Satze breiten sich wie Viren aus, haften an Gaumen und Zunge, reißen ab und kleben sich am Gegenüber fest. Gundi Feyrer versteht es auf virtuose Art korperlose Vorgange und mentale Prozesse in handfeste Bilder zu übersetzen. Unsere Kopfe, bemerkt die Ich- Erzahlerin, sind wie Sacke vollgefüllt mit unbedacht anderswoher übernommenen Ansichten, Welt- und Menschenbildern. Um die Dinge und sich selbst anders zu betrachten, greift sie Gedanken aus der Quantenphysik und der Tradition jüdischer Mystik auf, fragt nach der Entstehung von Materie und versucht der Stellung des Menschen im Universum auf…mehr
Satze breiten sich wie Viren aus, haften an Gaumen und Zunge, reißen ab und kleben sich am Gegenüber fest. Gundi Feyrer versteht es auf virtuose Art korperlose Vorgange und mentale Prozesse in handfeste Bilder zu übersetzen. Unsere Kopfe, bemerkt die Ich- Erzahlerin, sind wie Sacke vollgefüllt mit unbedacht anderswoher übernommenen Ansichten, Welt- und Menschenbildern. Um die Dinge und sich selbst anders zu betrachten, greift sie Gedanken aus der Quantenphysik und der Tradition jüdischer Mystik auf, fragt nach der Entstehung von Materie und versucht der Stellung des Menschen im Universum auf den Grund zu gehen.In Analogie zu den Paradoxa ihrer Quellen tendieren Feyrers Selbstgesprache und Erzahlungen zur Uberschreitung eines klassisch-mechanistischen Weltverstandnisses: Beobachtete Phanomene verschranken sich mit der Beobachterin, werden eins mit Wahrnehmungsorganen, dringen in den Gedankenfluss, der sich seinerseits über die Außenwelt ergießt. Als wahrnehmendes und wahrgenommenes "Messinstrument" zieht sich die Haut als zentrales Motiv über ein wucherndes Textgewebe. Konsequent entwickelt Gundi Feyrer für ihr Buch eine gleichsam auto-poetische Sprachform, deren überraschende Fügungen und kühne Verbindungen sich unmittelbar aus den im Text stattfindenden Wahrnehmungsexzessen und Gedankenexperimenten herauszubilden scheinen. Selten vereinen sich Forschergeist und Sprachkunst auf derart kongeniale Art.
Gundi Feyrer, geb. 1956 in Heilbronn/Neckar. Studium an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Seit 1980 Buchobjekte, Materialbücher, Zeichnung, Zeichentrickfilme, Videos, Hörspiele, Theaterstücke, Aufführungen mit Wort, Bild und Ton. U¿bersetzung aus dem Englischen und Spanischen. 1992 Mitglied des Bielefelder Colloquiums Neue Poesie. Seit 2007 auch Miniaturportraits (Terracotta, bemalt) und eigene Musik. Zahlreiche Preise und Stipendien. Nach längeren Aufenthalten in Rom, Paris, Graz, Madrid, Wien und Cördoba lebt Gundi Feyrer nun in Wien und Köln.
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