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Catulls Gedichte sind oft zärtliche, nicht immer züchtige Lieder eines "ungezogenen Lieblings der Grazien", wie er sich selbst nannte. In einer Zeit des Übergangs geboren, als sich die ehemals engen Bindungen an Staat und Familie lockerten und private Daseinserfüllung das Ziel junger Römer wurde, dichtete Catull für seine Freunde, machte die Liebe (zu Lesbia) zu seinem zentralen Thema. Sein respektlos-zarter, "moderner" Ton verschaffte ihm viele (heimliche) Nachahmer - und seit über 2000 Jahren immer wieder neue (junge) Leser. Die Übersetzung des bekannten Heidelberger Latinisten Michael von…mehr

Produktbeschreibung
Catulls Gedichte sind oft zärtliche, nicht immer züchtige Lieder eines "ungezogenen Lieblings der Grazien", wie er sich selbst nannte. In einer Zeit des Übergangs geboren, als sich die ehemals engen Bindungen an Staat und Familie lockerten und private Daseinserfüllung das Ziel junger Römer wurde, dichtete Catull für seine Freunde, machte die Liebe (zu Lesbia) zu seinem zentralen Thema. Sein respektlos-zarter, "moderner" Ton verschaffte ihm viele (heimliche) Nachahmer - und seit über 2000 Jahren immer wieder neue (junge) Leser. Die Übersetzung des bekannten Heidelberger Latinisten Michael von Albrecht, die erste vollständige in Prosa, trifft Catulls Diktion genau.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.1996

Catulli Carmina
Übersetzt von Michael von Albrecht

Die Gedichte des C. Valerius Catullus (etwa 84 bis 54 vor Christus) beeindrucken auch heute noch durch die Kraft ihrer Empfindungen und den Rang ihrer Artikulation. Die Passion einer Liebe, die Trauer um den Bruder, die Landschafts- und Naturschilderungen, die Invektiven gegen verhaßte Personen, die kunstvollen Gestaltungen mythologischer Themen im Banne hellenistischer Vorbilder - all dies entstand in einer Epoche des Wandels der Werte und der Mentalitäten, in einer Zeit der Emanzipation wie der Individualisierung, des Durchbruchs neuer, vitaler künstlerischer Energien und Formen. Catulls Verse genießen so gerade in der Gegenwart hohe Aktualität. Sie faszinierten Ezra Pound wie Thomas Wolfe, Thornton Wilder wie Heimito von Doderer, inspirierten Carl Orff wie Wolfgang Fortner.

Es hängt mit der Eigenart der lateinischen Sprache, ihrer oft lapidaren Wucht, aber auch mit Catulls teils äußerst subtilen, teils geradezu ordinären Formulierungen zusammen, daß Übertragungen seiner Gedichte so schwierig sind. Max Brod ist bekanntlich an dieser Aufgabe gescheitert. Michael von Albrecht, der angesehene Heidelberger Latinist, reiht sich nun mit der wohl ersten deutschen Prosa-Gesamtübersetzung in die Kette der Vermittler ein. Er unternimmt es, die Verse möglichst wortgetreu und sinngemäß in ein klares Deutsch zu übertragen. Wenn es von Albrechts Ziel war, "den suggestiven Lakonismus der Poesie" nicht zu verwässern, so hat er dies in den meisten Fällen erreicht.

Der Übersetzung wurden wertvolle Anmerkungen und Hilfen beigegeben. Das Nachwort variiert die einschlägige Partie der informationsreichen "Geschichte der römischen Literatur" (1992) des Verfassers. Erwünscht wären genauere Erklärungen von Catulls großenteils ungewöhnlichen Versmaßen. Über dessen Wirkung und Nachleben wird man in Otto Weinreichs vergleichbarem Taschenbuch von 1960 ausführlicher informiert. KARL CHRIST

C. Valerius Catullus: "Sämtliche Gedichte". Lateinisch / Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Michael von Albrecht. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1995. 246 S., br., 10,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Die Gedichte des C. Valerius Catullus (etwa 84 bis 54 vor Christus) beeindrucken auch heute noch durch die Kraft ihrer Empfindungen und den Rang ihrer Artikulation. Die Passion einer Liebe, die Trauer um den Bruder, die Landschafts- und Naturschilderungen, die Invektiven gegen verhasste Personen, die kunstvollen Gestaltungen mythologischer Themen im Banne hellenistischer Vorbilder - all dies entstand in einer Epoche des Wandels der Werte und der Mentalitäten, in einer Zeit der Emanzipation wie der Individualisierung, des Durchbruchs neuer, vitaler künstlerischer Energien und Formen. Catulls Verse genießen so gerade in der Gegenwart hohe Aktualität. Sie faszinierten Ezra Pound wie Thomas Wolfe, Thornton Wilder wie Heimito von Doderer, inspirierten Carl Orff wie Wolfgang Fortner.

Es hängt mit der Eigenart der lateinischen Sprache, ihrer oft lapidaren Wucht, aber auch mit Catulls teils äußerst subtilen, teils geradezu ordinären Formulierungen zusammen, dass Übertragungen seiner Gedichte so schwierig sind. Max Brod ist bekanntlich an dieser Aufgabe gescheitert. Michael von Albrecht, der angesehene Heidelberger Latinist, reiht sich (...) in die Kette der Vermittler ein. Er unternimmt es, die Verse möglichst wortgetreu und sinngemäß in ein klares Deutsch zu übertragen. Wenn es von Albrechts Ziel war, "den suggestiven Lakonismus der Poesie" nicht zu verwässern, so hat er dies in den meisten Fällen erreicht. Der Übersetzung wurden wertvolle Anmerkungen und Hilfen beigegeben. Frankfurter Allgemeine Zeitung…mehr