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From the acclaimed author of the remarkable All Involved, an LA noir thriller full of twists and turns, a cat and mouse chase between two narrators, where nothing is quite what it seems.

Produktbeschreibung
From the acclaimed author of the remarkable All Involved, an LA noir thriller full of twists and turns, a cat and mouse chase between two narrators, where nothing is quite what it seems.
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Autorenporträt
Ryan Gattis is the author of Safe, Kung Fu High School, and All Involved, which won the American Library Association¿s Alex Award and the Lire Award for Noir of the Year in France. He lives and writes in South Los Angeles, where he is a member of art collective UGLARworks, a founding board member of arts non-profit Heritage Future, and a PEN America Prison Writing Mentor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2018

Geschichten sind stärker als Waffen
Krimis in Kürze: Gerd Zahner, Tom Franklin und Ryan Gattis

Bei einem Buch, in dem nicht Menschen mit Waffen schießen, sondern Waffen auf Menschen, sollte man mit weiteren Ungewöhnlichkeiten rechnen. Der Roman "Goster" (Transit, 144 S., geb., 16.- [Euro]) von Gerd Zahner war nämlich schon ein Film, bevor er als Buch erschien, und wenn er jetzt, zwei Jahre nach dem sehr gelobten Fernsehfilm von Didi Danquart, doch noch herauskommt, ist "Schuld ist etwas für Anfänger - Goster 2" schon seit mehr als einem Jahr auf dem Markt.

Das passt allerdings alles ganz gut zusammen, dieses Spiel von Unordnung und Verkehrung. Goster hat keine Kinder, keine Beziehung, wenig Empathie. Und kaum dass es losgeht, hat er einen Herzinfarkt zur Schusswunde. Ein Toter liegt im Garten, aus einem leeren Zimmer wird auf Goster geschossen. Das ist zu viel. Er berappelt sich und ermittelt. Eine Internetseite gerät ins Visier, wo sich Leute zu Sex in leeren Wohnungen verabreden. Aber es verdichtet sich in Gosters Geist, gestützt durch seltsame Vorkommnisse, dass die Waffen von selbst schießen.

Das ist kein schlechter Einfall für einen Roman, dass die Menschen "passiver als die Dinge" sind und die Dinge "einfach das tun, was sie als Ziel in sich haben". Es ist genau die Dosis Irrsinn, die über 140 Seiten trägt, ohne in hektische Betriebsamkeit umzukippen. Zahner, der Rechtsanwalt ist und auch Theaterkritiker, erzählt lakonisch und pointiert, er hat ein Talent für lustige Neologismen wie "neunackt" für einen, dessen Computer konfisziert wird, und bisweilen auch einen zu ausgeprägten Hang zur Sentenz, der dann so kuriose Sätze produziert wie: "Bedeutung in dieser Zeit war das hysterische Synonym für Schönheit." Das kann man jedoch leicht überlesen, weil sich dieser Roman in Stil und Sprache so deutlich absetzt von der handelsüblichen Gebrauchsanweisungsprosa.

Schreiben und nicht nur irgendwie Spannung erzeugen, das kann auch Tom Franklin, der Mann aus dem tiefen Süden, wo auch all seine Romane angesiedelt sind. "Krumme Type, krumme Type" (Pulpmaster, 406 S., br., 15,80 [Euro]) spielt in Mississippi, der Titel verweist auf das gekrümmte, doppelte "s" im Namen für Fluss und Bundesstaat. Es ist eine Redneckwelt, arm, hart, voller Loser. Auch der junge schwarze Constable Silas, den alle "32" nach der Nummer auf seinem Baseballtrikot nennen, wohnt in einem Trailer. Er war auf dem College, aber ist wieder in das alte Kaff zurückgekehrt. Und er rutscht in etwas hinein, was ihn zurückführt in seine Vergangenheit.

Franklin braucht keine Polizeiroutine oder komplizierte Plotwindungen. Da verschwindet ein Mädchen, da gibt es einen Verdächtigen, den kauzigen Larry, der schon fünfundzwanzig Jahre zuvor ein Mädchen umgebracht haben soll. Beweise gibt es nicht. Es gibt nur die Verbindung zu Silas, beide sind gemeinsam zur Schule gegangen, Freunde waren sie nicht, weil ein schwarzer und ein weißer Junge das in den achtziger Jahren im Süden nicht sein konnten. Während die Erzählung langsam, fast zögerlich voranschreitet, bewegt sie sich zugleich auch immer wieder zurück in die Vergangenheit.

Schicht um Schicht wird etwas freigelegt, drängt an die Oberfläche, bis die beiden Männer es nicht mehr einfach wegdrängen können. Und so steuert dieser starke, düstere Roman unaufhaltsam auf ein Ende zu, von dem man nicht mehr sagen sollte, als dass es nicht ganz so ausfällt, wie man es erwartet hat. Was nur für Franklin spricht - und für den kleinen Berliner Verlag Pulpmaster, der seit vielen Jahren die Bücher herausbringt, die es zu lesen lohnt.

Ein paar Jahre jünger als Franklin ist Ryan Gattis, gerade einunddreißig Jahre alt. Sein Roman über die Riots in Los Angeles von 1992, "In den Straßen die Wut", war ein beeindruckendes Debüt. "Safe" (Rowohlt, 416 S., geb., 20,- [Euro]) ist weniger episch, aber auch voller Tempo, Verzweiflung und Gewalt. Zwei Ich-Erzähler wechseln sich ab, man könnte auch sagen: Sie rasen dabei aufeinander zu. Der ehemalige Junkie Ricky Mendoza, genannt Ghost, begnadeter Safeknacker, inzwischen für die Polizei tätig, ein Toter auf Abruf wegen eines Hirntumors, erfüllt von der Erinnerung an Rose, seine einzige Liebe, die vor zehn Jahren an Krebs starb und ihm ein punkiges Mixtape hinterlassen hat.

Und Rudolfo Reyes, genannt Glasses, der Vertraute des örtlichen Drogenbarons, er hat Frau und Kind, er hat Dinge getan, an die er sich lieber nicht erinnert, er will raus und wird deshalb zum Spitzel für die Polizei.

Der eine will ein neues Leben, der andere nicht mehr leben, aber zuvor noch etwas Gutes tun, beide haben sie Angst. Das treibt Gattis' Parallelmontage voran, bis die Linien sich kreuzen und aus zwei Geschichten eine wird. Geschichten, glaubt Ghost, sind stärker als Kugeln und Messer, "weil Geschichten dich überleben. Geschichten können in andere Menschen eindringen und dort weiterleben." Das kann man so sehen.

PETER KÖRTE

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.10.2018

Ein kleiner Marder
im großen Spiel
Auf den Straßen von LA: Ryan Gattis' „Safe“
Er kann noch so abgründig und verschlagen sein, als Leser geht man ja immer davon aus, dass der Erzähler irgendwie einer der Guten ist. Wenn Beweggründe nachvollziehbar und Hintergründe bekannt werden, verschieben sich die Parameter des Urteilens, und auch die größten Verbrecher bekommen nicht selten sympathische Züge. Viele Romane setzen auf diese Ambivalenz zwischen Erzähler und Leser oder bauen aus ihnen regelrechte Fallen.
Ryan Gattis lässt in seinem neuen Thriller „Safe“ nun gleich zwei solche zweifelhaften Gestalten aufeinander und auf den Leser los: Ricky Mendoza, bekannt als Ghost, ist ein professioneller Safeknacker und damit schon grundsätzlich verdächtig. Er arbeitet nicht für die Panzerknackerbande, sondern für die DEA, die Drogeneinheit der amerikanischen Polizei. Weil er aber eben doch nicht ganz harmlos ist, lässt er bei einem Einsatz Tausende Dollar mitgehen, die er in einem der Panzerschränke gefunden hat. Sein Gegenspieler ist Rudy Reyes, kurz Glasses. Glasses ist Familienvater und einer der wenigen Gangster, die ganz genau durchschauen, auf was für einem komplizierten Spielfeld sie sich bewegen. „Im Grunde wie Risiko, nur mit Schachfiguren. … Nur so kann man das Ganze erklären, und jetzt hat sich ein gieriger kleiner Marder mitten in das große Spiel gemischt, als ob er wichtig wäre.“ Der Marder ist Ghost.
Die dritte Hauptfigur ist die Stadt Los Angeles, und man denkt sofort an den Filmklassiker „Heat“ von Michael Mann, in dem sich Al Pacino und Robert De Niro unter ähnlichen Bedingungen ein gnadenloses Duell zwischen Polizei und Verbrecher liefern. Nur dass es in „Safe“ gar nicht um den ganz großen Coup geht – es geht um die Typen, die auf der Straße für die eine oder die andere Seite die Arbeit erledigen und in deren Welt ein paar Tausend Dollar schon völlig ausreichend sind für einen Mord.
Für seinen letzten Roman „In den Straßen die Wut“ recherchierte Gattis in genau diesem Milieu und soll sogar einen Gangsterboss getroffen haben. Obwohl er neben dem Schreiben als Professor arbeitet, Ted-Talks gibt und an mehreren Sozialprojekten in Los Angeles beteiligt ist, nimmt man dem über und über tätowierten Gattis diese betonte Street-Credibility ab. Gar nicht nur wegen der Geschichten von Safeknackern und Drogendealern und weil es ein eigenes Punkrock-Mixtape für den Roman gibt, sondern wegen der unscharfen Frontverläufe im Leben seiner Figuren, wo mal für die Gang und mal für die Polizei gearbeitet wird, oder wegen der andererseits sehr klaren Trennungen zwischen Hautfarben, Herkunft und Ausbildung, die für Menschen wie Ghost und Glasses Alltag sind. „Er hatte keine Ahnung, dass das Leben für die meisten Leute nicht so ist, vor allem, wenn man kein Weißer mit Uni-Abschluss und Leitungsposten in der DEA ist.“
In „Safe“ geht es weniger um Verbrechen und Ermittlungen, als um diese Kerle auf den Straßen von Los Angeles und was sie zu erzählen haben. Wie sie einander und sich selbst sehen. „Sie war Streichholzschachteln. Sie war Männerhüte. Sie sagte immer, sie sei bloß zerknüllte Alufolie.“ Gattis durchdringt seine Figuren wie wenige andere Thriller-Autoren und man folgt ihnen so gerne und glaubt an das Gute in ihnen, gerade weil sie nicht ganz sauber sind.
NICOLAS FREUND
Ryan Gattis: Safe. Aus dem Englischen von Ingo Herzke und Michael Kellner. Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg 2018. 416 Seiten, 20 Euro.
Gattis durchdringt
seine Figuren wie wenige
andere Thriller-Autoren
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