Eine bitterböse Gesellschaftssatire aus der Sicht eines typischen "schwarzen Schafs" der Familie: Ein vierzigjähriger Single frönt ungehemmt seiner Lust an Alkohol, Zigaretten und Sex und wettert gegen seine angepassten Zeitgenossen. Der von Frederic Beigbeder entdeckte Roman ist ein Lesevergnügen für Fans des abgründigen Humors.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Recht angetan zeigt sich der Rezensent Frank Schäfer von Pierre Merots Geschichte um das"schwarze Schaf" einer Familie - wie sooft der Onkel. Dieser erzähle sich und dem Leser "seine ganze kummervolle Vita", ausgehend von einer "vermeintlich normalen, intakten" Familie, in deren Zentrum sich die Mutter als "hegendes, umsorgendes Muttertier" gebärdet. Aus diesem Bannkreis muss der Onkel aubrechen, so der Rezensent, nicht ohne die Familie weiterhin für seine "Deformation" verantwortlich zu machen. Dies kommt dem Rezensenten einigermaßen "süffisant", doch dabei ziemlich unterhaltsam vor. Denn in allen Lebensstationen, die der Onkel durchlaufe - Wehrdienstler, Werbetexter, Verlagsangestellter, Lateinlehrer oder Säufer - reiche sein durch die Zerrüttung geschärfter Blick hinter die Kulissen des Absurden und Normalen, und "seziere" sein eigenes "Soziotop" mit ätzender Schärfe und "eloquenten" Beschimpfungen. Alkohol, so der Rezensent, spielt bei dieser wortgewaltigen und einigermaßen heummungslosen "Suada" keine geringe Rolle, was leider auch die entscheidende Schwäche des Romans ausmacht. Denn allzu gerne verweile der Roman in einer zu sehr "satirisch aufgekratzten" Haltung, und verliere dann - mit der "Ernstebene" - auch die Überzeugungskraft, die er anderswo, im Spannungsverhältnis von Sarkasmus und Melancholie, gewonnen habe. Da, wo sich die "Tragik" und die "Gebrochenheit" des Onkels zeigen, wird Merots "delirante Rede" für den Rezensenten zum "feinen", bewegenden Kontrastprogramm.
© Perlentaucher Medien GmbH
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