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Die Entwicklung Salzburgs zur Literaturstadt setzte nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein: 1919 begründete Max Reinhardt die Salzburger Festspiele, bei denen 1923 Hofmannsthals "Jedermann" zur Uraufführung gelangte. Stefan Zweig erwarb zur gleichen Zeit hier seine "Villa Europa" auf dem Kapuzinerberg, Treffpunkt international renommierter Autoren. Brecht ließ sich nach 1945 auf eine eigene Fassung des "Jedermann" ein - und erlangte so die österreichische Staatsbürgerschaft. Er wohnte auf dem Mönchsberg im selben Haus, in das 30 Jahre später Peter Handke einziehen sollte. Dieser…mehr

Produktbeschreibung
Die Entwicklung Salzburgs zur Literaturstadt setzte nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein: 1919 begründete Max Reinhardt die Salzburger Festspiele, bei denen 1923 Hofmannsthals "Jedermann" zur Uraufführung gelangte. Stefan Zweig erwarb zur gleichen Zeit hier seine "Villa Europa" auf dem Kapuzinerberg, Treffpunkt international renommierter Autoren. Brecht ließ sich nach 1945 auf eine eigene Fassung des "Jedermann" ein - und erlangte so die österreichische Staatsbürgerschaft. Er wohnte auf dem Mönchsberg im selben Haus, in das 30 Jahre später Peter Handke einziehen sollte.
Dieser Reisebegleiter führt auf den Spuren Thomas Bernhards und Georg Trakls durch die Salzburger Innenstadt und auf die beiden Hausberge. Mit Peter Handke kann man den Almkanal entlang zum Untersberg wandern u. v. a.m.
Autorenporträt
Straub, Wolfgang
Wolfgang Straub wurde 1968 in Zell am See geboren und hat Germanistik und Theaterwissenschaft in Salzburg und Wien studiert. Seit seiner Promotion lebt und arbeitet er in Wien als freier Verlagslektor, Autor, Literaturkritiker und -wissenschaftler sowie Lehrbeauftragter an der Universität Wien. Die Literaturtopografie ist ein Schwerpunkt seiner Buchpublikationen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2009

Durch die Getreidegasse

"Was alle schreiben, dass die Stadt schön ist, das weiß ja eh jeder", befindet Thomas Bernhard. "Aber hinter der Schönheit ist eben auch was anderes." Diesem anderen setzt sich Wolfgang Straub auf die Spur. "Salzburg - Ein Reisebegleiter" heißt der Band, der den ungezählten literarischen Beschreibungen der Stadt folgt. Auch Thomas Bernhard wird darin zum Wegbegleiter, gemeinsam erkundet man die Gassen und Hügel, die Kaffeehäuser, Hotels und Theater, die Friedhöfe. Salzburg sei eine Stadt, hört man Bernhard toben, die "im Grunde die kunst- und geistesfeindlichste ist, die man sich denken kann, ein stumpfsinniges Provinznest mit dummen Menschen und kalten Mauern, in welchem mit der Zeit alles zum Stumpfsinn gemacht wird, ausnahmslos". Wolfgang Straub schaut genauer hin. Er blickt hinter die Kulissen der Festspiele und lässt deren wechselhafte Geschichte von Autoren wie Polgar, Hofmannsthal oder H.C. Artmann kommentieren, er folgt Georg Trakl durch enge Wohnungen, Schulen und Apotheken, er wandert mit Peter Handke auf den Mönchsberg und schaut von dort auf die Stadt, in der er allerlei Fundstücke aufgelesen hat - Liebeserklärungen und Hymnen, aber auch Spötteleien, Anekdoten und Beschimpfungen. Natürlich setzt Straub dabei auf bekannte Schriftsteller wie Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig oder Erich Kästner. Die leiseren, keineswegs minder spannenden Sätze stammen allerdings von Autoren wie Gerhard Amanshauser, Christoph W. Aigner oder Karl-Markus Gauß. Zusammen ergeben all diese Stimmen einen Chor, der den Rummel auf dem Domplatz und in der Getreidegasse problemlos übertönt. Salzburg einmal anders: eine Einladung, sich den Dichtern und deren Wegen zu überlassen und mit ihnen in die Nebenstraßen abzubiegen. Überraschungen sind garantiert.

aber

"Salzburg - Ein Reisebegleiter" von Wolfgang Straub. Insel Verlag, Frankfurt 2008. 225 Seiten, zahlreiche Fotografien. Broschiert, zehn Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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