Mono no aware - Die Traurigkeit der Dinge
Zu Anfang von "Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen" von Francesc Miralles lernt man Samuel, einen einsam und zurückgezogen lebenden Germanistik Professor, kennen. Sein Leben scheint sehr trist und traurig zu sein. Sofort denkt man als Leser, dass
man selbst nicht gern so leben würde und doch kann man sich in Samuels Situation hineinversetzen.…mehrMono no aware - Die Traurigkeit der Dinge
Zu Anfang von "Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen" von Francesc Miralles lernt man Samuel, einen einsam und zurückgezogen lebenden Germanistik Professor, kennen. Sein Leben scheint sehr trist und traurig zu sein. Sofort denkt man als Leser, dass man selbst nicht gern so leben würde und doch kann man sich in Samuels Situation hineinversetzen. Denn obwohl er etwas eigen und verbohrt ist, hat er eine ganz liebenswerte Art an sich und man kann seine Angst vor dem Alleinsein - auch in der Zukunft - und dem Vergessenwerden stark nachempfinden. Samuel ist sich sogar sicher, dass niemand auch nur seinen Tod bemerken würde, sollte es einmal dazu kommen.
So scheint es folglich ein wirklich trauriges Buch zu werden. Doch als Samuel eine Katze zuläuft, ändert sich plötzlich sein ganzes Leben von Grund auf. Normalerweise mag er gar keine Katzen, aber da er der festen Überzeugung ist, dass jedes Handeln das ganze, noch folgende Leben beeinflussen kann, und sei diese Handlung auch noch so klein, nimmt er Mishima (so nennt er die Katze) doch auf. Und er soll Recht behalten. es dauert gar nicht lang, da lernt er durch Mishima seinen Nachbarn Titus kennen, für den er ein Buch zu Ende schreiben soll und trifft im Café Valdemar, der ebenfalls zu einem guten Freund wird. Auch zwei besondere Frauen spielen im weiteren Verlauf des Buches eine große Rolle. Und so wird aus einer traurigen Geschichte, eine Geschichte voll Liebe, Freundschaft und Gefühl, aber auch Trauer und Angst vor dem Verlust.
Mit viel Feingefühl fürs Detail lässt der Autor die Figuren agieren. Jede davon hat etwas magisches und geheimnisvolles an sich. Gleichzeitig wird klar, wie sehr der Kontakt zu anderen Menschen das eigene Leben beeinflussen und verändern kann und wie wichtig dieser für jeden ist. Des öfteren entlockte mir das Buch auch ein Schmunzeln über Samuel und Mishima. Häufig gelingt es Mishima nämlich Samuel zu überlisten und ihn damit ziemlich zu verwirren. Allgemein scheint er manchmal etwas durcheinander zu sein, was aber sehr charmant und keinesfall überzogen oder naiv wirkt.
Durch die Sprachgewandtheit des Autors und seine liebevollen Beschreibungen lernt man die Andersartigkeit und den Blickwinkel von Samuel und seinen Freunden zu verstehen und lieben. Gekonnt pflicht er dabei Buchausschnitte und Zitate ein, mit denen sich Samuel beschäftigt (für ihn ist die Literatur weit mehr als nur eine Jobgrundlage) und die dessen Gefühle und Gedanken hervorragend unterstreichen. Diese poetische Schreibweise und die wunderschönen und tiefgehenden Vergleiche im Verlauf der Geschichte, hinterlassen den Eindruck einer großen Weisheit des Protagonisten, und dementsprechend des Autors. Das ganze Buch ist gespickt mit kleinen, aber unaufdringlichen Lebensweisheiten. Auch die einfallsreichen Kapitelüberschriften und deren Einteilung fördern den Lesegenuss.
Es handelt sich definitiv nicht um einen typischen Roman ohne viel Hintergrund. Nein, dieses Buch ist tiefgreifend, gut durchdacht und gewiss nicht belanglos.
Und um es mit Hermann Hesses Worten abzuschließen: "Die Schale war geknackt." Nämlich die von Samuel und auch die des Lesers.
Ein erstklassiges Lesevergnügen und -erlebnis!