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From the Pulitzer-Prize winning author of The Underground Railroad: a tender, hilarious, and supremely original novel about coming-of-age in the 80s. Benji Cooper is one of the few black students at an elite prep school in Manhattan. But every summer, Benji escapes to the Hamptons, to Sag Harbor, where a small community of African American professionals have built a world of their own. The summer of '85 won't be without its usual trials and tribulations, of course. There will be complicated new handshakes to fumble through and state-of-the-art profanity to master. Benji will be tested by…mehr

Produktbeschreibung
From the Pulitzer-Prize winning author of The Underground Railroad: a tender, hilarious, and supremely original novel about coming-of-age in the 80s. Benji Cooper is one of the few black students at an elite prep school in Manhattan. But every summer, Benji escapes to the Hamptons, to Sag Harbor, where a small community of African American professionals have built a world of their own. The summer of '85 won't be without its usual trials and tribulations, of course. There will be complicated new handshakes to fumble through and state-of-the-art profanity to master. Benji will be tested by contests big and small, by his misshapen haircut (which seems to have a will of its own), by the New Coke Tragedy, and by his secret Lite FM addiction. But maybe, just maybe, this summer might be one for the ages.
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Autorenporträt
Colson Whitehead
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.04.2011

Erhellende Nuancen für eine Gesellschaft in Schwarzweiß

Wenn Normalität Fortschritt bedeutet: Colson Whitehead erzählt von schwarzen Mittelschichtkindern im Amerika der achtziger Jahre zwischen Rassismus und Anerkennung.

Dass sich Rassismus oft unmerklich in der Sprache manifestiert, ist offensichtlich. Vieles davon ist schlicht dumm oder ursprünglich gar nicht so gemeint gewesen, manches ist herabwürdigend, da es negativ auf die Hautfarbe derer abzielt, die in der Minderheit sind. Kinder spielen "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" und Schwarzer Peter, sie "schwärzen" einander beim Lehrer an und pressen in der großen Pause "Negerküsse" zwischen zwei Brötchenhälften. Schwarz ist die Farbe des Todes und der Trauer, der faschistischen Schwarzhemden, aber auch der CDU, die eine ihrer schwärzesten Stunden erlebte, als schwarze Kassen aufflogen, in denen Schwarzgeld gebunkert wurde. Der Schwarzmarkt, das Schwarzfahren, das schwarze Schaf der Familie und die Schwarzarbeit - was schwarz ist, so lautet das Vorurteil, ist verboten, anrüchig, illegal.

In Colson Whiteheads neuem Roman geht es darum, was es heißt, schwarz zu sein. Genauer gesagt, welchen Unterschied es macht, als Jugendlicher der schwarzen Mittelschicht im Amerika der achtziger Jahre aufzuwachsen. Gibt es überhaupt noch einen Unterschied zur Adoleszenz der Weißen, zum pubertären Gehabe der Halbstarken, die ohne finanzielle Sorgen das Erwachsenwerden hinauszögern? Offenbar nicht. Benji Cooper, Protagonist und Ich-Erzähler des Romans "Der letzte Sommer auf Long Island", hört weder Soul noch Hiphop; er schwört stattdessen auf Depeche Mode, die Smiths und Bauhaus. Er liebt Horrorfilme von George Romero, vertreibt sich die Zeit mit Fantasy-Rollenspielen und trägt Zahnspange. Er ist beinahe so "angeweißt" wie seine ältere Schwester, die der jährlichen Sommerfrische in der Feriensiedlung von Sag Harbor entflohen ist.

Dorthin fahren die wohlsituierten Schwarzen aus New York, deren Kinder Privatschulen in Manhattan besuchen. Hier ist man unter sich, in einem Paralleluniversum, säuberlich getrennt von den Stränden der Weißen. Benjis Eltern haben es geschafft, den Unterdrückungsmechanismen der amerikanischen Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Sie haben hart gearbeitet, sind die Karriereleiter hochgestiegen. Ihre Kind gelten jedoch als Inbegriff eines Paradoxons: "schwarze Jungs mit Strandhäusern". Die schlechten alten Zeiten haben sie dennoch nicht vergessen, als ein schwarzes Gesicht, das im Fernsehen auftauchte, als Sensation galt, als man einen rassistischen Spruch nicht mit Schulterzucken abtat, sondern mit Fäusten beantwortete. Das hat Benjis Vater ihm und seinem kleinen Bruder eingetrichtert.

Es gibt also doch noch Unterschiede zu den Weißen. Benji und seine Freunde haben zwar größtenteils die Heroen der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung vergessen, weil sie deren Errungenschaften bereits genießen. Sie wissen allerdings, mit welchen Stereotypen sie immer noch in Verbindung gebracht werden. Obwohl der Ku-Klux-Klan für sie nur ein lächerliches Schreckgespenst ist, sind ihnen die alltäglichen Gesten der Diskriminierung durchaus bewusst. Die Wagentüren werden verriegelt, wenn ein Schwarzer auf ein parkendes Auto zugeht, in dem ein Weißer sitzt. Als Schwarzer lässt man sich nicht von einem Weißen den Kopf tätscheln, und man spaziert nicht mit einer Wassermelone unterm Arm die Main Street entlang. Solche Spannungen und Widersprüche sind nur auszuhalten, wenn man über das nötige Doppelbewusstsein verfügt, "dieses Gefühl, als sähe man sich ständig durch die Augen anderer, als legte man an seine Seele die Maßstäbe einer Welt an, die einen mit belustigter Geringschätzung und Mitleid betrachtet". Whitehead zitiert an dieser Stelle den berühmten Essay "The Souls of Black Folk" des schwarzen Soziologen, Philosophen und Aktivisten W. E. B. Du Bois. Aus dem Kontext gerissen, lässt sich die Passage als Beschreibung des Gefühlslebens eines durchschnittlichen Teenagers gleich welcher Hautfarbe verstehen, der an sich und der Welt verzweifelt. Der 1969 in New York geborene Whitehead macht es sich und seinen Lesern nicht leicht mit eindeutigen Zuschreibungen. Er lässt seine Hauptfigur bis ins letzte Detail ausloten, welche Ausprägungen der weißen Kultur für sie akzeptabel sind und welche nicht. Wie weiß darf ein Schwarzer sein, könnte seine Ausgangsfrage heißen. Auf der Handlungsebene passiert nicht viel in diesem "Sommer auf Long Island", das Buch hat seine Längen. Es erzählt auf den ersten Blick von einem brüchigen Familienidyll und von der Sehnsucht des fünfzehnjährigen Benji nach einem aufregenden Erlebnis. Darin ähnelt der Roman streckenweise der behaglichen Dramaturgie der "Bill Cosby Show", die ein ziemlich genaues Abbild von Benjis Umgebung liefert. "Was dort auf der Mattscheibe lief, war eine Version unserer selbst", erinnert sich der Held. Die Sitcom war erfolgreich, unterhaltsam und harmlos. Sie vermittelte vor allem eines: Normalität. Die schwarze Mittelschicht war plötzlich im Fernsehen zu sehen, wie um zu betätigen, dass es sie tatsächlich gibt. Und selbst das weiße Publikum durfte mitlachen, weil es sich mit den gezeigten Nichtigkeiten identifizieren konnte. Die Botschaft war klar: Schau an, vor dem schwarzen Mann muss niemand Angst haben. Er taugt sogar zum amerikanischen Präsidenten.

Whitehead geht ähnlich vor. Er zeigt eine Normalität, in der sich jeder wiederfinden könnte, der einmal jung war. Die markanten Unterschiede zu den üblichen Coming-of-age-Geschichten, von denen die Literatur nicht eben wenige kennt, muss er nicht herausstellen. Sein eleganter Stil und der ironische Tonfall erlauben es ihm, sie beiläufig und humorvoll zu veranschaulichen.

Wie jede Rückschau wirkt auch Whiteheads Roman nostalgisch. Was ihn auszeichnet, ist seine Unaufgeregtheit. Es gibt weder einen Wendepunkt, der die Jugend der Hauptfigur schlagartig beenden würde, noch steuert der Roman auf eine kathartische Offenbarung zu. Vielmehr präsentiert er eine Zwischenphase, in der vieles möglich scheint, was sich nur in minimalen Abweichungen vom gewohnten Gang der Dinge andeutet. Die subtilen Entwicklungen betreffen das Individuum wie die Gesellschaft insgesamt. Ein einziger Sommer, der auf den ersten Blick unspektakulär daherkommt, kann eben doch bedeutende Literatur hervorbringen.

ALEXANDER MÜLLER

Colson Whitehead: "Der letzte Sommer auf Long Island". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. Hanser Verlag, München 2011. 330 S., geb., 21,90 [Euro].

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