Dieses Stadt- und Reisebuch erschließt auf sechs Stadtrundgängen das unbekannte Salzburg der Frauen und vermittelt einen Einblick in die weibliche Geschichte der Stadt. Die Autorin führt an die Lebensstationen von Künstlerinnen und frühen Feministinnen und spürt die Orte von gesellschaftlichen Außenseiterinnen auf. Sie bietet aber auch eine Annäherung an historische Persönlichkeiten des öffentlichen und politischen Lebens, erinnert an bürgerliche Unternehmerinnen und einflußreiche Frauen des Klerus. Von der erzbischöflichen Geliebten Salome Alt bis zur publizistischen Vorkämpferin für die Frauenrechte, Irma von Troll-Boroistyani, spannt sich der Bogen jener Frauen, die hinter den berühmten Männern und abseits von ihnen die Geschichte Salzburgs geprägt haben. Damit liegt ein anregender und informativer Führer für Salzburgerinnen und Besucherinnen vor.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.1997Europa
"Salzburg für Frauen" von Gertraud Steiner. Verlag Anton Pustet, Salzburg 1997. 142 Seiten, etwa 40 Abbildungen und sechs Karten. Broschiert, 27,50 Mark.
Sind alle Männer Machos? Interessieren sie sich nur für Sport und Technik? Gertraud Steiner scheint einschlägige Erfahrungen gemacht zu haben, warum sonst wendet sie sich in ihrem Stadt- und Reisebuch nur an "Salzburgerinnen und Gästinnen"? Daß auch Männer den Führer mit Gewinn lesen können, ist keine Frage. Denn nur im letzten Kapitel finden sich Listen der schicksten Boutiquen und Frisiersalons. Vorangestellt sind fünf Spaziergänge und eine Radtour, die einen Einblick in das "unbekannte" Salzburg der Frauen und in die weibliche Geschichte der Stadt vermitteln sollen. Da spaziert man an Mozarts Wohnhaus vorbei und findet im Reiseführer wenig über Wolfgang Amadeus, dafür aber um so mehr über seine Mutter Anna Maria, die bei seiner Geburt fast gestorben wäre. Eine Route führt am Geburtshaus der Salomé Alt nahe der Franziskanerkirche vorbei, für das die Stadtverwaltung bis heute keine Gedenktafel übrig hat - Salomé war im sechzehnten Jahrhundert die Geliebte eines Erzbischofs und gebar ihm zehn Kinder. Und auf dem Mönchsberg kann man den Abschiedsbrief der Widerstandskämpferin Rosa Hofmann an ihre Mutter lesen, den sie im Gefängnis schrieb, bevor sie im Alter von vierundzwanzig Jahren von den Nazis hingerichtet wurde. Weil die Künstlerinnen und Nonnen, Hexen und Hebammen im Hintergrund agierten, haben sie das Stadtbild wenig beeinflußt. So ist der Führer nicht zuletzt ein Lesebuch, das Salzburg um bisher unbekannte Geschichten und Gesichter bereichert. Jene, die bislang um sogenannte Frauen-Reiseführer einen großen Bogen gemacht haben, können beruhigt zugreifen. Hier geht es nicht um Konsum, sondern um Kultur. (mel.)
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"Salzburg für Frauen" von Gertraud Steiner. Verlag Anton Pustet, Salzburg 1997. 142 Seiten, etwa 40 Abbildungen und sechs Karten. Broschiert, 27,50 Mark.
Sind alle Männer Machos? Interessieren sie sich nur für Sport und Technik? Gertraud Steiner scheint einschlägige Erfahrungen gemacht zu haben, warum sonst wendet sie sich in ihrem Stadt- und Reisebuch nur an "Salzburgerinnen und Gästinnen"? Daß auch Männer den Führer mit Gewinn lesen können, ist keine Frage. Denn nur im letzten Kapitel finden sich Listen der schicksten Boutiquen und Frisiersalons. Vorangestellt sind fünf Spaziergänge und eine Radtour, die einen Einblick in das "unbekannte" Salzburg der Frauen und in die weibliche Geschichte der Stadt vermitteln sollen. Da spaziert man an Mozarts Wohnhaus vorbei und findet im Reiseführer wenig über Wolfgang Amadeus, dafür aber um so mehr über seine Mutter Anna Maria, die bei seiner Geburt fast gestorben wäre. Eine Route führt am Geburtshaus der Salomé Alt nahe der Franziskanerkirche vorbei, für das die Stadtverwaltung bis heute keine Gedenktafel übrig hat - Salomé war im sechzehnten Jahrhundert die Geliebte eines Erzbischofs und gebar ihm zehn Kinder. Und auf dem Mönchsberg kann man den Abschiedsbrief der Widerstandskämpferin Rosa Hofmann an ihre Mutter lesen, den sie im Gefängnis schrieb, bevor sie im Alter von vierundzwanzig Jahren von den Nazis hingerichtet wurde. Weil die Künstlerinnen und Nonnen, Hexen und Hebammen im Hintergrund agierten, haben sie das Stadtbild wenig beeinflußt. So ist der Führer nicht zuletzt ein Lesebuch, das Salzburg um bisher unbekannte Geschichten und Gesichter bereichert. Jene, die bislang um sogenannte Frauen-Reiseführer einen großen Bogen gemacht haben, können beruhigt zugreifen. Hier geht es nicht um Konsum, sondern um Kultur. (mel.)
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