Die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen ist eine der ältesten Grenzen Europas. Über den größten Zeitraum ihrer Geschichte hinweg stellte sie jedoch keineswegs eine unverrückbare Trennung dar, wie es zwischenzeitlich im 20. Jahrhundert der Fall war. Als Grenzlinie in Verträgen und auf Karten festgeschrieben markierte sie zwar politische Herrschaftsterritorien, war aber durchlässig, ließ Gebietswechsel und Arbeitsmigration, familiäre Verbindungen und grenzüberschreitenden Gütererwerb zu. Über Grenzen hinweg erzählen auch die Autorinnen und Autoren dieses Kompendiums von Konflikten und Versöhnung, von Liebe und Leid, von Umarmung und Ausgrenzung, von Luftschlössern und Konkretem. Ihre Geschichten lassen uns verstehen, warum sich Sachsen und Böhmen einerseits so nah, andererseits so fern sind. In manchen Themen offenbaren sich in erstaunlicher Weise Konstanten und Aktualitäten: Flucht, Migration, Auseinandersetzung mit dem Andern und dem Fremden haben in Sachsen und Böhmen und in der Beziehung zwischen den beiden Regionen immer eine Rolle gespielt. Reges Geben und Nehmen, pragmatischer Austausch, aber auch Emphase und bewusster Kulturtransfer bereicherten den Umgang zwischen den Nachbarregionen mit Höhenflügen und Tiefpunkten.