1816 und 1817 erschienen die ersten beiden Bände von Goethes Italienischer Reise. Zweihundert Jahre später erkennen wir darin Goethes konversionsartigen Bruch mit seiner bisherigen Existenz und eine waghalsige Flucht in ein neues Leben - auf der Suche nach dem authentischen Dasein und nach dem Glück. Dieses modern anmutende Bild der Identitätssuche einer höchst gefährdeten Persönlichkeit zeigt sich vor allem dann in deutlichen Konturen, wenn wir von den für die Italienische Reise redigierten Erinnerungen Goethes an die Kunstschätze des Südens zurückblicken auf jene Spuren, die seine dramatische "Wiedergeburt" in den Originaldokumenten der beiden italienischen Jahre hinterlassen hat. Das gilt insbesondere für die Charlotte von Stein zugedachten Reisetagebücher sowie für die seit September 1786 an sie geschriebenen Briefe Goethes.