Written as a 'report into the circumstances surrounding the decision to introduce salmon into the Yemen', this is a novel that is made up of emails, letters, diary extracts, records of Prime Minister's Question Time, interviews, and chapters from the memoirs of a fantastically weasely Peter Mandelson-type figure. The 'Yes Minister' comparisons are justified (and there is some brilliant, hilarious political and bureaucratic satire here), but at its heart it's the story of a hen-pecked, slightly pompous, middle-aged scientist who finds himself caught up in what seems like an impossible project, and of how this project changes his life. In the process he becomes an unlikely, and rather loveable hero, discovers true love for himself, finds himself both a pawn and then a victim of political spin, leaves his brilliantly horrible wife, and learns to believe in the impossible. And he takes the reader with him in the process... The author (a keen salmon fisherman himself) writes about salmon fishing with atmospheric reverence, deftly captures the hypocrisy of Western governments - who spot the PR angles of sending fish to the Middle East rather than soldiers - conveys the mindless bureaucracy of the civil service, and the government's skillful nurturing of deniability, and portrays a man who rather belatedly comes of age in extraordinary circumstances.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2007Angeln tut gut
Wie kommt der Lachs in die Wüste? Paul Torday erzählt es uns
Ein gemalter Lachs ziert den Buchumschlag. Jede einzelne Schuppe lässt sich zählen. Sie schimmert hellsilbrig. Darüber springt ein farblich etwas eingefärbter Lachs, geradezu majestätisch. Ob er wohl stromaufwärts zieht zum Laichen, überlegt man zärtlich nach der Lektüre des Erstlings von Paul Torday, der mit Details über das Verhalten von Lachsen aufwartet, als müsse er ganz allein eine bedrohte Tierart retten. Der 1946 geborene Engländer, der in Oxford englische Literatur lehrt, ist begeisterter Lachsfischer und hat aus dieser Passion heraus zu erzählen begonnen. "Lachsfischen im Jemen" ist eine Hommage. "Ich vernahm die melodischen Geräusche des Flusses, das Zischen der Angelschnur beim Auswerfen, das gelegentliche Zirpen eines kleinen Tauchers." Kann es etwas Beruhigenderes geben?
Doch mit Lachs allein, wird sich Paul Torday gedacht haben, schreibt man nur ein schönes Fachbuch, fischt man aber keine Leser. Deshalb spinnt er ein gigantisches Projekt um das schlüpfrige Tier und führt das mit feinsinnigem, ja, britischem Humor aus. Ein Scheich aus dem Jemen, selbst Sportangler auf seinem Nebensitz beim schottischen Inverness, möchte Lachse in seiner Heimat ansiedeln. Nun ist es aber heiß im Jemen, das Wasser rar, wandernde Salmoniden sind wählerisch und überhaupt verzärtelt. Und wie sollten sie, falls je dort gelandet, von den jemenitischen Gewässern ihrem Instinkt folgend den Weg ins Meer finden? Auch sonst plagt sich der Nahe Osten ja eher mit anderen Problemen. Doch der Scheich hat Geld und eine Vision, die ihrer Naivität wegen beeindruckt. Steht Gewalt im Raum, so phantasiert er, wird jemand sagen: "Was soll's? Gehen wir doch erst mal fischen."
Der britischen Regierung passt das Projekt. Schon sieht man freudig dem Schnappschuss entgegen, der den kurzfristig eingeflogenen Premierminister mit dem ersten im Jemen gefangenen Fisch zeigen soll. Eine positive Nachricht aus dem Nahen Osten wäre mal etwas Neues. Doch die im Sommer ausgetrockneten Wadis, in denen Betonbecken Tausende Lachse in die neue Heimat entlassen sollen, füllen sich so schnell mit Wasser, dass eine Flutwelle den noch lächelnden Politiker samt Scheich und Fisch fortreißt.
Die Glaubensfrage an der Kunst des Lachsfischens abzuhandeln und als Politthriller zu servieren - das ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Paul Torday gestaltet aus E-Mails, Briefen, Vernehmungsprotokollen und Tagebuchnotizen eine Vielstimmigkeit, die sich erfrischend liest, allerdings vor allem in der Mitte und mit Aufnahme neuer Nebengeschichten den Stoff auch zu zerdehnen droht. Dem wirkt vor allem die Hauptfigur entgegen; der mit dem Projekt beauftragte Wissenschaftler Jones bringt die für das Unternehmen nötige Leidenschaft mit. An ihm entwickelt Torday klug und witzig seine Idee eines Urvertrauens, das, kaum erlernt, offenbar nur alleine zu leben ist: Jones bleibt als zufrieden auf dem Land fischender Einsiedler übrig, der mit nichts mehr brillieren will.
"Lachsfischen im Jemen" ist ein ironischer Abgesang auf eine Welt, in der nur dann etwas funktioniert, wenn es für alle von Nutzen ist. In diesen Egoismen auf einer Innerlichkeit zu beharren, die zweckfreie Brüderlichkeit evozieren soll - das rührt. Zur Satire wird es, wenn Torday im Finale alles, was er so geduldig hat aufbauen lassen, an der Wirklichkeit zerschellen lässt. Doch hat er zuvor so verführerisch vom Scheich, vom Lachs, vom Fischen erzählt, dass etwas längst Vergessenes in den Ruinen überlebt: der kindische Trotz gegen das Unmögliche.
ANJA HIRSCH
Paul Torday: "Lachsfischen im Jemen". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Stegers. Berlin Verlag, Berlin 2007. 319 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie kommt der Lachs in die Wüste? Paul Torday erzählt es uns
Ein gemalter Lachs ziert den Buchumschlag. Jede einzelne Schuppe lässt sich zählen. Sie schimmert hellsilbrig. Darüber springt ein farblich etwas eingefärbter Lachs, geradezu majestätisch. Ob er wohl stromaufwärts zieht zum Laichen, überlegt man zärtlich nach der Lektüre des Erstlings von Paul Torday, der mit Details über das Verhalten von Lachsen aufwartet, als müsse er ganz allein eine bedrohte Tierart retten. Der 1946 geborene Engländer, der in Oxford englische Literatur lehrt, ist begeisterter Lachsfischer und hat aus dieser Passion heraus zu erzählen begonnen. "Lachsfischen im Jemen" ist eine Hommage. "Ich vernahm die melodischen Geräusche des Flusses, das Zischen der Angelschnur beim Auswerfen, das gelegentliche Zirpen eines kleinen Tauchers." Kann es etwas Beruhigenderes geben?
Doch mit Lachs allein, wird sich Paul Torday gedacht haben, schreibt man nur ein schönes Fachbuch, fischt man aber keine Leser. Deshalb spinnt er ein gigantisches Projekt um das schlüpfrige Tier und führt das mit feinsinnigem, ja, britischem Humor aus. Ein Scheich aus dem Jemen, selbst Sportangler auf seinem Nebensitz beim schottischen Inverness, möchte Lachse in seiner Heimat ansiedeln. Nun ist es aber heiß im Jemen, das Wasser rar, wandernde Salmoniden sind wählerisch und überhaupt verzärtelt. Und wie sollten sie, falls je dort gelandet, von den jemenitischen Gewässern ihrem Instinkt folgend den Weg ins Meer finden? Auch sonst plagt sich der Nahe Osten ja eher mit anderen Problemen. Doch der Scheich hat Geld und eine Vision, die ihrer Naivität wegen beeindruckt. Steht Gewalt im Raum, so phantasiert er, wird jemand sagen: "Was soll's? Gehen wir doch erst mal fischen."
Der britischen Regierung passt das Projekt. Schon sieht man freudig dem Schnappschuss entgegen, der den kurzfristig eingeflogenen Premierminister mit dem ersten im Jemen gefangenen Fisch zeigen soll. Eine positive Nachricht aus dem Nahen Osten wäre mal etwas Neues. Doch die im Sommer ausgetrockneten Wadis, in denen Betonbecken Tausende Lachse in die neue Heimat entlassen sollen, füllen sich so schnell mit Wasser, dass eine Flutwelle den noch lächelnden Politiker samt Scheich und Fisch fortreißt.
Die Glaubensfrage an der Kunst des Lachsfischens abzuhandeln und als Politthriller zu servieren - das ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Paul Torday gestaltet aus E-Mails, Briefen, Vernehmungsprotokollen und Tagebuchnotizen eine Vielstimmigkeit, die sich erfrischend liest, allerdings vor allem in der Mitte und mit Aufnahme neuer Nebengeschichten den Stoff auch zu zerdehnen droht. Dem wirkt vor allem die Hauptfigur entgegen; der mit dem Projekt beauftragte Wissenschaftler Jones bringt die für das Unternehmen nötige Leidenschaft mit. An ihm entwickelt Torday klug und witzig seine Idee eines Urvertrauens, das, kaum erlernt, offenbar nur alleine zu leben ist: Jones bleibt als zufrieden auf dem Land fischender Einsiedler übrig, der mit nichts mehr brillieren will.
"Lachsfischen im Jemen" ist ein ironischer Abgesang auf eine Welt, in der nur dann etwas funktioniert, wenn es für alle von Nutzen ist. In diesen Egoismen auf einer Innerlichkeit zu beharren, die zweckfreie Brüderlichkeit evozieren soll - das rührt. Zur Satire wird es, wenn Torday im Finale alles, was er so geduldig hat aufbauen lassen, an der Wirklichkeit zerschellen lässt. Doch hat er zuvor so verführerisch vom Scheich, vom Lachs, vom Fischen erzählt, dass etwas längst Vergessenes in den Ruinen überlebt: der kindische Trotz gegen das Unmögliche.
ANJA HIRSCH
Paul Torday: "Lachsfischen im Jemen". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Stegers. Berlin Verlag, Berlin 2007. 319 S., geb., 19,90 [Euro].
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