1973 erklärte Christa Wolf, dass für sie kein grundsätzlicher Unterschied bestehe zwischen ihrer Prosa und ihrer Essayistik, denn deren gemeinsame Wurzel sei »Erfahrung, die zu bewältigen ist: Erfahrung mit dem 'Leben', mit mir selbst, mit dem Schreiben, das ein wichtiger Teil meines Lebens ist, mit anderer Literatur und Kunst. Prosa und Essay sind unterschiedliche Instrumente, um unterschiedlichem Material beizukommen«. Das sind auch die Themen ihrer Essays und Reden, die in der chronologischen Reihenfolge ihres Entstehens in dieser Ausgabe versammelt sind. Christa Wolf bezieht als kritische Zeitgenossin Position, setzt sich mit poetologischen Reflexionen über ihr Selbstverständnis als Autorin auseinander und nähert sich über wesentliche Berührungspunkte Gefährt:innen und Kolleg:innen an.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Michael Opitz entdeckt eine leidenschaftliche Christa Wolf in den von Sonja Hilzinger herausgegebenen Bänden mit Reden und Essays der Autorin. Dass Wolf Ästhetik gesellschaftspolitisch begriff und sie die Kunst und die Literatur ihrer Zeit stets aufmerksam beobachtete, vermitteln die Texte dem Rezensenten. Ob in Essays zu Bettina von Arnim und Kleist, in der Grabrede für Wolfgang Heise oder der SED-kritischen Rede auf dem 11. Plenum des ZK, Wolfs moralisch-ethischer Imperativ ist für Opitz gut vernehmbar. Mitunter bedauert der Rezensent, dass die Ausgabe nicht stärker kontextualisiert, etwa in den "allzu puristischen" Kommentaren oder durch Hinzufügung von Interviews der Autorin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die Essays und Reden aus fünf Jahrzehnten geben Aufschluss über Christa Wolfs Selbstverständnis als Schriftstellerin.« Karin Großmann Sächsische Zeitung, Dresden 20211201