Die ersten acht Kapitel des Sacharjabuches (Protosacharja) lassen einen Propheten aus der Zeit der Anfänge des Zweiten Tempels (Ende 6. Jh. v. Chr.) zu Wort kommen. Das siebzigjährige Exil neigt sich seinem Ende zu. Die jüdische Gemeinschaft in Jerusalem, Juda und in der babylonischen Diaspora ist bemüht, ihr Leben im persischen Vielvölkerstaat neu zu justieren. Zentrales theologisches Thema und zugleich unabdingbare Voraussetzung für den Neuanfang ist die Rückkehr JHWHs nach Jerusalem und zum Zion. Sie wird wie in den Bildern einer Ausstellung in einem Zyklus von acht Nachtgesichten entfaltet. Dabei entsteht vor den Augen des Propheten und seiner Leser eine mental map, eine Neuvermessung der Welt mit Jerusalem und seinem Tempel als Zentrum künftigen Heils. Der Kommentar geht der mitunter kryptischen Bildsprache der Texte nach und versucht, sie auf dem Hintergrund ihrer Zeitgeschichte, der altorientalischen Ikonographie sowie im Kontext der biblischen Prophetie zu entschlüsseln.