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Der Sammelband gibt detailliert Auskunft über die Situation in Sachsen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. "In Sachsen prallten die Extreme aufeinander, nirgends waren die gesellschaftlichen Spannungen so stark ausgeprägt, die politische Kultur der unterschiedlichen (...) Milieus so gegensätzlich verfaßt." Jenseits von ideologischen Erklärungsmustern erschließt das Buch eine differenzierte Sicht auf die Entwicklung Sachsens seit den dreißiger Jahren bis zur Besetzung durch die Alliierten.

Produktbeschreibung
Der Sammelband gibt detailliert Auskunft über die Situation in Sachsen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. "In Sachsen prallten die Extreme aufeinander, nirgends waren die gesellschaftlichen Spannungen so stark ausgeprägt, die politische Kultur der unterschiedlichen (...) Milieus so gegensätzlich verfaßt." Jenseits von ideologischen Erklärungsmustern erschließt das Buch eine differenzierte Sicht auf die Entwicklung Sachsens seit den dreißiger Jahren bis zur Besetzung durch die Alliierten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2003

Ob rot, ob braun

SACHSEN. An Studien über die nationalsozialistische Diktatur herrscht im Westen Deutschlands kein Mangel - die regional- und lokalgeschichtlichen Werke, die vor allem in den vergangenen 30 Jahren entstanden sind, füllen viele Regalmeter. Ganz anders in Ostdeutschland: Die historische Forschung in der DDR interessierte sich vornehmlich für den antifaschistischen, das heißt fast ausnahmslos den kommunistischen Widerstand. Erst von 1990 an hat ein "Prozeß der nachholenden Aneignung der eigenen Geschichte" begonnen, wie Clemens Vollnhals in dem von ihm herausgegebenen Sammelband "Sachsen in der NS-Zeit" schreibt. Das bis auf einige wenige Redundanzen sehr lesenswerte Buch ist in diesem Prozeß selbst eine wichtige Wegmarke, handelt es sich doch um die erste Überblicksdarstellung zum Thema. Die zumeist jüngeren Autoren, die an der Universität Leipzig und dem Hannah-Arendt-Institut der TU Dresden forschen, haben Parallelen zur Entwicklung im übrigen Deutschen Reich und vor allem sächsische Besonderheiten herausgearbeitet. So beschreibt etwa Andreas Wagner eine im Vergleich mit anderen Regionen des Deutschen Reiches "beispiellose Verschränkung von Partei- und Staatsführung": Von Anfang 1935 an bekleidete der fanatische Antisemit Martin Mutschmann in Sachsen zugleich die Ämter des Gauleiters, Ministerpräsidenten und Reichsstatthalters. Vollnhals untersucht in seinem Beitrag den Aufstieg der NSDAP im ehemals "roten Königreich". Daß die Nationalsozialisten in Sachsen überdurchschnittliche Erfolge erringen konnten, führt er darauf zurück, daß sich in der "Wiege der deutschen Arbeiterbewegung" schon seit Ende des 19. Jahrhunderts eine politische Polarisierung zeigte und fortwährend verstärkte. Je nach Blickwinkel konnte man Sachsen in der Weimarer Republik als braune oder als rote Hochburg wahrnehmen. Gerade im stark industrialisierten und dichtbesiedelten Sachsen breitete sich infolge der Depression nach der Gründerkrise 1873 der Antisemitismus im Mittelstand stark aus. Zugleich aber errang die sächsische Sozialdemokratie bei Reichstagswahlen einen Erfolg nach dem anderen, blieb im Langtag jedoch aufgrund des Dreiklassenwahlrechts in der Minderheit. In der Weimarer Republik verschärfte dann die ökonomische Entwicklung abermals die politische Radikalisierung, denn von der Weltwirtschaftskrise wurde Sachsen früher, heftiger und nachhaltiger als andere Gebiete des Reiches heimgesucht. (Clemens Vollnhals [Herausgeber]: Sachsen in der NS-Zeit. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2002. 288 Seiten, 16,- [Euro].)

reb.

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