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Die Leber von München, klar, die Lunge von München keine Frage, der Blinddarm von München, der Arnus von München, die Milz von München, alles unübersehbar. Doch wo bloß versteckt sich das legendäre Herz, das pumpt? Sprachgewaltig, sprachverliebt, auch experimentierend, tastend, suchend und immer wieder überraschend nimmt der Autor seine Leser mit auf einen Stadtrundgang in Assoziationen.

Produktbeschreibung
Die Leber von München, klar, die Lunge von München keine Frage, der Blinddarm von München, der Arnus von München, die Milz von München, alles unübersehbar. Doch wo bloß versteckt sich das legendäre Herz, das pumpt? Sprachgewaltig, sprachverliebt, auch experimentierend, tastend, suchend und immer wieder überraschend nimmt der Autor seine Leser mit auf einen Stadtrundgang in Assoziationen.
Autorenporträt
Andreas Neumeister, geboren 1959, lebt in München. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.08.2008

Eine Stadt als Hauptperson
Andreas Neumeister: „Salz im Blut”
„Für mich hat München die unterste Größe, die ich interessant finde”, sagte Andreas Neumeister kürzlich im Interview mit sueddeutsche.de. Damit ist schon ganz gut erklärt, warum er sich seit seinem Erstlingsroman aus dem Jahr 1988 immer wieder mit dieser Stadt beschäftigt und heute noch hier lebt. „Salz im Blut”, sein zweiter Roman, ist 1990 erschienen; und er steht geradezu exemplarisch nicht nur für das Werk des 1959 geborenen Autors, sondern auch für das Genre der literarischen Stadterkundung in der Jetztzeit. Neumeister, geboren und aufgewachsen in Starnberg, hat erst mal die typische Sozialisation des Jungkünstlers aus der bayerischen Provinz durchgemacht. Die sieht ja so aus: Man kommt aus den Vororten oder vom Dorf nach München, ist zuerst haltlos begeistert, dass man beinahe eine richtige Stadt vorfindet, wandert aber dann nach ein paar Jahren nach Paris, London oder Berlin aus, um fürderhin München als lächerliches Kaff zu schmähen und sich endlich als richtig bedeutender Metropolenbewohner zu fühlen.
Neumeister brauchte letzteren Schritt nicht fürs Ego, er findet auch so genügend, was beschreibenswert ist – sowohl in München, als auch auf zahlreichen Reisen. In „Salz im Blut” – der Titel spielt an auf die Gründungsgeschichte der Stadt, die ihre Entstehung wesentlich dem Salzhandel verdankt – lässt er sein Alter Ego Erich Nachleger, einen jungen Studenten der Völkerkunde, die Stadt erleben. Er taucht ein in einen Bewusstseinsstrom, der ihn auch in entlegene Winkel der Stadt führt, und immer wieder sinniert er darüber, wo denn wohl „das Herz Münchens” zu finden sei. Neumeister alias Nachleger kombiniert und spielt dabei auch gerne mit sprachlichen Versatzstücken und Floskeln, oft abgewandelt in durchaus Karl-Valentinscher Manier, mit Lust am Kalauern und spitzfindig bis zur Groteske. Reportageartige Kapitel, etwa über die Internationale Gartenbauausstellung, wechseln sich ab mit Volkes Stimme oder auch einfach nur mit nummerierten Listen, und immer wieder bricht die braune Vergangenheit durch den Firnis der herzigen Weltstadt. Wegen dieses Montage-Prinzips hat man Neumeister später als Vertreter der Pop-Literatur eingeordnet, obwohl er schon so geschrieben hat, als diese Mode noch lange nicht erfunden war. Bis heute hat er seine Montage-Technik übrigens beibehalten; sein Stil ist noch reduzierter geworden, auf längere erzählerische Passagen wie in seinen früheren Werken verzichtet er inzwischen meist.
Andreas Neumeisters Methode der literarischen Erzählung ergibt in ihrer Kombination jedenfalls ein faszinierend vielseitiges und zugleich umfassendes Bild der Stadt. Erich Nachleger ist eigentlich nur jemand, der zu ihr hinführt, die eigentliche Hauptperson des Romans aber ist München. Eine Stadt als Protagonistin – das ist ungewöhnlich und in der neueren deutschen Literatur kaum einmal so gut gelungen wie mit „Salz im Blut”. FRANZ KOTTEDER
Andreas Neumeister Foto: Thomas Dashuber / Visum
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