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In 1966 two columnists joined Newsweek magazine. Their assignment: debate the world of business and economics. Paul Samuelson was a towering figure in Keynesian economics, which supported the management of the economy along lines prescribed by John Maynard Keynes's General Theory. Milton Friedman, little known at that time outside conservative academic circles, championed "monetarism" and insisted the Federal Reserve maintain tight control over the amount of money circulating in the economy. In the nimble hands of author and journalist Nicholas Wapshott, Samuelson and Friedman's decades-long…mehr

Produktbeschreibung
In 1966 two columnists joined Newsweek magazine. Their assignment: debate the world of business and economics. Paul Samuelson was a towering figure in Keynesian economics, which supported the management of the economy along lines prescribed by John Maynard Keynes's General Theory. Milton Friedman, little known at that time outside conservative academic circles, championed "monetarism" and insisted the Federal Reserve maintain tight control over the amount of money circulating in the economy. In the nimble hands of author and journalist Nicholas Wapshott, Samuelson and Friedman's decades-long argument becomes a window through which to view one of the longest periods of economic turmoil in the United States. As the soaring economy of the 1950s gave way to decades stalked by declining prosperity and "stagflation", it was a time when the theory and practice of economics became the preoccupation of politicians and the focus of national debate. It is an argument that continues today.
Autorenporträt
Nicholas Wapshott's many books include biographies of Margaret Thatcher and Carol Reed, Keynes Hayek: The Clash That Defined Modern Economics, and The Sphinx: Franklin Roosevelt, the Isolationists, and the Road to World War II . He lives in New York City.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2021

Der Kampf um den freien Markt
Die Kontroverse zwischen Samuelson und Friedman

Der amerikanische Journalist Nicholas Wapshott verbindet im vorliegenden Buch Ideengeschichte, Wirtschaftsgeschichte und die Biographien von zwei bedeutenden Ökonomen, so wie er es vor Jahren schon in seinem Buch über Keynes und Hayek getan hatte. Ideen und Ereignisse werden so dargestellt, dass Paul Samuelson für die neoklassische Synthese und die dominante Richtung der Ökonomik steht. Mit seinem seit 1948 immer wieder aktualisierten Lehrbuch "Economics" ist es ihm gelungen, Generationen von Ökonomen zu prägen. Milton Friedman übernimmt die Rolle des Herausforderers. Obwohl Friedman drei Jahre älter als Samuelson ist, war Samuelson deutlich vor Friedman ein etablierter Ökonom geworden. Dementsprechend hat er auch vor Friedman den Nobelpreis erhalten.

Samuelson verteidigte stets sowohl "big government" und den Sozialstaat als auch den keynesianischen Versuch, mittels Defiziten und Staatsausgaben Wirtschaftskrisen und vor allem auch Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden oder zu überwinden. Dagegen hat Friedman eine Vielzahl von Einwänden erhoben. Nach Friedman ist der Effekt eines fiskalischen Stimulus viel schwächer, als von den Keynesianern unterstellt wird, weil der Konsum weniger vom aktuellen und durch staatliche Maßnahmen kurzfristig beeinflussbaren Einkommen als vom permanenten Einkommen abhängt. In seiner monetären Geschichte der USA betonte Friedman erstmals die Dominanz monetärer Faktoren anstelle der Fiskalpolitik. Nach Friedman und seiner Ko-Autorin Schwartz ist auch die Weltwirtschaftskrise wesentlich monetär geprägt worden und durch eine geradezu deflationäre Geldpolitik der Federal Reserve verschärft worden.

Mit der in den 1970er-Jahren einsetzenden Stagflation geriet die keynesianische Globalsteuerung in die Krise. Vorher glaubten viele Keynesianer, sich auf die Phillips-Kurve verlassen zu können, wonach man Krisen und Arbeitslosigkeit immer durch fiskalische Stimuli und die Akzeptanz von etwas Inflation bekämpfen könne. Die Gleichzeitigkeit von Arbeitslosigkeit und Inflation war theoretisch nicht vorgesehen. Der Versuch, Arbeitslosigkeit durch Hinnahme von Inflation zu bekämpfen, erforderte eine immer stärkere und auch unerwartete Inflation.

In dieser Krise des Keynesianismus und der fiskalischen Steuerung konnte Friedman mit seinem Monetarismus eine theoretische Alternative anbieten, bei der allerdings nicht nur monetäre Instrumente die fiskalischen ablösen sollten, sondern auch der Fokus von der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hin zur Inflationsbekämpfung verschoben wurde. Nach Friedman sollte die Geldmenge möglichst stetig mit einer geringen Zuwachsrate wachsen, um Krisen und Inflation zu vermeiden. Den diskretionären Entscheidungsspielraum der Zentralbank wollte Friedman weitgehend einschränken, am liebsten sogar abschaffen. In der Praxis entstanden erhebliche Probleme schon bei der Erfassung oder Messung der Geldmenge und erst recht beim Versuch von deren Steuerung. Als Anfang des 21. Jahrhunderts trotz lockerer Geldpolitik Deflationssorgen die Angst vor der Inflation verdrängten, war Friedmans Monetarismus von den Zentralbanken schon aufgegeben worden.

Mit der großen Rezession ab 2008 und massiven staatlichen Rettungsmaßnahmen für Banken und Versicherungen, erst recht mit der Pandemie 2020, kam es zu einer enormen Ausweitung von Staatstätigkeit und Staatsdefiziten. Mit Wapshott kann man darin eine Art Sieg des Keynesianers Samuelson über seinen Kontrahenten Friedman sehen, der die Staatstätigkeit massiv einschränken wollte. Dieser Ausgang der Debatte hängt allerdings vom Zeitpunkt des Abbruchs der Analyse ab. Hätte man zu Beginn der Stagflation der 1970er-Jahre abgebrochen, hätte es für Samuelson und die Keynesianer nicht so gut ausgesehen. Hätte man bei Friedmans Tod 2006 abgebrochen, dann wären die Schwächen beider Ansätze gleichermaßen das Hauptergebnis gewesen. Wenn man daraus auf die Schwierigkeit geschlossen hätte, durch gezielte politische Eingriffe etwas Positives zu bewirken, hätte der libertäre Friedman damit besser als Samuelson leben können. Ob die Debatte aus der Perspektive von 2030 noch so aussehen wird wie heute, kann man nicht wissen.

Das Buch ist aber nicht nur Ideen- und Wirtschaftsgeschichte, sondern auch eine Doppelbiographie, in der die jüdische Herkunft beider aus ostmitteleuropäischen Einwandererfamilien, ihre Erfahrungen mit der Großen Depression und antisemitischer Diskriminierung und die Karrieren und Ehrungen beider Kontrahenten beschrieben werden. Besonderes Gewicht legt Wapshott dabei auf das fast zwei Jahrzehnte andauernde Engagement beider als Kolumnisten bei Newsweek. Sowohl unter biographischen als auch ideen- und wirtschaftsgeschichtlichen Gesichtspunkten kann man das für übertrieben halten. Wenn man das Buch als Ideengeschichte nimmt, dann fällt auf, dass das mit der Debatte zwischen Keynesianern und Monetaristen gleichzeitige Entstehen der Public-Choice-Schule unerwähnt bleibt. Nimmt man das Buch als Wirtschaftsgeschichte, dann fällt der Fokus auf amerikanische und britische Ereignisse oder die Vernachlässigung Kontinentaleuropas auf, obwohl die Rolle der Chicago Boys in Chile behandelt wird. Aber diese Details ändern nichts daran, dass Wapshott ein interessantes und gut lesbares Werk über zwei bedeutende Denker gelungen ist. ERICH WEEDE

Nicholas Wapshott: Samuelson Friedman. The Battle Over the Free Market. Norton, New York 2021, 367 Seiten, 29 Euro.

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