen Aufgaben nachgeht, wächst die Halbwaise in einem Mädcheninternat im ruhigen Land Ancelstierre auf. Bei seinen seltenen Besuchen lehrt er sie die Zeichen der Charter. Kurz nach Schulabschluß werden der Achtzehnjährigen Abhorsens Amtsinsignien überbracht: ein Schwert und ein lederner Schultergurt mit sieben magischen Glocken. Kurz entschlossen überquert sie die Grenze zum Alten Königreich, um herauszufinden, was ihm zugestoßen ist.
Das Verschwinden von Abhorsen bedroht dort das Lebensgleichgewicht. Er ist der mächtigste Gegner der Wiedergänger und Nekromanten, die Tote für ihre finsteren Zwecke beschwören. Mit seinen Glocken, die klangvolle Namen wie "Ranna die Schlummerbringerin", "Kibeth die Schreiterin" oder "Astarael die Klagende" tragen, verfolgt er sie weit in die neuntorige Unterwelt und bindet sie im Reich der Schatten. In ihrem Elternhaus trifft Sabriel nur den mysteriösen weißen Kater Mogget. Der behauptet, Abhorsen sei tot und sie seine Nachfolgerin. Sie ist jedoch überzeugt, daß er lebend in der Unterwelt in die Falle gelockt wurde. Verfolgt von Mordicanten, Schattenhänden und anderen dunklen Kreaturen, brechen das Mädchen und der dienstbare Kater zu seiner Rettung auf. Nur zu bald hat Sabriel Gelegenheit, ihre Fähigkeiten in Chartermagie zu erproben und mehr über Leben und Tod zu lernen.
Sabriels Suche ist eine Initiationsreise ins Erwachsenendasein, auf der sie nicht nur ihre Berufung, sondern mit Touchstone, dem jungen Schwertkämpfer ohne Gedächtnis, auch einen Gefährten findet. Nix erzählt temporeich und dicht, hält sich nicht mit enzyklopädischen Schilderungen runder Geburtstage oder schulsportlicher Höhepunkte à la Quidditch auf. Trotzdem formt sich vor dem inneren Auge des Lesers eine plausible Welt voller origineller Einfälle und Bilder, die die Phantasie anregen. Dazu gehören die Zauberglocken ebenso wie prächtige Papiersegler, die mit gepfiffenen Windmelodien beherrscht werden, ein königlicher Friedhof mit schwarzen Totenschiffen hoch über dem Meer oder die ungemütliche Doppelnatur von Mogget, der nicht ohne Grund eine Miniatur der sechsten Glocke "Saraneth die Fesslerin" um den pelzigen Hals trägt.
Trotz dieser Qualitäten ist der Roman nicht uneingeschränkt zu empfehlen: "Sabriel" ist kein Buch wie "Die Brüder Löwenherz", das die Angst vor dem Tod lindert. Kinder, die auf dieses Thema sensibel reagieren, werden lebende Leichen und blutige Opfer der Nekromanten verstören. "Für jeden und alles gibt es eine Zeit zu sterben", sagt Abhorsen zum Abschied zu Sabriel. Spirituellen Trost gibt es jedoch nicht: Was gehorsame Seelen nach Durchquerung des wasserdurchtosten Zwischenreichs mit den neun Toren im "endgültigen Tod" erwartet, bleibt dunkel und unheimlich wie alles, was in dieser Geschichte mit dem Sterben zu tun hat. Kein Wunder also, daß manche Toten sich weigern, abzutreten.
Wie andere Fantasy-Bestseller wird auch "Sabriel" nicht als reines Jugendbuch vermarktet. Das englischsprachige Original ist auch in einer Ausgabe mit neutralem Erwachsenen-Cover zu haben. Während jugendlichen Gruselfreunden bei Vergleichen wie "Er hatte Augen wie bleiches Sumpfgas" und der mehrfachen Erwähnung von zerfallenden Körperteilen und Mensch-Wurm-Mischwesen ein wohliger Schauer über den Rücken läuft, stellen sich Erwachsene das Böse seltener wie einer Geisterbahn entsprungen vor. An der deutschen Übersetzung stören Flüchtigkeiten. Da wird "sword" zum Musketier-Assoziationen weckenden "Degen", ein Glockenköcher hat die Form eines "Tablettenröhrchens" statt der einleuchtenden Arzneiflasche, und "minimal sex education" im Internat wird hölzern zum "fehlenden Unterricht in Sachen Sex".
Trotzdem ist "Sabriel" ein außerordentlich unterhaltsames Lesefutter für Zugfahrten und verregnete Nachmittage. Leider hat man die Landkarte des Alten Königreichs in der deutschen Ausgabe nicht mitabgedruckt. Aber das läßt sich in den beiden Folgebänden sicher noch korrigieren.
ANNETTE ZERPNER.
Garth Nix: "Sabriel". Aus dem Englischen übersetzt von Lore Strassl. Carlsen Verlag, Hamburg 2004. 384 S., geb., 18,- [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wiedergänger und Nekromanten: "Sabriel" von Garth Nix
Die Bedrohung der Welt durch finstere Mächte und ihre Rettung durch einen unerfahrenen Helden gehört zu den Konstanten des Fantasygenres vom "Herrn der Ringe" bis zu "Harry Potter". Doch schon vor Harrys Siegeszug und Frodos Neu-Erscheinung schrieb der Australier Garth Nix seine Variation dieser Geschichte mit einem willensstarken Mädchen in der Hauptrolle. Nach neun Jahren erscheint "Sabriel", der erste Band der "Old Kingdom"-Trilogie, endlich auch in deutscher Übersetzung.
Während Sabriels Vater, der Chartermagier Abhorsen, im Alten Königreich gefährlichen Aufgaben nachgeht, wächst die Halbwaise in einem Mädcheninternat im ruhigen Land Ancelstierre auf. Bei seinen seltenen Besuchen lehrt er sie die Zeichen der Charter. Kurz nach Schulabschluß werden der Achtzehnjährigen Abhorsens Amtsinsignien überbracht: ein Schwert und ein lederner Schultergurt mit sieben magischen Glocken. Kurz entschlossen überquert sie die Grenze zum Alten Königreich, um herauszufinden, was ihm zugestoßen ist.
Das Verschwinden von Abhorsen bedroht dort das Lebensgleichgewicht. Er ist der mächtigste Gegner der Wiedergänger und Nekromanten, die Tote für ihre finsteren Zwecke beschwören. Mit seinen Glocken, die klangvolle Namen wie "Ranna die Schlummerbringerin", "Kibeth die Schreiterin" oder "Astarael die Klagende" tragen, verfolgt er sie weit in die neuntorige Unterwelt und bindet sie im Reich der Schatten. In ihrem Elternhaus trifft Sabriel nur den mysteriösen weißen Kater Mogget. Der behauptet, Abhorsen sei tot und sie seine Nachfolgerin. Sie ist jedoch überzeugt, daß er lebend in der Unterwelt in die Falle gelockt wurde. Verfolgt von Mordicanten, Schattenhänden und anderen dunklen Kreaturen, brechen das Mädchen und der dienstbare Kater zu seiner Rettung auf. Nur zu bald hat Sabriel Gelegenheit, ihre Fähigkeiten in Chartermagie zu erproben und mehr über Leben und Tod zu lernen.
Sabriels Suche ist eine Initiationsreise ins Erwachsenendasein, auf der sie nicht nur ihre Berufung, sondern mit Touchstone, dem jungen Schwertkämpfer ohne Gedächtnis, auch einen Gefährten findet. Nix erzählt temporeich und dicht, hält sich nicht mit enzyklopädischen Schilderungen runder Geburtstage oder schulsportlicher Höhepunkte à la Quidditch auf. Trotzdem formt sich vor dem inneren Auge des Lesers eine plausible Welt voller origineller Einfälle und Bilder, die die Phantasie anregen. Dazu gehören die Zauberglocken ebenso wie prächtige Papiersegler, die mit gepfiffenen Windmelodien beherrscht werden, ein königlicher Friedhof mit schwarzen Totenschiffen hoch über dem Meer oder die ungemütliche Doppelnatur von Mogget, der nicht ohne Grund eine Miniatur der sechsten Glocke "Saraneth die Fesslerin" um den pelzigen Hals trägt.
Trotz dieser Qualitäten ist der Roman nicht uneingeschränkt zu empfehlen: "Sabriel" ist kein Buch wie "Die Brüder Löwenherz", das die Angst vor dem Tod lindert. Kinder, die auf dieses Thema sensibel reagieren, werden lebende Leichen und blutige Opfer der Nekromanten verstören. "Für jeden und alles gibt es eine Zeit zu sterben", sagt Abhorsen zum Abschied zu Sabriel. Spirituellen Trost gibt es jedoch nicht: Was gehorsame Seelen nach Durchquerung des wasserdurchtosten Zwischenreichs mit den neun Toren im "endgültigen Tod" erwartet, bleibt dunkel und unheimlich wie alles, was in dieser Geschichte mit dem Sterben zu tun hat. Kein Wunder also, daß manche Toten sich weigern, abzutreten.
Wie andere Fantasy-Bestseller wird auch "Sabriel" nicht als reines Jugendbuch vermarktet. Das englischsprachige Original ist auch in einer Ausgabe mit neutralem Erwachsenen-Cover zu haben. Während jugendlichen Gruselfreunden bei Vergleichen wie "Er hatte Augen wie bleiches Sumpfgas" und der mehrfachen Erwähnung von zerfallenden Körperteilen und Mensch-Wurm-Mischwesen ein wohliger Schauer über den Rücken läuft, stellen sich Erwachsene das Böse seltener wie einer Geisterbahn entsprungen vor. An der deutschen Übersetzung stören Flüchtigkeiten. Da wird "sword" zum Musketier-Assoziationen weckenden "Degen", ein Glockenköcher hat die Form eines "Tablettenröhrchens" statt der einleuchtenden Arzneiflasche, und "minimal sex education" im Internat wird hölzern zum "fehlenden Unterricht in Sachen Sex".
Trotzdem ist "Sabriel" ein außerordentlich unterhaltsames Lesefutter für Zugfahrten und verregnete Nachmittage. Leider hat man die Landkarte des Alten Königreichs in der deutschen Ausgabe nicht mitabgedruckt. Aber das läßt sich in den beiden Folgebänden sicher noch korrigieren.
ANNETTE ZERPNER.
Garth Nix: "Sabriel". Aus dem Englischen übersetzt von Lore Strassl. Carlsen Verlag, Hamburg 2004. 384 S., geb., 18,- [Euro]. Ab 12 J.
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