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Er war berühmt, nur wußte dies niemand. Aber er hatte noch ein ganzes Leben vor sich. Philipp, zwischen Schulabschluß und Berufsausbildung stehend, von der Großen Bühne träumend, jobbt einen Sommer lang als Bademeister. Philipps erste Saison in einer Zürcher Seebadeanstalt, in der sich die Figuren unserer Gesellschaft programmreiche Blöße geben, ist auch die Saison einer zarten Liebe. "

Produktbeschreibung
Er war berühmt, nur wußte dies niemand. Aber er hatte noch ein ganzes Leben vor sich. Philipp, zwischen Schulabschluß und Berufsausbildung stehend, von der Großen Bühne träumend, jobbt einen Sommer lang als Bademeister. Philipps erste Saison in einer Zürcher Seebadeanstalt, in der sich die Figuren unserer Gesellschaft programmreiche Blöße geben, ist auch die Saison einer zarten Liebe.
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Autorenporträt
Hugo Loetscher (1929-2009) wurde mit Romanen wie 'Abwässer' und 'Der Immune' zu einem der bekanntesten Schweizer Schriftsteller und Publizisten. Als Journalist bereiste er regelmäßig Lateinamerika, Südostasien und die USA und war Gastdozent an internationalen Universitäten. Hugo Loetscher, der in Zürich lebte, war Mitglied der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung und wurde 1992 mit dem Großen Schiller-Preis der Schweizerischen Schillerstiftung ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.1995

Anderswo baden sie anders
Hugo Loetscher verbringt eine Saison am Zürcher See

Eine "Saison", so erklärt es der Fremdwörter-Duden, ist ein "Zeitabschnitt, in dem in einem Bereich Hochbetrieb herrscht". Außerdem, so assoziiert man, auch ohne ein Nachschlagewerk zu Hilfe zu nehmen, ist sie ein Phänomen, das regelmäßig wiederkehrt, jedesmal etwas anders und doch irgendwie immer sich selber gleichbleibend. "Saison", so heißt auch der neue Roman von Hugo Loetscher. Dabei hat Loetscher nie zu den Autoren des literarischen Hochbetriebs gezählt, um vielmehr mit eher konstanter Schreibkunst ebenso konstante Beachtung zu finden.

Der Roman präsentiert mit Bedacht eine kleine Welt, wie jeder sie kennt. Eine Badeanstalt am Zürcher See gibt den Schauplatz ab, der zwanzigjährige Philipp die Hauptfigur. Für einen Sommer hat er sich dort als Bademeister verdingt, um erstens die Zwischenzeit zwischen Matura und ernsteren Lebensfragen zu füllen und zweitens das Zusammenleben mit Lotty zu erproben, die doch nur die "Liebe einer Saison" gewesen sein wird -: "Eigenheim mit Terrasse, Sonnendeck und Fahnenmast. Und mit Weidling, wie Philipp gleich hinzufügte. Direkte Lage am See . . ."

Mehr liefert die Handlung nicht. Von innen besehen, bietet sich freilich ein bunteres Bild. Denn zum einen ist Philipp eine Träumernatur. Mag er auch sein Geld im Auftrag der Stadtverwaltung verdienen; mag offen sein, was nach dieser Saison aus ihm werden soll: seiner wahren Berufung nach ist er "Theatermann". Selbst und gerade banalste Begebenheiten verwandeln sich ihm in skurrile Szenen, ergreifende Geschichten, alternative Weltentwürfe: "Eine Spezialität von Philipps Badetheater: Zu berichten, was auch drin lag."

Zum anderen herrscht keinerlei Mangel an dergleichen Begebenheiten. Das ist der Vorteil einer Badeanstalt als Handlungsort. Und es ist der durch die bescheidene Kulisse nur zu ersichtlich durchscheinende Ehrgeiz des Romans. Das sind die Dauergäste: der pensionierte Lehrer, der Krankenpfleger, die aufgetakelte Sekretärin, die mißtrauisch-nörgelige Strandbesitzerin und der kleine Junge, "Dr. Warumsky", der mit kindlicher Neugier zu allem und jedem Fragen stellt. Die fortlaufenden Katastrophen des Alltags kommen vor ebenso wie das einmalige Spektakel einer Bademodenschau, eine Flutwasserkatastrophe, eine Undercover-Aktion der Drogenpolizei. Leicht erkennt man an der Rollenbesetzung wie an der Szenenfolge: das Badetheater ist ein Theatrum mundi.

Nun teilt aber die Literatur der Gegenwart ihren Stoff nicht mehr nur mit den großen Vorbildern ihrer Vergangenheit. Auch Fernsehserien wie "Baywatch" haben sich seiner angenommen. "Anderswo baden sie anders", heißt es deshalb in einer der Episoden gleich mehrmals. Oder, zum ästhetischen Programm gewendet: "Wo führt das hin, wenn die Menschen anfangen, ihren Klischees zu entsprechen. Ein bißchen täuschen in ihnen möchte man sich schon." So verdoppelt der Roman seinen Ehrgeiz - und benennt gleichzeitig selber, was ihm so recht nicht gelingen will.

Sicher, Loetscher konterkariert jede allzu idyllische Verträumtheit nicht anders als den Zynismus aller vermeintlichen Realisten mit der ihm eigenen Ironie. Aber auf vierhundert Seiten immer das gleiche Muster ("Zog Philipp am Morgen den Vorhang, trat vor dem Fenster das Wetter auf; dieses fand statt, auch wenn Philipp den Vorhang nicht zur Seite schob.") - das ermüdet, und zwar nicht erst am Ende der Lektüre. Gewiß, zuletzt verspürt man sogar ein wenig Wehmut, daß man den Helden nun aus dem Blick verlieren soll. Aber es hat doch sein Gutes, wenn die "Saison" für diesmal wieder vorüber ist. BERNHARD DOTZLER

Hugo Loetscher: "Saison". Roman. Diogenes Verlag, Zürich 1995. 402 S., geb., 39,- DM.

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