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Die drei letzten Erzählungen Thomas Manns sind zwischen 1940 und 1953 entstanden, in den Jahren also, als er an seinen großen Romanen 'Joseph und seine Brüder', 'Doktor Faustus', 'Der Erwählte' und 'Felix Krull' gearbeitet hat. Die Schauplätze dieser Erzählungen sind sehr unterschiedlich: Indien in den 'Vertauschten Köpfen' (1940), Ägypten und der Berg Sinai in der Mosesgeschichte 'Das Gesetz' (1943/44) und Deutschland in 'Die Betrogene' (1953). Und entsprechend gegensätzlich sind auch die Themen. Auf die »Geschichte von der schönhüftigen Sita und ihren beiden Gatten« folgt die Mosesgeschichte…mehr

Produktbeschreibung
Die drei letzten Erzählungen Thomas Manns sind zwischen 1940 und 1953 entstanden, in den Jahren also, als er an seinen großen Romanen 'Joseph und seine Brüder', 'Doktor Faustus', 'Der Erwählte' und 'Felix Krull' gearbeitet hat. Die Schauplätze dieser Erzählungen sind sehr unterschiedlich: Indien in den 'Vertauschten Köpfen' (1940), Ägypten und der Berg Sinai in der Mosesgeschichte 'Das Gesetz' (1943/44) und Deutschland in 'Die Betrogene' (1953). Und entsprechend gegensätzlich sind auch die Themen. Auf die »Geschichte von der schönhüftigen Sita und ihren beiden Gatten« folgt die Mosesgeschichte 'Das Gesetz', die Franz Werfel als ein »Vorspiel auf der Orgel« bezeichnet hat, und schließlich 'Die Betrogene' als »Tod in Düsseldorf« eine Art »Gegenschöpfung« zum 'Tod in Venedig'.
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Autorenporträt
Thomas Mann, 1875¿1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.08.2002

DAS HÖRBUCH
Greisenkühnheit
Inge Keller liest Thomas Manns
Erzählung „Die Betrogene”
Ein Hörvergnügen von schwer auszulotender Schrägheit bereitet Inge Kellers Lesung von Thomas Manns später Erzählung „Die Betrogene”. Die große greise Mimin des Deutschen Theaters hat den Text geschickt auf anderthalb Stunden gekürzt und damit dramatisch zugespitzt. Den rednerischen Stil Thomas Manns verwandelt sie in ein düsteres Rezitativ von teils grausiger, teils komischer Wucht.
Mit gedehnten, nur am Ende abfallenden Legatos gibt Keller die novellenhaften Einleitungssätze, mit spitzem Akzent nur die Namen der westdeutschen Schauplätze höhnisch markierend: Düs-sel-dorf! So werden die Kulissen um jene Frau Rosalie von Tümmler aufgebaut, deren klimakterial erhitzte Liebesillusion den prekären Stoff der Novelle liefert. Rosalies Tochter Anna malt: Herrlich, wie Keller die Charakteristik dieser „höchst geistigen, die bloße Naturnachahmung verschmähenden, den Sinneseindruck ins streng Gedankliche, abstrakt Symbolische, oft ins Kubisch-Mathematische transfigurierenden” Kunst mit der stimmliche Kneifzange in die Luft hält.
Das drachenhafte Greinen nimmt einen drohend-rollenden Ton an, wenn Inge Keller die jungmännlichen Reize des amerikanischen Hauslehrers Ken Keaton in ihrer Wirkung auf Frau von Tümmler zu orchestrieren hat: „seehr ann- sehnliche, ronn-de, kräff-tige, weis-se, jun-ge Arrme”. Aber Keller belässt es nicht bei Greisenhohn. Ein halbe Seite später gesteht Rosalie sich selbst ermattet ihre Liebe. Und die Schauspielerin lässt plötzlich ein junges lispelndes Mädchen erblühen, fast einen Cherubino: „Großer Gott, ich liebe ihn ja, liebe ihn, wie ich nie geliebt, ist das denn zu fassen?” Kläglich- rührendes, halblautes Wimmern.
Wer unter den deutschen Schauspielerinnen gebietet über ein größeres Register? Rosalie will mit ihrer Liebe nichts Bürgerliches mehr, sie flüchtet ins Unbedingte. Eine fast Schillersche Rhetorik hebt uns auf ein hohes Plateau: „Die Hoffnung, wer will sie bestimmen, wie du es verlangst?”
Diese oft als misslungen gescholtene Erzählung ist von einer Kühnheit, die die Gefahr des Lächerlichen nicht mehr scheut. Wann hat ein männlicher Autor so ins Innere einer Frau geblickt? Dieses Innere ist rührend, aber auch grausig-unappetitlich, eine blutige, strömende Natur, die ein sublimes Empfinden tragisch täuscht. Frau von Tümmler wähnt ihre Regel wiedergekommen, aber es ist Unterleibskrebs. Zwischen Einfühlung und Ekel oszilliert die Erzählung. Inge Kellers zwischen dem Männlichen und dem Mädchenhaften ausgespannte Stimmlage hebt diese Ambivalenz schreckerregend und komisch ans Licht. Rosalie von Tümmler! Ken Keaton! Sind das nicht Namen aus einem Transvestitenfilm? Thomas Mann hat im Alter alle Rücksichten fahren lassen, und Inge Keller ist ihm in seiner Kühnheit gefolgt. Wir danken begeistert. GUSTAV SEIBT
THOMAS MANN: Die Betrogene. Gelesen von Inge Keller. Patmos Verlag, 2 MC, ca. 100 Minuten, 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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